BackupPC 4 ist jetzt ja nicht mehr wirklich neu. Veröffentlichung war am 20.6.2020. Trotzdem habe ich erst jetzt nach langer Testzeit BackupPC 3 durch 4 ersetzt, erst in einer privaten Instanz(Sicherung von einer lokalen VM und 1-2 anderen Webspaces per SSH) und nach einiger Testzeit dann auch eine Instanz auf Arbeit mit einer größeren Anzahl von VMs.
Die Alleinstellungsmerkmale der Software im OSS-Bereich ist für mich(in der Kombination):
- Poolweite-Deduplizierung (Das kann Borg auch, aber nur wenn man alle Hosts in ein Repo packt, welches beim Backup von einem Host gesperrt ist und das ist doof. BareOS/Bacula machen afaik nur Deduplizierung auf Host-Level).
- Pull-Sicherung (Das kann Borg auch, auf eine mich absolut nicht zufriedenstellende Weise)
- Keine Client-Software nötig(bis auf rsync+ssh; Windows sichere ich auch lieber per rsync+ssh als mit smb)
- GUI für die tägliche Routine-Arbeit(Backups durchsuchen, Dateiwiederherstellung, Auf der Konsole geht natürlich auch alles)
Da davon abgeraten wird einen Backup-Pool in das neue v4 Format zu konvertieren habe ich einen neuen Server genommen und einen neuen Pool initialisieren lassen. Den alten habe ich erst nochmal parallel sichern lassen und dann per Option "BackupsDisable" auf nicht mehr sichern gestellt. Die Backups möchte ich auf dem alten System doch noch eine Weile aufheben.
Die Installation geht ja aufgrund der Debianpaket schnell und problemlos. Wichtig noch ggf. die Option "Require local" aus der Apache Konfiguration auszukommentieren, damit man von Remote auf das Webinterface kommt. IP-Adresseinschränkungen kann man dort ja statt dessen setzen.
Die Konfiguration habe ich mir vom alten Server abgeschaut und händisch selektiv übertragen. Die Konfiguration der Hosts war dann eigentlich nur noch in Einzelfällen notwendig, auch die konnte ich aus den Konfig-Files ausgewählt übernehmen. Meist waren es nur individuelle Ausschlüsse von Dateien.
Wichtige Einstellung bei mir ist die Bandbreitenbegrenzung der Datensicherung. Ich möchte das Netz nicht zu sehr belasten. Ich habe leider nicht für alle Systeme dedizierte Backup-Netzwerke. Das stört insgesamt aber überhaupt nicht.
Das kann man nicht oft genug erwähnen: Wenn das Backup nicht funktioniert, dann erst mal im Debug-Modus starten:
http://backuppc.sourceforge.net/faq/debugXfer.html
Für Datenbanken muss natürlich zusätzlich Vorsorge getroffen werden. Bei mir laufen grundsätzlich mindestens überall DB-Export-Scripte für MySQL und Postgres. Die Datendateien der DBs schließe ich aus und sichere nur die Dumps.
Neues in BackupPC 4
- Unter der Haube hat sich recht viel geändert. Das wichtigste für mich als User: Keine Hardlinks mehr. Damit fallen Ärgernisse bei Dateisystemchecks weg und die Performance ist besser.
- Per Vorgabe für rsync ist jetzt --one-file-system aktiv. Das heisst aufgepasst! Wer das nicht registriert, sichert seine Server jetzt evtl. nur teilweise, wenn da zusätzliche Dateisysteme fehlen.
- BackupPC 4 funktioniert bis jetzt hervorragend. Gefühlt schneller als die 3er Version.
- Das Interface sieht ein klein wenig hübscher aus, ist aber von der Bedienerführung identisch geblieben.
- Die Ratio zwischen virtuell alloziiertem Speicherplatz(vor Pooling und Kompression) und benötigtem Platz auf der Platte ist etwa 15:1. D. h. mit 300 Voll-/ und 360 inkrementellen Backups habe ich bei 56 Hosts ca. 19,5 TB virtuell und 1,2 TB physisch belegt.)
- Etwas nervig ist das vom Autor eigens angepasste rsync, dass auf dem Server benötigt wird. Die Fehlermeldung, die das wirft, ist nicht immer 100% aussagekräftig. Als Beispiel: Ich habe einen Strato-Webspace, den ich sichere. Ich habe nicht darauf geachtet, den User umzustellen. Per Default wird root als Zielbenutzer verwendet. Die Fehlermeldung von bpc-rsync war:
Aber mit debugging Option für rsync / ssh hochgedreht habe ich es dann gefunden.Got fatal error during xfer (rsync error: error in rsync protocol data stream (code 12) at io.c(226) - Die Sicherungszeiten liegen bei den meisten Systemen dank rsync bei wenigen Minuten oder beim größten System anfangs bei 1 Tag und bei den Differenzbackups dann bei 1 Stunde und bei den nachfolgenden Vollbackups bei 10 Stunden - auch wegen der Bandbreitenlimitierung. Das kann man natürlich alles noch so optimieren, wie man das lieber haben möchte, aber für mich passt das.
- Bei sehr alten Systemen, die man sichert, muss man sich die rsync - Optionen anschauen, dass das mit denen von der entsprechenden rsync-Version kompatibel ist.
- Ich habe auch mal in den Code(Perl) hier und da mal kurz reingeschaut. Hübsch ist ja was anderes. Aber verstehen kann ich das schon, wenn hier der ein oder andere die Nase rümpft.
Fazit
Version 3 hat schon so funktioniert, wie sie soll und Version 4 tut das auch und funktioniert besser. Das ist nicht immer selbstverständlich das eine neue SW-Version tatsächlich Verbesserungen bringt. BackupPC ist für mich für den Einsatzzweck Netzwerk-Backup eine echt super OSS-Lösung. Praise Craig Baratt!!!



