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Eure Meinung zum Linux-'Ordner'-Aufbau
Verfasst: 03.09.2004 14:06:19
von flaffy
Huuuuhuuuuuuuu
Ich muss gestehen

Ich komme aus der Windows-Welt und arbeite mich erst langsam in die wundervolle Welt von Linux ein
Von daher ist mir die Dateistruktur in sachen (/etc, /usr, ...) ein bischen fremd
Was meint ihr? Sollte man sich an diese Dateistrukturen halten? Oder werde ich von der Linux-Gemeinde gesteinigt wenn ich z.B. ein 'programme'-Ordner in / anlege? Ich weiss das ich das handlen könnte wie ich es für richtig halte

Nur die eigentliche Frage ist ... hat es Vorteile diese Struktur einzuhalten?
Verfasst: 03.09.2004 14:11:47
von QT
Du kannst Verzeichnisse anlegen, wie Du lustig bist, nur wird es Dich in Probleme bringen, insbesondere da Du keine Ahnung hast und andere werden Dir kaum weiterhelfen koennen, weil nur Du die Verzeichnisse dann anders hast. Also schlechte Idee IMO. Wirf Dein Windowswissen einfach ueber Board, es ist kaum etwas Wert in der UNIX Welt.....
Hier eine Seite, die den Filesystemstandard beschreibt:
http://www.pathname.com/fhs/
Re: Eure Meinung zum Linux-'Ordner'-Aufbau
Verfasst: 03.09.2004 14:15:29
von eagle
flaffy hat geschrieben:Sollte man sich an diese Dateistrukturen halten? Oder werde ich von der Linux-Gemeinde gesteinigt wenn ich z.B. ein 'programme'-Ordner in / anlege?
Das mit der Steinigung ist ganz sicher !!
Nebenbei ob das mit den Programme Ordner so der Weissheit letzte Schluss ist wage ich zu bezweifeln. Ausserdem solltest du statt dem /programme Ordner lieber /opt wählen.
eagle
Verfasst: 03.09.2004 15:38:47
von g-henna
Hi!
Nun ja, wie du richtig bemerkst, gibt es ja zwei mehr oder weniger sinnvolle Wege, Programmordner zu strukturieren. Zum einen ist das die Möglichkeit, wie es unter Windows in der Regel ist, wo jedes Programm einen eigenen Ordner hat, in dem sinnvollerweise alle benötigten Dateien liegen:
Code: Alles auswählen
programm_a/
bin/
etc/
doc/
programm_b/
bla/
res/
exec/
Wie man sieht, braucht jedes Programm eine eigene Ordnerhierarchie. Der Aufbau derselben ist den Programmierern überlassen und wie man auch sieht, kann es sein, dass man sich in den Ordner überhaupt gar nicht zurecht findet. Ein enormer Vorteil ist aber, dass man alles, was zu einem Programm gehört, beisammen hat und z.B. im Notfall komplett löschen oder von einem anderen Rechner rübekopieren kann.
Unter *ix sieht das anders aus:
Code: Alles auswählen
/bin
programm_a
programm_b
/etc
programm_a/
programm_b/
/usr/doc
programm_a/
programm_b/
Wie man sehen kann, wird ein Programm, was nicht völlig aus der Reihe tanzen will, sich zumindest grob an die vorgegebenen Standards halten, was die Platzierung von Konfigurationsdateien, Executables etc. angeht. Leider hat man nicht mehr alle Dateien zusammen, ein Problem, das z.B. durch das grandiose apt-get oder auch rpm weitgehen gelöst wird, die sich selbst merken, wo welche Dateien des Programms liegen. Die Anzahl der Ordner ist gleich, aber es bringt den Vorteil, dass man nur einen Ordner (oder zwei oder so) in den $PATH nehmen muss, während bei dem anderen System alle möglichen Ordner durchsucht werden müssten.
Ich selbst bin eigentlich auch eher ein Fan des ersten Systems, aber sooo schrecklich, dass ich deswegen jetz meine ganze Ordnerstruktur ummodeln würde, ist es dann doch nicht...
