Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Warum Debian und/oder eine seiner Spielarten? Was muss ich vorher wissen? Wo geht es nach der Installation weiter?
Antworten
debianoli
Beiträge: 4168
Registriert: 07.11.2007 13:58:49
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz

Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von debianoli » 21.03.2016 16:17:01

Hallo,
ich habe bei mir noch eine NSLU2 mit Jessie rumliegen, die als kleiner Druck-Server viaDebianp910nd dienen soll. Allerdings ist Jessie auf der NSLU2 unglaublich langsam, ein einfaches apt-get update zB dauert mehrere Minuten. (mehr zur grundsätzlichen Debian-Installation auf der NSLU2 hier auf der Seite von Martin Michlmayr: http://www.cyrius.com/debian/nslu2/)

Jetzt habe ich gestern die NSLU2 mit openwrt ausgestatet und das Ding rennt plötzlich wieder wie ein Ferrari (im Rahmen der NSLU2-Möglichkeiten).

Kann ich ein Debian-Jessie auch so abspecken, dass die NSLU2 wieder benutzbar wird oder ist das zu aufwändig?

pferdefreund
Beiträge: 3799
Registriert: 26.02.2009 14:35:56

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von pferdefreund » 22.03.2016 12:51:20

Ich würde es mal mit einer Minimalinstalltion probieren - also nur das allernotwendigste. Dann nur wirklich das installieren, was wirklich gebraucht wird. Übrigens - was ist das denn überhaupt für eine Hardware ?. Ich habe Debian - damals noch Etch auf einer 200Mhz-Kiste mit 512MB RAM problemlos und arbeitsfähig am laufen gehabt. Da ging sogar postgresql-DB-Server und Hercules mit MVS 3.8 ohne Probleme. Nur Videos waren dann halt - na ja - ...Eventuell mal mit free bei laufendem System nachschauen, ob es am Speicher klemmt.

kuleszdl
Beiträge: 25
Registriert: 03.04.2016 21:02:54

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von kuleszdl » 05.04.2016 02:55:29

Die Kiste hat nur einen 266MHz-Prozessor und 32MB RAM. Das ist (afaik) deutlich unter den Mindestanforderungen für ein aktuelles (unangepasstes) Debian, da alleine schon der Kernel ordentlich Speicher braucht.

Das zweite Problem ist beispielsweise auch die Performance von Tools wie apt-get, die deutlich mehr CPU/RAM brauchen als etwa opkg von OpenWRT und co. Ich würde sagen: Vergiss es. Du müsstest das Debian derart runterstrippen, dass es danach nicht mehr viel mit Debian gemein hätte. Die Arbeit kann man sich auch gleich sparen und eine Distribution nehmen, die das bereits gemacht hat und beispielsweise gegen ulibc und andere Speicherschonende Bibliotheken gelinkt ist.

Benutzeravatar
catdog2
Beiträge: 5352
Registriert: 24.06.2006 16:50:03
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von catdog2 » 05.04.2016 13:28:01

Kann mich nur anschließen, OpenWRT ist mit allen vor und Nachteilen darauf hin optimiert auf derartiger Hardware zu laufen. Debian ist das nicht, gerade bei nur 32 MB RAM. Auch apt/dpkg ist auf extrem schwachbrüstiger Hardware ziemlich zäh geworden, liegt wohl allein schon an der Große des Archivs welches erfreulicherweise doch recht angewachsen ist in den letzten Jahren.
Also ich würde auf OpenWRT oder ähnliches setzen. Falls es doch ein richtiges Debian sein soll gibt's ja heute reichlich Auswahl an günstigen Kleinrechern, die Kreise um diese Gurke ziehen.
Unix is user-friendly; it's just picky about who its friends are.

