Adventskalender 7. Dezember 2024 - Fluxkompensator

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buhtz
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Adventskalender 7. Dezember 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von buhtz » 06.12.2024 21:25:37

Datensicherung mit Back In Time
Da ich derzeit zum Betreuer Team der Anwendung gehöre, möchte ich euch diese hier einmal vorstellen. Back In Time (BIT) erstellt Datensicherungen und richtet sich an Endanwender:innen und Desktop-Nutzer:innen.

Um Speicherplatz einzusparen, macht die Anwendung im Hintergrund Gebrauch von Rsync's Hardlink Funktion. Vereinfacht formuliert, werden nur veränderte Dateien in den Backup-Ordner transferiert. Unveränderte Dateien werden nur als Hardlinks im Backup-Ordner angelegt. Das Backup kann, unabhängig von BIT, mit jedem Dateimanager durchsucht und genutzt werden. Es kommen keine Container- oder Archiv-Formate zum Einsatz.

Weitere Features:
  • SSH, um Backups auf entfernte Server abzulegen.
  • Verschlüsselung von Backups. Aktuell mit EncFS (deprecated) und langfristig mit gogryptfs (siehe initialen PR #1897 und Issue #1734).
  • Umfangreiche Zeitsteuerung und Eventsteuerung (Anstecken an USB).
  • User-callback Skript, um in einzelne Schritte des Backup-Prozesses einzugreifen.
  • Regelbasiertes Entfernen älterer Backups.
  • Ausführung als "root" (via "pkexec").
Installation
Es gibt die zwei Pakete Debianbackintime-common (Kommandozeilen-Tool) und Debianbackintime-qt (die grafische Oberfläche).

Code: Alles auswählen

$ sudo apt install backintime-qt
Danach finden sich im Anwendungsmenü oder -starter die zwei Einträge Back In Time und Back In Time (root). Wir konzentrieren uns auf ersteres.

Beim ersten Start wird BIT fragen, ob eine frühere Konfiguration von einem anderen Ort importiert werden soll, was wir verneinen.
Bild

Danach sehen wir nicht das Hauptfenster, sondern gleich den Einstellungsdialog, um ein neues Backup-Profil einzurichten. Nicht verwirren lassen, BIT verwendet in älteren Versionen noch die Begriffe Snapshot oder Schnapschuss synonym für Backup.

Lokale Sicherung
Der Einstellungs-Dialog (aka "Profile verwalten") ist über die Menü-oder Symbol-Leiste erreichbar und dürfte je nach Version in etwa so aussehen.
Bild
Hier in dem Screenshot sieht man den Modus "Lokal", welcher die einfachste Form darstellt. Dabei werden innerhalb des Verzeichnisbaums Dateien von einem Verzeichnis ins andere geschoben. Darunter (Wo Schnappschüsse gespeichert werden) wird das Ziel-Verzeichnis für die Backups angezeigt. Im darunterliegenden Abschnitt Erweitert wird ersichtlich, dass dieser Verzeichnis-Pfad um weitere Unterordner erweitert wird. Im Tab Einbeziehen und Ausschließen lassen sich entsprechend Dateien und Verzeichnisse für die Sicherung auswählen und ggf. ausschließen.

Den Dialog schließen und dann im Hauptfenster das Backup anstoßen. Hier in Aktion auf einem etwas langsamen Raspberry Pi4.
Bild

Remote Sicherung
Der Modus "SSH" ermöglicht es, eine Sicherung auf einem "entfernten" Verzeichnis via SSH anzulegen. Hier im Beispiel gehe ich davon aus, dass bereits eine passwortlose Anmeldung auf dem entfernten SSH Server eingerichtet wurde. BIT kann ggf. aber auch dabei unterstützen.
Bild

Wiederherstellen / Restore
Um Dateien und Verzeichnisse aus einem Backup wieder herzustellen ist BIT nicht nötig. Die Backups liegen im Dateisystem und können mit jedem Dateimanager durchsucht und verschoben werden.

