Kann jemand ein Debian-Manual empfehlen?

[malach]

Hallo,
ich weiß, googeln würde hier helfen, aber bevor ich in den sicher zahllosen Fundstellen etwas Geeignetes gefunden bzw. getestet habe, würde ich gern erstmal die Experten hier fragen, ob sie mir etwas empfehlen könnten, um die Suche abzukürzen.

Bei Debian gibt es ja die man-pages, sogar sehr schön in deutsch, aber alles findet man dort auch nicht.

Beispielsweise kommt auf einem PC das Debian beim Start plötzlich nur noch bis zu einer Terminalkonsole, nicht mehr bis zum Gnome. Was tun?
Oder, wo kann ich herausfinden, in welcher Datei die Bootreihenfolge steht? Früher hatte ich SuSE in vielen Versionen, da konnte man mittels YAST einstellen, ob der Rechner mit Windows oder Linux starten solle.
Und die nächsten Probleme kommen bestimmt, da wäre ich froh, wenn ich darüber irgend etwas nachlesen könnte.

Es wäre nett, wenn mir jemand ein brauchbares Manual empfehlen würde.

VG
malach

[NAB]

Ich weiß, was du suchst ... dieses Buch, das einem jede Frage beantwortet und in dem alles erklärt ist, vorallem die Zusammenhänge ... aber das gibt's nicht. Es gibt das Debian Handbuch:
https://debian-handbook.info/browse/de-DE/stable/
aber das ist fehlerhaft, nur unvollständig übersetzt und es erklärt nur die Debian-spezifischen Eigenheiten.

Du wirst nicht drum herum kommen, Google zu quälen und man-pages zu lesen. Und dir vielleicht spezifische Bücher zu kaufen ... zur Shellprogrammierung oder zur Linux-Administration.

Zu deinen konkreten Problemen:

Beispielsweise kommt auf einem PC das Debian beim Start plötzlich nur noch bis zu einer Terminalkonsole, nicht mehr bis zum Gnome. Was tun?

Das klingt, als ob dein Grafikkartentreiber auf einmal streikt. Das tut er selten, ohne dass man dran rumfummelt. In der Datei /var/log/Xorg.0.log müsstest du genauere Informationen finden ... wirf einen Blick auf's Alter, ob die Datei von einem aktuellen Boot-Versuch stammt.

Oder, wo kann ich herausfinden, in welcher Datei die Bootreihenfolge steht? Früher hatte ich SuSE in vielen Versionen, da konnte man mittels YAST einstellen, ob der Rechner mit Windows oder Linux starten solle.

Schon die Fragestellung geht von einem Konzept aus, das es nicht gibt. Du änderst nicht die Reihenfolge, sondern den vor-ausgewählten Eintrag, der dann automatisch gestartet wird. Das machst du in der Datei /etc/default/grub mit dem Wert GRUB_DEFAULT. Danach ist ein "update-grub" nötig, um die Änderung in den Bootloader zu übernehmen.

[FarrierPete]

Hi,

habe eines auf Papier, zwar nicht mehr ganz aktuell, aber besser als nix: Ganten/Alex, Debian GNU/Linux, 2. Auflage, Springer Berlin/Heidelberg 2004, ISBN 3-540-43267-1. Für die dritte Auflage wurden die Themen neu gegliedert und der Stoff aktualisiert. Das Buch bezieht sich auf die seit 2007 stabile Version etch, siehe http://www.springer.com/de/book/9783540733386 oder http://www.amazon.de/Debian-Grundlagen- ... 3540733388, gebraucht für 6,69 € (Anwendungsprogramme werden von Wulf Alex im Buch Debian GNU/Linux in der Praxis (ISBN 978-3-540-23786-0) erläutert). Wenn Du Glück hast und einen Benutzerausweis, kannst Du das in einer öffentlichen Bibliothek kostenlos entleihen, ggf auch per Fernleihe anfordern.

Ob und wann die nächste Auflage (für Jessie) auf Papier erscheint? Keine Ahnung... http://www.springer.com hüllt sich in Schweigen...

Ansonsten kann man auch online etwas finden: http://debiananwenderhandbuch.de/index.html, aktuell zu "Jessie". Ich benutze den nitro-pdf-reader (unter Windooze) und kann damit recht zügig aus den Online-HTML-Seiten eine pdf.Datei erstellen, die auch offline zu lesen ist. (Tip: Nachbearbeiten mit libre-office-writer erbingt 50% Ersparnis bei der Größe der .pdf-Datei)

Weitere Literaturangaben: siehe http://debiananwenderhandbuch.de/woherdebian.html

Hoffe, da ist was für Dich dabei.

mfG
FarrierPete

[hikaru]

Das Buch bezieht sich auf die seit 2007 stabile Version etch,

Seitdem hat sich eine ganze Menge geändert, daher würde ich behaupten, das Buch hat nur noch archäologischen Wert. Auch das Debiananwenderhandbuch ist teils recht veraltet.

