Wheezy Backports

Warum Debian und/oder eine seiner Spielarten? Was muss ich vorher wissen? Wo geht es nach der Installation weiter?
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Fry12
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Wheezy Backports

Beitrag von Fry12 » 28.01.2015 19:53:15

Hallo Leute!

Ich bin gerade dabei mich ein wenig genauer mit Debian auseinanderzusetzen, da es kurz- bis mittelfristig mein Windows-System ersetzen soll. Jetzt habe ich eine Frage zu den verschiedenen Versionen von Paketen.

Erstmal ganz grundlegend: Warum ist es nicht, wie bspw. bei Windows, möglich, problemlos die aktuellste Version einer Software zu installieren? Oft liegt es ja daran, dass die installierten Pakete in einer älteren Version vorliegen, die zu installierende Software jedoch eine neuere Version dieser Pakete erfordert. Wie ist das denn bei Windows gelöst, denn anscheinend klappt es da ja?

Ich komme auf diese Frage, da ich Texmaker installieren wollte:

Code: Alles auswählen

sudo apt-get install texmaker
Allerdings bekam ich nur Infos über unerfüllte Abhängigkeiten verschiedener Pakete und die Installation wurde abgebrochen. Nachdem ich jetzt die wheezy-backports in die sources.list aufgenommen hatte, konnte ich Texmaker mit folgendem Befehl ohne Probleme installieren:

Code: Alles auswählen

sudo apt-get -t wheezy-backports install texmaker
Wie sicher ist die Verwendung der Backports zur Installation von Software? Zerschieße ich mir damit irgendwann mein System oder wäre das nur bei Testing oder Unstable der Fall?

Wenn ich jetzt ein normales Update der installierten Pakete mittels

Code: Alles auswählen

sudo apt-get update && sudo apt-get upgrade
durchführen will, bekomme ich dann Updates aus wheezy-backports? Oder bekomme ich die nur für Pakete, die ich sowieso aus den Backports installiert habe? Oder bekomme ich von den Backports überhaupt keine Updates?

Zudem habe ich gelesen, dass über die Backports auch aktuellere Linux-Kernel installiert werden können. Mal vom Sinn oder Unsinn dieser Aktion abgesehen, wird da ein problemloses Update gewährleistet oder kann es hier auch vorkommen, dass ich mir damit mein System ruiniere?

Fragen über Fragen und ich freue mich schon auf eure Antworten ;)

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smutbert
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Re: Wheezy Backports

Beitrag von smutbert » 28.01.2015 20:15:15

Normalerweise sorgen die Pakete aus den Backports nicht für Probleme, aber es können natürlich nicht alle möglichen Konstellationen getestet werden und es gibt zumindest eine weitere nahezu unvermeidbare Ausnahme: externe Kernelmodule (egal ob Virtualbox oder proprietäre Grafiktreiber oder …) lassen sich nicht immer mit bzw. für aktuellere Kernelversionen (wie denen aus den Backports) kompilieren, das heißt das dann dieses Stück Software mit dem neueren Kernel nicht mehr funktioniert, was zB bei einem Grafiktreiber lästig ist. Ich meide proprietäre Treiber aber schon lange und kann mich nicht erinnern schon einmal ein ernstes Problem mit Paketen aus den Backports gehabt zu haben.

Die Pakete aus den Backports haben eine niedrigere Priorität, sie werden also nicht automatisch installiert und es werden auch bei Updates keine Pakete durch die Version aus den Backports ersetzt. Bereits aus den Backports installierte Pakete werden aber auch aktualsiert — natürlich wieder aus den Backports.

texmaker hätte sich natürlich auch ohne Backports installieren lassen sollen, aber ohne Fehlermeldung und genauerer Kenntnis deines Systems läßt sich wohl kaum erraten woran es bei dir gescheitert sein könnte.

