Für alle (Natas12), die es wissen möchten
Warum heißt die Teewurst eigentlich Teewurst? Über Jahrzehnte ist es schon "in aller Munde" – das Wort "Teewurst". Und doch ist seine Bedeutung unklar. Ist Tee in der Wurst? Verleiht der Tee dieser Wurst ihren fein-würzigen Geschmack? Wird die Wurst mit Hilfe von Tee-Extrakten geräuchert? Lesen Sie mehr über die Entstehung einer weltbekannten Wurst aus einer ehemals berühmten Stadt in Hinterpommern.
Wie Tee eine Wurst veränderte.
Rügenwalde in Hinterpommern (im heutigen Polen) galt schon Ende des 18. Jahr-hunderts als die Stadt der Wurstspezialitäten. Otto von Bismarck war nur einer von vielen prominenten Genießern zu damaliger Zeit. Verantwortlich für den Ruhm war nicht zuletzt auch der Hafen, der den regen Handel mit Wurstwaren möglich machte.
1834 gilt als das Gründungsjahr der Rügenwalder Wurstfabrik von Carl Müller. Sein Sohn, ebenfalls Carl Müller, trat in die Fußstapfen des Vaters und erfand um die Jahrhundertwende eine streichfähige Wurst, unnachahmlich im Geschmack. Durch eine aufwändige Zubereitung, bei der die Zutaten sehr fein zerkleinert werden, und eine natürliche Reifung entstand eine Wurst von hervorragendem Aroma, so herzhaft fein wie nie zuvor. Schon bald stellte jeder Metzgermeister aus Rügenwalde eine solche Streichwurst her.
Wie zu damaliger Zeit üblich, gab es am Nachmittag Tee. Die Fleischermeister von Rügenwalde bevorzugten dazu einen herzhaften Imbiss und ließen sich statt süßer
Backwaren die neuartige feine Streichwurst schmecken. Rasch entwickelte sich diese Wurstsorte zur ständigen Beigabe zum Nachmittags-Tee und so bürgerte sich nach und nach – auch außerhalb der Stadt Rügenwalde – der Name "Teewurst" ein.
Damit Carl Müller seine Teewurst von den anderen unterscheiden konnte, wählte er die rote Mühle als sein Markenzeichen. Schließlich hieß er ja Müller!
Das Original bleibt unerreicht
Es dauert in der Regel nicht lange, bis erfolgreiche Produkte kopiert werden. Das war damals nicht anders. 1927 stellte das Reichsgericht erstmals fest: die Rügenwalder Spezialität wird als geografische Herkunftsbezeichnung rechtlich geschützt. Später, im Jahre 1956, sicherte der Bundesgerichtshof ebenfalls die Marke "Rügenwalder Teewurst" für die Unternehmen, die ehemals in Rügenwalde Teewurst hergestellt haben. Das Oberlandesgericht Hamburg bestätigte letztmalig 1999 die Richtigkeit dieses Urteils.
Teewürste, die nicht solcher Abstammung sind, dürfen lediglich den Zusatz "nach Rügenwalder Art" tragen.
Was ist denn überhaupt eine Rügenwalder Teewurst?
Schaut man im Lexikon* nach, findet man folgende Definition:
Rügenwalder Teewurst: sehr feine, pikant gewürzte Streichmettwurst aus Schweinefleisch und Speck, fein oder grob, geräuchert.
Streichmettwurst? Nach Art ihrer Herstellung unterscheidet
man Wurstsorten in Rohwürste, Brühwürste und Kochwürste.
Zur Kategorie der Rohwurst gehören rund 560 bekannte Sorten, eingeteilt in schnittfeste und streichfähige Rohwürste. Zu den schnittfesten Sorten gehören die Cervelatwurst, Deutsche Salami, Plockwurst, Schlackwurst und der Landjäger. Zu den streichfähigen Rohwürsten zählen Streichmettwürste, grobe Mettwürste und auch die Rügenwalder Teewurst.
Diese Würste, aus einem Gemisch von rohem Fleisch, Speck und Gewürzen, sind von einem wasserdampfdurchlässigen Darm umgeben. Die grobe oder feine Körnung wird durch das Bearbeiten im Kutter, einer großen Fleischhackmaschine, bestimmt.
Anschließend unterliegen die Würste einem Reifungsprozess, den man Fermen-
tation nennt. Dieser empfindliche Prozess sorgt für den milden feinsäuerlichen Geschmack und das volle Aroma. Die Haltbarkeit der Würste wird durch den Reifeprozess und das Abtrocknen der Wurst erreicht. Dabei verlieren die Würste bis zu 40 % an Feuchtigkeit und werden dadurch besonders gut haltbar.