Ich halte Handbücher wegen der schnellen Wechselzyklen im IT-Sektor generell für problematisch. Vieles mag auch über längere Zeit gleich bleiben, aber das Problem das du immer hast wenn du dich auf ein Buch beziehst ist, dass du bei den Teilen für die du das Buch brauchst nicht weißt ob sie noch aktuell sind, und bei den Teilen bei denen du weißt ob sie aktuell sind oder nicht für gewöhnlich das Buch nicht brauchst.

[NAB]

aber das Problem das du immer hast wenn du dich auf ein Buch beziehst ist, dass du bei den Teilen für die du das Buch brauchst nicht weißt ob sie noch aktuell sind, und bei den Teilen bei denen du weißt ob sie aktuell sind oder nicht für gewöhnlich das Buch nicht brauchst.

hikaru, das hast du wunderbar formuliert

[FarrierPete]

@ hikaru

OK. Zugegeben, das waren "alte" Bücher die ich empfohlen habe. Aber ich habe das Erscheinungsdatum/die OS-Version genannt, und ich habe lieber ein altes Handbuch, als gar kein Handbuch (Grundsatzentscheidung). Oder, anders herum gefragt: Was machst Du ohne Handbuch mit der aktuellen Software-Version Deines OS? Alle Handbücher wegwerfen (da sowieso veraltet), danach alles im Selbsttest, Methode "try and error", herausfinden?

mfG
FarrierPete

[Radfahrer]

@FarrierPete
Die besten Informationsquellen sind die man-pages. Zugegeben, für einen Einsteiger nicht unbedingt leicht zu lesen. Aber man-pages richtig lesen, sollte man sich möglichst schnell aneignen.

"Den Ganten" habe ich auch. Sehr gutes Buch. Aber gerade in der letzten Zeit hat sich bei Debian sehr viel verändert. Man denke nur mal an systemd.
Alleine dadurch ist alles, was mit dem Systemstart, Diensteverwaltung, Logs, usw. zu tun hat, veraltet und unbrauchbar.

[hikaru]

OK. Zugegeben, das waren "alte" Bücher die ich empfohlen habe. Aber ich habe das Erscheinungsdatum/die OS-Version genannt,

Ist ja auch völlig ok, aber das Handbuch zu einem Käfer bringt eben wenig, wenn man einen Golf 6 fährt.

und ich habe lieber ein altes Handbuch, als gar kein Handbuch (Grundsatzentscheidung).

Ich habe lieber gar keins als eines das an unbekannten Stellen nicht mehr die erwarteten Ergebnisse liefert.

Oder, anders herum gefragt: Was machst Du ohne Handbuch mit der aktuellen Software-Version Deines OS?

In Anbetracht von Manpages und praktisch überall verfügbaren Internets sehe ich da kein Problem.

Alle Handbücher wegwerfen (da sowieso veraltet), danach alles im Selbsttest, Methode "try and error", herausfinden?

Genau. Alte Handbücher taugen außer zur Archäologie nur zum Heizen, denn "try and error" ist es mit denen ohnehin schon um herauszufinden was noch wie erwartet funktioniert und was nicht.

[TomL]

Ich bin, was Bücher angeht, ebenfalls einigermaßen zwiegespalten. Allerdings denke ich auch, dass heutzutage nix überflüssiger ist, als ein Buch speziell über Debian - was vermutlich eh nur dem Autor nutzt. Allerdings sehe ich sehr wohl das Problem, dass ein Beginner zum einen das fokussierte und selbstständige Suchen lernen muss, und darüber hinaus im Laufe der Zeit die aussichtsreichen Quellen für das gesuchte Wissen kennenlernen muss. Aber um diese Quellen am Ende dann auch erfolgreich nutzen zu können, muss er erst mal imstande sein, dass Problem treffend zu formulieren bzw. diagnostisch einzugrenzen, um dann gezielt eine passende Quelle auszusuchen. Das sind meiner Meinung nach schon beträchtliche Hürden.

Die Man-Pages helfen imho nur dem, der das Thema eh grundsätzlich verstanden hat und der nur was nachschlägt. Der Anfänger hat da m.E. kaum Erfolg.

Ein Debian-Buch braucht man (glaub ich jedenfalls) nicht. Wohl aber eines, was einem grundsätzlich erklärt, welche Komponenten wie zusammenspielen, Hardware (CPU, Grafik, Audio-Chip, Ethernet, externe Hardware, was Treiber sind und warum), Dateisystem (Trennung von OS, Apps, Einstellungsdateien und Daten und deren jeweiligen Funktionen, hierarchische Ordnung auf dem Speicher (was ist wo?), Medientypen), Benutzer- und Rechteverwaltung, Arbeitsweise eines Netzwerkes, Aspekte zu Gefahren und Sicherheit. Solches Wissen ist imho losgelöst von Windows, Linux oder Apple OS, aber dennoch unerlässlich.