Bye
g-henna
Verfasst: 03.09.2004 15:41:13
von Natas12
die ordnerstruktur der unixe ist ja "eigentlich" sinnvoll, überfordert jedoch "normale" andwender oft - es gibt jedoch distributionen, die eine völlig eigene ordnerstruktur haben -> siehe gobolinux. letzteres verwendet so weit ich weiß nur wenige ordner /system und /programms (oder so) und ähnelt eher der windows-welt.
ansonsten sind die kurzen ordnernamen schon praktisch und ich neige dazu, die gleichen bezeichnungen auch in meinem home-verzeichnis zu nutzen.
also: ich habe beispielsweise den ordner "bin" für programme im heimatverzeichnis (da ist openoffice 2.0 und eine statische version von firefox drin). meine dokumente habe ich in "doc", etc.
allerdings (und ich gehe das risiko einer steinigung ein) wäre es wirklich nicht schlecht, wenn die verzeichnisstruktur einmal grundlegend reformiert wird - das würde auch den aufbau von dateimanagern erleichtern (und den user nicht mehr zu seltsamen ordner-schachtelungen zwingen). so was hier:
/boot
/system
/config
/applications
/users
finito. würde mich auch mit einer "abstrakten" ansicht zufrieden geben, die quasi die o.g. struktur virtuell anbietet und im hintergrund noch die alte verwendet.
ideal wäre natürlich ein system, welches ohne dateinamen und ordner auskäme (zumindest aus user-sicht). aber das kommt sicher nocht...
Verfasst: 03.09.2004 15:57:08
von QT
Natas12 hat geschrieben:allerdings (und ich gehe das risiko einer steinigung ein) wäre es wirklich nicht schlecht, wenn die verzeichnisstruktur einmal grundlegend reformiert wird
Die momentane Version 2.3 vom FHS stammt vom 29. Januar 2004. Also recht aktuell. Die Mailingliste
http://lists.sourceforge.net/lists/list ... hs-discuss steht offen fuer Dich, um Deine Vorschlaege diskutieren zu lassen. Du solltest beruecksichtigen, dass dieser Standard natuerlich nicht nur fuer Linuxsysteme wichtig ist sondern UNIX generell und dies in etlichen Inkarnationen. Auch gibt es in der Realitaet etliche Szenarien (Thin-Clients, NFS Mounts etcpp), die Dein neuer Vorschlag zum FHS beruecksichtigen sollte und es moeglich machen muss, dass manche Sachen (Binaries, Daten oder Conffiles) lokal liegen und andere wiederum von einem Server ueber zB NFS importiert werden.
Ich denke, mal so undurchdacht ist der FHS nicht und vermutlich wurde er in der Vergangenheit kontinuierlich an die Anforderungen und Gegebenheiten angepasst und dabei kam das raus, was nun als Version 2.3 vorliegt.
Ich sehe fuer mich nun keinen Vorteil darin, das, was installiert und bekannt ist, umzuwerfen und zu ersetzen mit etwas, das sich dann erst nochmal behaupten muss. Ich arbeite nun seit ueber 10 Jahren mit den verschiedensten UNIX Varianten und bin sehr froh, dass es einen relativ einheitlichen Aufbau im Dateisystem gibt. Gegen das Gefrickel unter Wiindows wuerde ich es jedenfalls niemals tauschen wollen......
Verfasst: 08.09.2004 10:07:06
von debianuser
Hallo
Im Prinzip ist es unbedeutend welche Ordnerstruktur verwendet wird. Was mich aber tierisch nervt ist die Tatsache, dass z.B. in /etc tausende von config files verstreut sind die ein normaler Benutzer nicht zuordnen kann. Die Konfigurationsdateien zu einem bestimmten Programm oder Paket sollten in einem gleichnamigen Ordner untergebracht sein. Dann findet man z.B. unter /etc/xyz die Konfiguration des Programms xyz
Ich hab noch Hoffnung, dass sich das irgendwann ändert.
Verfasst: 08.09.2004 10:52:27
von Savar
das ist doch weitestgehend so?!
bloss es gibt halt Konfigurationsdateien, die eigentlich nicht wirklich zu einem Programm gehören und daher meist direkt im /etc Ordner liegen..
ansonsten für "snort" "Samba" "apache" "php" und ich weiß nicht was alles sind sie in ihren eigenen Ordnern...
Verfasst: 08.09.2004 11:26:28
von Six
Verdammt, wo ist "C:"?
Aber mal im Ernst, die FHS-Anordnung ist doch gelungen. Wenn ich Dokumentationen zu einer Anwendung suche, dann gehe ich nach /usr/share/doc. Will ich mal schauen, welchen tollen Anwendungen ich habe, dann gehe ich nach /usr/bin, will ich wissen, was in den globalen Konfigurationsdateien steht, dann gehe ich nach /etc. Alle User-Verzeichnisse liegen unter /home und wenn ich mal ein passendes Icon zum drauf rumklicken suche, dann geht's nach /usr/share/icons.
Und so, wie es hier dargestellt wird, ist es unter MS Windows ja nicht. Zuerst wird nach Hersteller, dann nach Programmname sortiert. Wenn ich mal flott in den c:\program files Ordner navigiere, dann steht da ja nicht Nero (so'n CD-Brennprogramm a la K3B - wo ist Nautilus, wenn man ihn braucht?

