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opentheory

Verfasst: 01.02.2003 16:40:40
von Matti
Hallo,

wollte mal fragen, ob ihr opentheory schon kennt. Dort werden alle möglichen Theorien nach den Prinzipien der Freien Software entwickelt.
Interessant ist auch Oekonux. Das ist eine Mailingliste, in der Menschen den gesellschaftlichen Einfluss von Freier Software diskutieren. Aus der Selbstbeschreibung:
In diesem Projekt untersuchen die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Meinungen und den unterschiedlichsten Herangehensweisen die ökonomischen und politischen Formen Freier Software. Eine wichtige Frage ist, ob die Prinzipien der Entwicklung Freier Software eine neue Ökonomie begründen können, die als Grundlage für eine neue Gesellschaft dienen könnte.
Oekonux hat auch einen Themenbereich auf opentheory, wo Diskusionen von der Mailingliste ausformuliert werden:
http://www.opentheory.org/oekonux/

Verfasst: 08.02.2003 20:30:51
von Oranor
Ja, kenne ich. Ich war 2001 auf der Oekonux-Konferenz in Dortmund, weil ich die Fragestellung des Projekts sehr interessant fand. Aber die Inhalte die dort diskutiert wurden fand ich dann nicht so prickelnd. Sie erinnerten mich stark an die K-Gruppen die vor '89 an den Unis aktiv waren.

Aber ich nehme Deinen Pointer zum Anlaß nochmal nachzuschauen wie sich die Diskussion dort entwickelt hat. Wie denkst Du denn über die Fragestellung des Projekts? Ist Freie Software ein Wegbereiter für eine neue Ökonomie?

Verfasst: 08.02.2003 22:50:38
von Matti
Oranor hat geschrieben:Ja, kenne ich. Ich war 2001 auf der Oekonux-Konferenz in Dortmund, weil ich die Fragestellung des Projekts sehr interessant fand. Aber die Inhalte die dort diskutiert wurden fand ich dann nicht so prickelnd. Sie erinnerten mich stark an die K-Gruppen die vor '89 an den Unis aktiv waren.


Ich war auf der 2. Konferenz in Berlin. So schlimm fand ich es gar nicht. Allerdings kamen die meisten nicht aus dem Oekonux Umfeld.
Aber ich nehme Deinen Pointer zum Anlaß nochmal nachzuschauen wie sich die Diskussion dort entwickelt hat. Wie denkst Du denn über die Fragestellung des Projekts? Ist Freie Software ein Wegbereiter für eine neue Ökonomie?
Freut mich, das Du nochmal nachschauen möchtest. Mich haben besonders die Texte von Annette Schlemm und Stefan Meretz beeindruckt.
Ob die Freie Software ein Wegbereiter für eine neue Ökonomie sein kann, weiß ich nicht. Aber ich denke sie zeigt, wie eine andere Gemeinschaft aussehen kann, ein Fenster in eine mögliche Zukunft sozusagen.
Interessant ist auch, das Informationen in der Wirtschaft eine immer größere Rolle spielen und sie sich immer mehr nach ihren Bedingungen ausrichten muss. Informationen haben andere Regeln als materielle Güter. Sie können beliebig vervielfältigt werden. Wenn ich damit Geld verdienen will, muss ich sie verknappen. Das geht aber nur begrenzt, da es sehr offensichtlich ist, dass die Verknappung erst künstlich hergestellt werden muss. Das ist zwar bei allen Waren so, aber bei materiellen nicht so sichtbar.
Außerdem wird der Mensch dadurch wichtiger (Selbstverständlich nur als Arbeitskraft). Denn nur für ihn haben Informationen eine Bedeutung.
Die Wirtschaft muss ihre Produktivkraft ständig steigern, was nur über eine Leistungssteigerung der Arbeit zu erreichen ist. Das geht nur noch über die Kreativität und Entfaltung des Menschen. Das ist aber unvereinbar mit der Ausbeutung des Menschen durch das Kapital. Der Mensch muss sich die Logik des Marktes zu eigen machen und soll sich dabei fröhlich entfalten. Dabei kann mensch aber höchstens verrückt werden.
Ich denke dieser Widerspruch ist innerhalb des Kapitalismus nicht lösbar. Allerdings muss die Produktivkraft gesteigert werden, da sonst die Wirtschaft nicht mehr wächst und damit untergeht.
Die Freie Software hat diesen Widerspruch jenseits des Marktes gelöst. Die Selbstentfaltung der Entwickler ist der Antrieb und die Produktivkraft ist höher als unter entfremdeten Bedingungen.

Verfasst: 09.02.2003 10:48:01
von Oranor
Ich habe mir mal die Website zur 2. Konferenz angesehen und du hast recht, es ist wirlkich sehr spannend was sie dort schreiben. Ich habe mich jetzt auf der Oekonux-Mailingliste angemeldet, vielleicht lesen wir uns dort ja mal.

Selbstverwirklichtung als Mittel zur Steigerung der Produktivkraft: Die Open Source Bewegung ist noch zu wenig in die klassische Ökonomie eingebunden als daß man sagen könnte, daß sie hier Probleme gelöst hat. Die Pleitewelle der Open Source Firmen zeigt doch, daß da noch einiges im argen liegt. Open Source Entwicklung ist doch zum größten Teil ein Hobby und wird nur in Ausnahmefällen Industriell betrieben (wie z.B. die Red Hat Labs oder Mozilla).

Die Frage ist, was kann man tun, daß sich solche Projekte mehr durchsetzten? Da gibt es nicht nur Aufklärungsbedarf bei den Arbeitgebern (die werden bei Wort "Prodiktivitätssteigerung" sowieso schon hellhörig) sondern auch bei den Arbeitnahemern. Denn letztere haben sich schon viel zu sehr daran gewöhnt, am Werktor ihre Träume und ihre Kritikfähigkeit abzugeben.