debianoli
Beiträge: 4168
Registriert: 07.11.2007 13:58:49
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von debianoli » 06.04.2016 11:37:39

kuleszdl hat geschrieben:... auch die Performance von Tools wie apt-get, die deutlich mehr CPU/RAM brauchen als etwa opkg von OpenWRT und co.
Genau, das bringt Kisten wie die NSLU deutlich an ihr Limit. Das war vor 8 Jahren noch anders, da reichte die Performance der NSLU unter Debian noch aus. Ich werfe nur ungern Geräte auf den Müll, wenn sie noch zu irgendetwas nützlich sind. Und als Druckserver dürfte die NSLU ausreichend sein. Muss auch testen, ob die NSLU unter Openwrt problemlos mit per Wlan-Stick verbindet oder ob das die HW wieder ans Limit bringt.
catdog2 hat geschrieben:Also ich würde auf OpenWRT oder ähnliches setzen.
Openwrt habe ich bereits auf die NSLU geflasht, aber fällt euch noch eine andere Distribution ein, die ähnlich resourcenschonend wie Openwrt ist?

guennid

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von guennid » 07.04.2016 17:50:38

Ich habe keine Erfahrungen mit nslu2, aber die Eignung eines OS für einen Druckserver würde ich nicht gerade an der Zeit für ein "apt-get update" messen. :wink: Aber 32Mb Ram sind in der Tat arg bescheiden. Mir stellt sich da eher die Frage ob das Drucken mit sowas Sinn macht (für "Spiegel"-Adepten: sinnvoll ist). :wink:

Grüße, Günther

kuleszdl
Beiträge: 25
Registriert: 03.04.2016 21:02:54

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von kuleszdl » 08.04.2016 01:57:19

debianoli hat geschrieben: Openwrt habe ich bereits auf die NSLU geflasht, aber fällt euch noch eine andere Distribution ein, die ähnlich resourcenschonend wie Openwrt ist?
Fragen wir mal anders: Was willst du mit der NSLU noch alles machen bzw. was gefällt dir an OpenWRT nicht (abgesehen davon dass es viele Blobs enthält, aber du könntest ja mal LibreCMC darauf testen bzw. dahin portieren).

kuleszdl
Beiträge: 25
Registriert: 03.04.2016 21:02:54

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von kuleszdl » 08.04.2016 02:01:04

Du könntest ggf. noch ein sehr kleines rootfs via debootstrap aufsetzen und einen eigenen Tiny-Kernel kompilieren:

https://tiny.wiki.kernel.org/

Aber wie gesagt, du müsstest halt noch auf ulibc usw. setzen womit du eher in die Richtung "Linux from Scratch" gehst und dich von Debian entfernst.

Benutzeravatar
catdog2
Beiträge: 5352
Registriert: 24.06.2006 16:50:03
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von catdog2 » 08.04.2016 13:01:16

abgesehen davon dass es viele Blobs enthält
Das wäre mir neu. Bis auf firmware welche hauptsächlich für einige WLAN Chips gebraucht wird (und der proprietäre Broadcom Treiber wird oder wurde auch angeboten) eigentlich nicht. Openwrt versucht so weit wie möglich ohne aus zu kommen fährt aber tendenziell einen eher pragmatischen Ansatz. Debian macht es ja letztlich ähnlich mit dem einzigen Unterschied, dass die Trennung zwischen free und non-free deutlicher kommuniziert wird.
Unix is user-friendly; it's just picky about who its friends are.

debianoli
Beiträge: 4168
Registriert: 07.11.2007 13:58:49
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von debianoli » 11.04.2016 10:44:43

guennid hat geschrieben:Ich habe keine Erfahrungen mit nslu2, aber die Eignung eines OS für einen Druckserver würde ich nicht gerade an der Zeit für ein "apt-get update" messen. :wink:
Na ja, eben schon irgendwie. Denn irgendwie willst du deinen Druckserver installieren und wenn dann das apt-get update schon ewig braucht, wird es uninterressant.

Als Netzwerk-"Druckserver" funktioniert die NSLU mit openwrt und Debianp910nd immer noch, aber nur ohne die Funktionalität von CUPS. Ist jetzt mehr ein Netzwerk-Adapter für Drucker, die keine eigene Druckerschnittstelle haben.
kuleszdl hat geschrieben: https://tiny.wiki.kernel.org/

Aber wie gesagt, du müsstest halt noch auf ulibc usw. setzen womit du eher in die Richtung "Linux from Scratch" gehst und dich von Debian entfernst.