) , sondern ahead. Nicht anders ist es bei Adobe-Produkten, MS Produkten und den meisten Spielen. Ja super, warum zum Teufel soll ich mir merken, wie der Hersteller meiner Software heißt? Da guck ich wirklich lieber in /usr/bin nach.
Was soll's, ist eben eine andere Art der Organisation, statt hersteller- und applikationsorientiert ist es halt funktionsorientiert. Da gewöhnt man sich dran und vielleicht findet man es irgendwann sogar gut
PS: -> Smalltalk
Verfasst: 08.09.2004 11:49:39
von CorvusCoraX
Tja, ist halt nicht mehr Windows ... hrhr da muss man sich erstmal umgwöhnen.
Aber ich mag die Ordnerstruktur von Unix,
man weiß direkt wo man alles finden kann !
Wer da noch Probleme hat kann ja Konqueror nehmen,
der ist ja fast wie der Explorer!
Verfasst: 08.09.2004 12:04:23
von HELLinG3R
vor allem ist das Dateisystem unheimlich flexibel; dem OS ist es im "prinzip" egal, auf welcher Platte die dateien liegen.
Denn alles ist erstmal eine Datei (komische Vorstellung, ich weis)
Das Dateisystem ermöglicht einfach sachen, die so nicht unter dem Festplattenorientiertem WIN möglich sind.
Verfasst: 08.09.2004 18:11:59
von g-henna
Hi!
Six hat geschrieben:Wenn ich Dokumentationen zu einer Anwendung suche, dann gehe ich nach /usr/share/doc.
Oder /usr/doc?
Six hat geschrieben:Will ich mal schauen, welchen tollen Anwendungen ich habe, dann gehe ich nach /usr/bin
Oder /bin oder /usr/local/bin oder auch /sbin oder /usr/sbin? Warum gibt es überhaupt /sbin, wenn ein Teil der dort vorhandenen Programme auch der normale Nutzer benutzen darf?
Was ich sagen wollte, es ist zwar eine gewisse Logik vorhanden, aber etwas mehr Einheitlichkeit könnte man trotzdem noch reinbringen...
Bye
g-henna
Verfasst: 09.09.2004 13:42:30
von darkiop
Ich bin mit System auch ganz zufrieden. Mich stört allerdings das es z.b für bin mehere Verzeichnisse gibt:
/(s)bin
/usr/(s)bin
...
Oder das doc Beispiel:
/usr/share/doc
/usr/doc
...
Das sollte man irgendwie vereinheitlichen.
Verfasst: 09.09.2004 13:49:10
von Joghurt
darkiop hat geschrieben:
/(s)bin
/usr/(s)bin
/(s)bin enthält Programme, die man zum testen/mounten von Partionen benötigt. Halt alles, was man (im Extremfall) braucht, um /usr mounten zu können.
/usr/share/doc
/usr/doc
/usr/doc ist veraltet. Alle Debianpakete installieren nach /usr/share/doc.
Verfasst: 09.09.2004 15:19:27
von Six
g-henna hat geschrieben:Hi!
Six hat geschrieben:Wenn ich Dokumentationen zu einer Anwendung suche, dann gehe ich nach /usr/share/doc.
Oder /usr/doc?
Aeh, nein. IIRC gehoeren laut LSB2.0 Dokumentationen nach /usr/share/doc.
g-henna hat geschrieben:
Six hat geschrieben:Will ich mal schauen, welchen tollen Anwendungen ich habe, dann gehe ich nach /usr/bin
Oder /bin oder /usr/local/bin oder auch /sbin oder /usr/sbin? Warum gibt es überhaupt /sbin, wenn ein Teil der dort vorhandenen Programme auch der normale Nutzer benutzen darf?
Das ist kein Problem von GNU/Linux sondern vom Stuhl-Tastatur-Interface
In /bin und /sbin finden sich die Programme, die notwendig sind, um das BS zu betreiben. Gleiches gilt fuer /usr/sbin, falls man es schafft /usr zu mounten, aber / nicht, denn mit GNU/Linux ist nicht viel los, wenn nicht mindestens / und /usr verfuegbar sind.
In /usr/bin liegen dagegen alle oeffentlich zugaenglichen Programme, die per System da liegen sollten. In /usr/local/bin liegen nur Programme, die der lokale Nutzer selbst dort untergebracht hat. Man erinnere sich, UNIX bzw. GNU/Linux ist von der Historie her betrachtet ein Netzwerkbetriebsystem.
g-henna hat geschrieben:
Was ich sagen wollte, es ist zwar eine gewisse Logik vorhanden, aber etwas mehr Einheitlichkeit könnte man trotzdem noch reinbringen...
Bye
g-henna
Logik und Sinn