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Patsche
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Re: Wheezy Backports

Beitrag von Patsche » 28.01.2015 20:24:32

Fry12 hat geschrieben:Ich bin gerade dabei mich ein wenig genauer mit Debian auseinanderzusetzen, da es kurz- bis mittelfristig mein Windows-System ersetzen soll.
Das ist schon mal sehr gut. :THX:
Fry12 hat geschrieben:Erstmal ganz grundlegend: Warum ist es nicht, wie bspw. bei Windows, möglich, problemlos die aktuellste Version einer Software zu installieren?
Da kann ich dir nicht ganz genau drauf antworten, aber ich versuche es mal. Bei den Linuxdistributionen ist es so, dass es eine gemeinsame Sammelstelle für alle Bibliotheken gibt, auf die jedes Programm draufzugreifen kann. Programm A braucht um eine Funktion zu gewährleisten Bibliothek X. Programm B bietet ebenfalls diese Funktion und bedient sich auch an dieser Bibliothek. Die Programme bringen also nicht alles selbst mit, wie es bei Windows der Fall ist. Das ganze hat den Vorteil, dass man für ein und die selbe Funktion nicht zig mal das gleiche installieren musst, wie es eben bei Windows der Fall ist. Es ist, nunja, eleganter so. Du kannst auch selbst Bibliotheken installieren, damit die neuesten Programme funktionieren, allerdings wird dies sehr unübersichtlich. Du benutzt ja die Paketverwaltung, um ein gewisses Programm zu installieren und die musst du dann mit entsprechenden Quellen füttern. Dies geschieht über die Wiki-Artikel zum Thema sources.list , welche im Pfad /etc/apt/sources.list zufinden ist. Ich hoffe das genügt erstmal so ;) Damit wird, im Normalfall, unter Debian nicht gearbeitet. Stattdessen benutzt man und gibt danach das Passwort von root ein. Danach kann man dann den Befehl ohne sudo eingeben.
Fry12 hat geschrieben:Wie sicher ist die Verwendung der Backports zur Installation von Software?
Ich hatte noch keine Probleme mit Wiki-Artikel zum Thema Backports.
Fry12 hat geschrieben: Wenn ich jetzt ein normales Update der installierten Pakete mittels

Code: Alles auswählen

sudo apt-get update && sudo apt-get upgrade
durchführen will, bekomme ich dann Updates aus wheezy-backports? Oder bekomme ich die nur für Pakete, die ich sowieso aus den Backports installiert habe? Oder bekomme ich von den Backports überhaupt keine Updates?
Updates macht man für gewöhnlich so

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apt-get update && apt-get dist-upgrade
siehe dazu auch das Manual von "apt-get".

Code: Alles auswählen

man apt-get
Fry12 hat geschrieben:bekomme ich dann Updates aus wheezy-backports? Oder bekomme ich die nur für Pakete, die ich sowieso aus den Backports installiert habe?
Es werden nur die angegeben Pakete aus den Backports mit ihren Abhängigkeiten installiert. DSas hast du in deinem Beispiel mit dem Schalter "-t wheezy-backports" gemacht. Du hast jetzt nur das Programm Debiantexmaker aus den Backports installiert. Alle anderen Programme bleiben unberührt.
Fry12 hat geschrieben:Zudem habe ich gelesen, dass über die Backports auch aktuellere Linux-Kernel installiert werden können. Mal vom Sinn oder Unsinn dieser Aktion abgesehen,
Wie gesagt. Ich hatte noch keine Probleme mit Backports. Ein Grund, warum man einen neueren Kernel benötigt, ist vielleicht der Umstand, dass gewisse Hardware erst mit neuerem Kernel funktioniert. (im Normalfall: Neuerer Kernel = Neue Funktionen).