BIT selbst kann das natürlich auch übernehmen, für einzelne Elemente eines Backups oder auch für das gesamte Backup. Dabei lässt sich u.a. regeln, dass vor dem Zurückspielen und Überschreiben bestehender Dateien, diese wiederum gesichert bzw. mit einem timestamp im Namen umbenannt werden. Das hat mir schon öfters den A**** gerettet. :D

Bild

Zum Projekt und seinem aktuellen Status
BIT ist etwa 15 Jahre alt und wird derzeit von der dritten Generation Maintainer betreut. Neben dem Lösen von Problemen und dem Verbessern der Funktionalität besteht ein beträchtlicher Teil der Betreuerarbeit derzeit darin, das Projekt und seine Infrastruktur auf moderne und effizienter wartbare Grundlagen zu stellen. Die Testsuite und die Dokumentation benötigen noch viel Arbeit und sind ein Grund dafür, warum einige scheinbar simple Probleme immer noch nicht behoben sind. Dazu mehr im Strategy Outline des Projekts.

Zusammen mit zwei weiteren Personen (Michael und Jürgen), bin ich seit Sommer 2022 Mitglied im Betreuer Team. Zum vormaligen Betreuer (Germar Reitze) haben wir noch sporadisch Kontakt. Der ursprüngliche Entwickler (Dan Opera) ist nicht auffindbar.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Christian
Zuletzt geändert von Meillo am 07.12.2024 10:19:47, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Titel dem Schema der anderen Tuerchen angepasst
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Re: Adventskalender - 7. Dez. 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von whisper » 07.12.2024 08:56:48

Ein wunderbares Türchen!
Ich nutze bisher Debianrestic und DebianBorg.

Ich zitiere mal unseren Freund, Chatti auf Deduplizierung angesprochen.
Back In Time arbeitet etwas anders als Tools wie Restic oder Borg, was die Deduplizierung angeht. Es basiert auf rsync und nutzt Hardlinks, um inkrementelle Backups zu erstellen. Dadurch werden nur neue oder geänderte Dateien kopiert, während unveränderte Dateien durch Hardlinks dargestellt werden, um Speicherplatz zu sparen. Technisch gesehen erfolgt keine klassische Deduplizierung auf Block- oder Datei-Ebene wie bei Restic oder Borg. Stattdessen wird durch die Hardlink-Methode eine ähnliche Speicherersparnis erzielt, jedoch weniger effizient, wenn beispielsweise nur Teile von Dateien geändert wurden.

Da Back In Time auf Datei- und nicht Block-Ebene arbeitet, könnte es bei sehr großen Dateien oder bei Systemen mit vielen kleinen Änderungen weniger effektiv sein, was die Speicheroptimierung angeht, im Vergleich zu deduplizierenden Backuplösungen wie Restic oder Borg.

Falls Du auf eine Block-basierte Deduplizierung angewiesen bist, wäre Back In Time keine optimale Wahl, aber es ist eine gute Option für einfache Dateibasierte Backups mit einer klaren Übersicht über die Versionen.
Mein Datengrab bei Hetzner hat jetzt nicht unendlich viel Platz übrig, deshalb überlege ich vom Laptop die Sicherungen auf mein NAS zu machen, welches allerdings nicht täglich, sondern 2-3 Mal die Woche online ist.
Ich überlege Back in time zu probieren, mit einer lokalen Sicherung und dann, wenn das NAS mal Online ist, das Backup abzuholen.
Müsste dann nur eine Warnung auf dem Desktop erscheinen, damit man den Lappi anlässt.
Alter ist übrigens keine Ausrede, nur Erfahrung, die sich stapelt. 😉

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Re: Adventskalender - 7. Dez. 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von uname » 07.12.2024 09:24:57

Danke für das Adventskalendertürchen. Ich hatte mich schon gefragt, wobei es beim "Fluxkompensator" gehen könnte.

Ich hätte auch gleich mal eine Frage. Wenn man das erste Backup auf der selben Partition machen würde (macht man eigentlich natürlich nicht), werden bereits für dieses Backup Hardlinks verwendet?