OK, danke, das ist mir dann doch zu aufwändig. Dann bleibe ich bei openwrt für diese alte Kiste.

wanne
Moderator
Beiträge: 7616
Registriert: 24.05.2010 12:39:42

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von wanne » 11.04.2016 15:03:14

debianoli hat geschrieben:Als Netzwerk-"Druckserver" funktioniert die NSLU mit openwrt und Debianp910nd immer noch, aber nur ohne die Funktionalität von CUPS. Ist jetzt mehr ein Netzwerk-Adapter für Drucker, die keine eigene Druckerschnittstelle haben.
Warum?
opkg update
opkg install cups
Siehe auch: https://wiki.openwrt.org/doc/howto/cups.server

Ansonsten könntest du dir echt mal ein Hardwareupgrade überlegen. Wenn das Ding noch als NAS läuft: Ein Banana-PI M1 hat in jeder Hinsicht ein vielfaches der Leistung. (GBit/s-Ethernet statt 100MBit/s, sata mit mit mehreren hundert MByte/s statt dem alten USB 2.0 über dass du bei dem Prozessor wahrscheinlich nicht mal die ~50Mbyte verschiffen kannst, RAM: 1GB DDR3 statt 32 MB SDRAM. In jeder Hinsicht etwa einen Verzehfachung. und das ganze für ~30€ neu.)
http://geizhals.de/banana-pi-m1-bpi-m1-a1108641.html

Zu Debian: Ich schätze das hauptproblem bei apt-get ist vermutlich der extrem langsame USB-Stick, auf dem das installiert ist. Normalerweise würde man da jetzt versuchen /var/cache in den RAM zu verlagern. bei 32MiB sieht's da aber auch extrem mau aus. Ob swaping da billiger ist, wenn SWAP auf dem gleichen Stick liegt, ist eher fraglich. Aber möglicherweise ein versuch wert. Einen wirklichen speedup würde möglicherweise ein schnellerer USB-Stick bringen. Sowas gibt's aber defakto nicht für USB2.0 die nutzen beim schreiben alle nur 5-20% der Datenrate von USB2.0. Eine HDD statt der Installation auf einen USB Stick wäre wohl der beste Weg. Aber da fällt dir dann vermutlich der Prozessor auf die Füße. USB ist CPU intensiv. Denke nicht, dass der ~200MHz ARM da volle USB 2.0 Geschwindigkeit (Die ja auch schon erbärmlich ist) rausholen kann. Ich nehme an, dass sich der Banana-PI deswegen für sata und gegen USB 3.0 entschieden hat.
Btw. musst du dir auch bei einem PI Gedanken darüber machen, wo du was hinschiebst. Auf der SD-karte ist apt-get und das starten von Programmen natürlich wieder langsam. Auf der anderen seit passiert das im besten Fall auch praktisch nie. Wenn man auf eine sata platte installiert, rennt es wie nochmalwas.
rot: Moderator wanne spricht, default: User wanne spricht.

debianoli
Beiträge: 4168
Registriert: 07.11.2007 13:58:49
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von debianoli » 12.04.2016 11:17:16

wanne hat geschrieben:
debianoli hat geschrieben:Als Netzwerk-"Druckserver" funktioniert die NSLU mit openwrt und Debianp910nd immer noch, aber nur ohne die Funktionalität von CUPS. Ist jetzt mehr ein Netzwerk-Adapter für Drucker, die keine eigene Druckerschnittstelle haben.
Warum?
CUPS benötigt doch mehr Resourcen als p910nd? So wie ich das verstanden habe, schiebt p910nd ankommende Druckdaten direkt zum Drucker weiter.

Ein anderes Gerät als die NSLU würde ich mir besorgen, wenn der Drucker mehr im Einsatz wäre. Aber für meine Zwecke genügt das Gerät immer noch sehr gut.

Hat auch mehr damit zu tun, dass ich ungern Geräte wegwerfe, die noch funktionieren und man irgendwie noch weiterverwenden kann.