Mit diesen Basics ist es mir z.B. völlig egal, ob ich Windows oder Linux nutze. Ist für mich alles das gleiche, mit einigen Unterschieden im Detail, die man sich eben passend zurechtbiegt. Bei verschiedenen Problemen habe ich kurzerhand meinen alten Batches genommen und daraus ein Bash-Script gemacht... die Sprache ist unterschiedlich, die grundsätzliche Logik identisch. Für mich ist das alles dasselbe ... wobei am Ende auch dasselbe rauskommt. Aber ein Buch über die elementaren Basics halte ich für den ambitionierten Laien auch nicht für verkehrt.

Ich glaube, der Anfänger braucht ein Buch, was ihm die Basics so erklärt, dass er es auch ohne profundes vorhandenes Fachwissen versteht, losgelöst von speziellem Debian oder Windows. Ich habe mal vor Jahren (noch zu meiner Windowszeit) versucht, ein spezielles Problem für meine Camper-Forums-Kollegen zu beschreiben... die ja im Normalfall wirklich keine Fachleute sind... Wlan im Caravan. Ist schon älter, aber das meiste gilt unverändert für Linux. (Bitte jetzt nicht verprügeln... die Absicht war jedenfalls ne gute)

[malach]

Ich hatte mich mit "Bootreihenfolge" ungenau ausgedrückt.
Ich meinte den Startbildschirm von Grub, wo einige bootfähige OS aufgelistet sind, die man auswählen kann (z.B. Debian, Debian (Notversion), Windows auf Partition sda1, Windows auf Partition sdc1 usw. usf.)
Und wenn man nichts auswählt, dann startet ein zuvor festgelegtes OS.
Und darum geht es mir, ich möchte den PC unbeobachtet hochfahren und dann z.B. das Win7 von sdc1 vorfinden. Wo stelle ich ich dies ein?

Ich krame den alten Thread deshalb nochmals hervor, weil es lange Zeit funktioniert hat und ich jetzt wieder jedesmal nachhelfen muß.
Ich habe lange vergeblich bei Debian gesucht und wahrscheinlich auch in den von Nab genannten Dateien (ich probiere es aber nochmals)

VG
malach

Ich habe es probiert, in /etc/default/grub die Reihenfolge zu ändern (da stand, sehr ausdrucksstark, bei default oder wie das hieß, eine 2, die habe ich in 3 geändert), danach update-grub.
Hat funktioniert, aber mit unerwartetem Erfolg: Bei der ehemaligen Position 2 stand sda1, wo ich doch von sdc1 starten will. Nun steht bei der Position 3 sdc1, aber das startfähige Win7 ist jetzt auf sda1. Das heißt, ich habe mit meiner Aktion die Partitionsbezeichnungen sda und sdc vertauscht.

[Radfahrer]

Das hat Nab oben schon beantwortet:

Du änderst nicht die Reihenfolge, sondern den vor-ausgewählten Eintrag, der dann automatisch gestartet wird. Das machst du in der Datei /etc/default/grub mit dem Wert GRUB_DEFAULT. Danach ist ein "update-grub" nötig, um die Änderung in den Bootloader zu übernehmen.

Zum schlau machen:
https://wiki.ubuntuusers.de/GRUB_2/Konfiguration/

[wanne]

Ich halte Bücher auch für eher kontraproduktiv. Wenn sie alles Abhandeln wollen werden sie einfach zu groß. Es kommt dann immer viel Geschreibsel für wenig ertrag raus.

• Die beste Quelle für C-API und kommandozeile und sind die man pages. Aber da muss man zumindest wissen, was zuständig ist.
• Für config-Files ligen unter /usr/share/doc/[Programmname] beistens sehr gut erklärte Beispiele.
• Systemd ist mittlerweile so riesig dass ich eher das vorziehe: https://www.freedesktop.org/software/sy ... index.html . Sind defakto auch nur die man pages aber halt mit links aufeinander.
• Ähnliches gilt für den ffmpeg: https://ffmpeg.org/ffmpeg-all.html
• Für alles rund um Gnome und grundsätzliche Systemfragen sind die Ubuntuusers sehr hilfreich.
• Für die Installation von Fremdsoftware sind die Herstellerseiten und die README und INSTALL files meistens sehr hilfreich.
• In wenigen fällen lohnt es sich auch mal -h oder --help aufzurufen. Meist aktueller wie die man pages.

Für grundsätzliches Verständnis von etwas neuen ist aber ein echter Ansprechpartner aus Fleisch und Blut einfach unbezahlbar. Die ersten 10 Minuten die interaktive Hilfe von jemand der sich schon mit dem Thema auskennt ersetzt oft ein paar Stunden Recherche.

Ansosnten google.