- sei /home eine Partition und es sind hier keine weiteren Partitionen eingehangen
- /home/user1/testdatei ist die Originaldatei
- /home/backup/user1/testdatei ist das erste Backup

Zeigt "stat /home/user1/testdatei" und "stat /home/backup/user/testdatei" auf die selbe Inode und der Hardlink-Zähler ist auf 2 oder sind es unterschiedliche Inodes und der Hardlink-Zähler ist jeweils auf 1?


Vor vielen Jahren habe ich mal das Script Backup mit RSYNC geschrieben. Ich glaub da wurde direkt also immer "rsync --link-dest" verwendet.

Ich nutze mittlerweile keine Backup-Scripte oder Backup-Programme mehr. Ich habe praktisch keine Daten und meine normalen Nutzdaten wie Bilder kopiere ich manuell auf zwei Sicherungs-USB-Festplatten.

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Re: Adventskalender - 7. Dez. 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von Meillo » 07.12.2024 10:22:36

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
07.12.2024 09:24:57
Ich hätte auch gleich mal eine Frage. Wenn man das erste Backup auf der selben Partition machen würde (macht man eigentlich natürlich nicht), werden bereits für dieses Backup Hardlinks verwendet?

- sei /home eine Partition und es sind hier keine weiteren Partitionen eingehangen
- /home/user1/testdatei ist die Originaldatei
- /home/backup/user1/testdatei ist das erste Backup

Zeigt "stat /home/user1/testdatei" und "stat /home/backup/user/testdatei" auf die selbe Inode und der Hardlink-Zähler ist auf 2 oder sind es unterschiedliche Inodes und der Hardlink-Zähler ist jeweils auf 1?
Es muessen separate Inodes sein, denn sonst waere es ja kein Backup, weil du mit dem Veraendern der Originaldatei zugleich die Backupdatei veraendern wuerdest und damit ein Ruecksichern unmoeglich waere.
Use ed once in a while!

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Re: Adventskalender - 7. Dez. 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von buhtz » 07.12.2024 10:43:23

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
07.12.2024 09:24:57
Ich hätte auch gleich mal eine Frage. Wenn man das erste Backup auf der selben Partition machen würde (macht man eigentlich natürlich nicht), werden bereits für dieses Backup Hardlinks verwendet?
Habe es gerade überprüft. Nein, hier werden frische Dateien/Inodes angelegt.
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Re: Adventskalender 7. Dezember 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von uname » 07.12.2024 10:58:43

Meillo hat geschrieben:Es muessen separate Inodes sein, denn sonst waere es ja kein Backup, weil du mit dem Veraendern der Originaldatei zugleich die Backupdatei veraendern wuerdest und damit ein Ruecksichern unmoeglich waere.
Ja das leuchtet ein. Ich habe es noch mal nachgestellt. Wenn ich eine Datei z. B. mit Vim editiere, dann ändert sich die Inode nicht.

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Re: Adventskalender 7. Dezember 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von mampfi » 07.12.2024 11:02:41

Installation geht vonstatten mit "$ sudo apt install backintime-qt"

Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, dann installiert sowas (qt) ein Päckchen von KDE-Dateien mit.

Das solllte man noch Plattenplatz in der Partition übrig haben.
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mn77de
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Re: Adventskalender 7. Dezember 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von mn77de » 07.12.2024 13:30:28

Vielen Dank für dieses Adventskalender-Türchen. :D
Es freut mich sehr, hier im Forum direkt einen Projekt-Betreuer zu sehen. :THX:

Ich persönlich nutze ein kleines Bash-Skript, welches "rsync" (inkl. Hardlinks) direkt aufruft.
Dies hat sich bei mir mittlerweile über Jahre bewährt, läuft automatisiert und sehr rund.
Debian stable, AwesomeWM, Mate, Helix, LF, Git, Java, Xemy, JayMo, ...
OpenSource! :THX:

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Re: Adventskalender 7. Dezember 2024 - Fluxkompensator

Beitrag von buhtz » 09.12.2024 15:47:21

Erwähnte ich schon, dass das Projekt jetzt auch im Fediverse via Mastodon sichtbar ist?

@backintime@fosstodon.org
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