Oranor hat geschrieben:Ja, kenne ich. Ich war 2001 auf der Oekonux-Konferenz in Dortmund, weil ich die Fragestellung des Projekts sehr interessant fand. Aber die Inhalte die dort diskutiert wurden fand ich dann nicht so prickelnd. Sie erinnerten mich stark an die K-Gruppen die vor '89 an den Unis aktiv waren.
Ich war auf der 2. Konferenz in Berlin. So schlimm fand ich es gar nicht. Allerdings kamen die meisten nicht aus dem Oekonux Umfeld.
Aber ich nehme Deinen Pointer zum Anlaß nochmal nachzuschauen wie sich die Diskussion dort entwickelt hat. Wie denkst Du denn über die Fragestellung des Projekts? Ist Freie Software ein Wegbereiter für eine neue Ökonomie?
Freut mich, das Du nochmal nachschauen möchtest. Mich haben besonders die Texte von Annette Schlemm und Stefan Meretz beeindruckt.
Ob die Freie Software ein Wegbereiter für eine neue Ökonomie sein kann, weiß ich nicht. Aber ich denke sie zeigt, wie eine andere Gemeinschaft aussehen kann, ein Fenster in eine mögliche Zukunft sozusagen.
Interessant ist auch, das Informationen in der Wirtschaft eine immer größere Rolle spielen und sie sich immer mehr nach ihren Bedingungen ausrichten muss. Informationen haben andere Regeln als materielle Güter. Sie können beliebig vervielfältigt werden. Wenn ich damit Geld verdienen will, muss ich sie verknappen. Das geht aber nur begrenzt, da es sehr offensichtlich ist, dass die Verknappung erst künstlich hergestellt werden muss. Das ist zwar bei allen Waren so, aber bei materiellen nicht so sichtbar.
Außerdem wird der Mensch dadurch wichtiger (Selbstverständlich nur als Arbeitskraft). Denn nur für ihn haben Informationen eine Bedeutung.
Die Wirtschaft muss ihre Produktivkraft ständig steigern, was nur über eine Leistungssteigerung der Arbeit zu erreichen ist. Das geht nur noch über die Kreativität und Entfaltung des Menschen. Das ist aber unvereinbar mit der Ausbeutung des Menschen durch das Kapital. Der Mensch muss sich die Logik des Marktes zu eigen machen und soll sich dabei fröhlich entfalten. Dabei kann mensch aber höchstens verrückt werden.
Ich denke dieser Widerspruch ist innerhalb des Kapitalismus nicht lösbar. Allerdings muss die Produktivkraft gesteigert werden, da sonst die Wirtschaft nicht mehr wächst und damit untergeht.
Die Freie Software hat diesen Widerspruch jenseits des Marktes gelöst. Die Selbstentfaltung der Entwickler ist der Antrieb und die Produktivkraft ist höher als unter entfremdeten Bedingungen.