Auch noch Danke für den Hinweis auf den USB-Stick, das würde natürlich auch Sinn machen, dass das der Flaschenhals ist.

wanne
Moderator
Beiträge: 7616
Registriert: 24.05.2010 12:39:42

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von wanne » 12.04.2016 18:41:37

Das Banana PI war nur für den Fall gedacht, dass das ding wirklich noch Datein verteilt. Als drucke wäre eher sowas sinnvoll:
https://www.raspberrypi.org/products/pi-zero/
Das Ding kostet im Original in den USA $5. In Deutschland zahlt man im Moment leider das drei bis vierfache. (Allerdings muss man bei so kleinen Beträgen glaube ich nicht verzollen, wenn man in den USA einkauft.)
Das dürftest du an Stromkosten wieder reinbekommen. Und dann hat man halt 512MiB RAM.
rot: Moderator wanne spricht, default: User wanne spricht.

Benutzeravatar
MSfree
Beiträge: 11714
Registriert: 25.09.2007 19:59:30

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von MSfree » 12.04.2016 19:07:27

wanne hat geschrieben:https://www.raspberrypi.org/products/pi-zero/
Das Ding kostet im Original in den USA $5.
Als Netzwerkgerät ist der Pi-Zero aber ungeeignet, der verfügt nämlich über keine Netzwerkschnittstelle. Wenn man da ein USB-Ethernetdongle oder ein WLAN-Dongle dranflanscht, kostet der Pi-Zero schnell nochmal 7-20€ mehr und dann kann man auch gleich einen Pi-B+ nehmen.

wanne
Moderator
Beiträge: 7616
Registriert: 24.05.2010 12:39:42

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von wanne » 12.04.2016 20:02:20

MSfree hat geschrieben:Als Netzwerkgerät ist der Pi-Zero aber ungeeignet, […] dann kann man auch gleich einen Pi-B+ nehmen.
Stimmt da hast du natürlich recht. Warscheinlich ist man mit irgend einem alten router alla TP-Link TL-WR841N oder TP-Link TL-WR702N besser bedient. Die frage ist ob das sich dann lohnt.Weiß jemand, was der nslu2 so an Strom schluckt?
rot: Moderator wanne spricht, default: User wanne spricht.

wanne
Moderator
Beiträge: 7616
Registriert: 24.05.2010 12:39:42

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von wanne » 12.04.2016 20:06:37

debianoli hat geschrieben:CUPS benötigt doch mehr Resourcen als p910nd? So wie ich das verstanden habe, schiebt p910nd ankommende Druckdaten direkt zum Drucker weiter.
Ich denke CUPS wirst du relativ locker zum laufen bekommen. Das startet wahrscheinlich ewig. Aber wenn es dann mal läuft...
rot: Moderator wanne spricht, default: User wanne spricht.

Benutzeravatar
MSfree
Beiträge: 11714
Registriert: 25.09.2007 19:59:30

Re: Minimales Debian mit wenig Resourcen-Verbrauch

Beitrag von MSfree » 12.04.2016 22:06:24

wanne hat geschrieben:Warscheinlich ist man mit irgend einem alten router alla TP-Link TL-WR841N oder TP-Link TL-WR702N besser bedient. Die frage ist ob das sich dann lohnt.
Meiner Meinung nach lohnt sich das alles nicht. Diese Plastikrouter haben zu wenig RAM und zu wenig Flashspeicher. Ein platzoptimiertes Arm-Linux auf Debianbasis (z.B. Minibian) benötigt min. 400MB Flashspeicher und RAM ab 128MB ist durchaus empfehlenswert. 32MB RAM wie bei Plastikroutern oder NSLU halte ich für nicht mehr Zeitgemäß.
Weiß jemand, was der nslu2 so an Strom schluckt?
3-4W ohne Festplatte.

Einen Pi B+ habe ich mit 1.6W ab Steckdose gemessen. Unter Last geht der wohl auch mal auf 3-4W hoch, das wirkt sich aber auf den Stromverbrauch kaum aus, als Druckserver geht der nur kurz für wenige Sekunden mal auf 100% CPU-Last, 99% der Zeit dümpelt der im Leerlauf.

Aber OK, so ein Raspi B+ kostet 30€, plus 8€ Gehäuse, plus 8€ Netzteil, plus 5€ µSD-Karte. Da komme am Ende immerhin rund 50€ zusammen.

Antworten