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Re: Wheezy Backports

Beitrag von NAB » 28.01.2015 22:14:36

Fry12 hat geschrieben:Warum ist es nicht, wie bspw. bei Windows, möglich, problemlos die aktuellste Version einer Software zu installieren?
Die andere Hälfte der Erklärung ist:
weil diese Programme sehr liebevoll an Windows angepasst und gepflegt werden. Nichts ist unter Windows schlimmer als ein "funktioniert nicht", vorallem direkt bei der Installation. Schwupps ist das Programm weg vom Fenster. Oder anders ausgedrückt: wenn eine "aktuelle Version" eines Programmes unter Windows nicht läuft, dann hörst du von diesem Programm gar nicht erst, oder wirst auf eine ältere Version verwiesen. Unter Linux hingegen kann man dann anfangen zu frickeln (wenn man denn kann). Unter Windows kann man dann natürlich auch frickeln ... das macht aber kaum jemand, und das Programm versinkt in der Unbekanntheit.

Und ergänzend zu Patsche:
es ist durchaus auch möglich, Programme genau wie bei Windows mit allen benötigten Bibliotheken zu bündeln und so zum Download anzubieten. Ich glaube, die OpenOffice Pakete sind so aufgebaut. Diese Pakete kannst du natürlich "installieren" und damit den Debian-Paketmanager durcheinander bringen. Du kannst sie auch einfach in deinem Home-Verzeichnis entpacken und von dort starten ... das wäre dann praktisch eine persönliche Installation nur für dich (geht unter Windows ja auch). Das wird unter Linux aber als unelegant empfunden, und schöner ist es, wenn sich die Hersteller gleich darum bemühen, dass ihre aktuellen Pakete in die Distributionen wandern, wie VLC das zum Beispiel macht.
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Re: Wheezy Backports

Beitrag von slughorn » 28.01.2015 22:35:15

Fry12 hat geschrieben:Hallo Leute!

Ich bin gerade dabei mich ein wenig genauer mit Debian auseinanderzusetzen, da es kurz- bis mittelfristig mein Windows-System ersetzen soll. Jetzt habe ich eine Frage zu den verschiedenen Versionen von Paketen.

Erstmal ganz grundlegend: Warum ist es nicht, wie bspw. bei Windows, möglich, problemlos die aktuellste Version einer Software zu installieren? Oft liegt es ja daran, dass die installierten Pakete in einer älteren Version vorliegen, die zu installierende Software jedoch eine neuere Version dieser Pakete erfordert. Wie ist das denn bei Windows gelöst, denn anscheinend klappt es da ja?

Ich komme auf diese Frage, da ich Texmaker installieren wollte:

Code: Alles auswählen

sudo apt-get install texmaker
Allerdings bekam ich nur Infos über unerfüllte Abhängigkeiten verschiedener Pakete und die Installation wurde abgebrochen. Nachdem ich jetzt die wheezy-backports in die sources.list aufgenommen hatte, konnte ich Texmaker mit folgendem Befehl ohne Probleme installieren:

Code: Alles auswählen

sudo apt-get -t wheezy-backports install texmaker
Wie sicher ist die Verwendung der Backports zur Installation von Software? Zerschieße ich mir damit irgendwann mein System oder wäre das nur bei Testing oder Unstable der Fall?

Wenn ich jetzt ein normales Update der installierten Pakete mittels

Code: Alles auswählen

sudo apt-get update && sudo apt-get upgrade
durchführen will, bekomme ich dann Updates aus wheezy-backports? Oder bekomme ich die nur für Pakete, die ich sowieso aus den Backports installiert habe? Oder bekomme ich von den Backports überhaupt keine Updates?

Zudem habe ich gelesen, dass über die Backports auch aktuellere Linux-Kernel installiert werden können. Mal vom Sinn oder Unsinn dieser Aktion abgesehen, wird da ein problemloses Update gewährleistet oder kann es hier auch vorkommen, dass ich mir damit mein System ruiniere?

Fragen über Fragen und ich freue mich schon auf eure Antworten ;)
Also ich habe soeben texmaker mit synaptic ganz normal ohne Probleme aus den Standardrepositories installiert.

Ich verwende überwiegend Kile und Gummi. Das sind zwei wunderschöne Programme für die Textbearbeitung in Latex.
Natürlich brauchst Du auch alle Texlive-Pakete, wenn Du ordentlich damit arbeiten willst.

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