Seite 1 von 2
closed source auf gnu/linux: "vergehen" oder "verbrechen"?
Verfasst: 14.09.2003 17:57:17
von AspeLin
tja, ich finde das ist ein sehr interessantes thema. hoffentlich stört sich niemand an der recht reißerischen überschrift

!
erstmal zum verständnis: _frei_ heißt nicht unbedingt kostenlos, sondern bedeutet, daß man sehen kann, wie es gemacht ist.
die vorteile von open source sind hier sicherlich jedem bekannt; viele köche verderben den brei ausnahmsweise nicht.
ein großer vorteil von _kostenloser_ software ist, daß menschen, die weniger geld in der tasche haben, auch von der informationstechnologie profitieren können (beispiel brasilien
http://www.heise.de/newsticker/result.x ... =Brasilien ). das zum vorgeplänkel.
der teufel liegt bekanntlich im detail. wird die großartige philosophie von gnu/linux langsam ausgehöhlt, wenn man sich closed-source-software installiert? wie weit darf man da gehen? und wenn man auf closed source verzichtet, muß man dann z.b. seine soundkarte auseinandernehmen und selbst einen treiber schreiben? das scheint mir ein thema zu sein, das wenn es weitergesponnen wird, beinahe gesellschaftstheoretisch werden kann

!
gruß
david
Verfasst: 14.09.2003 18:19:53
von Natas12
nun - linus meinte dazu: jeder soll so frei sein, mit linux zu tun, was er möchte. wenn er closed-source benutzen will, so soll er es tun.
ich finde das aber dennoch ein wenig bedenklich - ich will eben nicht, dass nvidia einmal sagt: "äätsch, gibt keine treiber mehr. macht erst mal XY, dann bekommt ihr treiber."
ich hoffe, dass sich die sofware-"industrie" (beschissenes wort, da diese "industrie" ja keine produkte "herstellt") in eine richtung entwickelt, in der statt software-kartons (in die ich nicht reingucken darf, die ich aber bezahlen soll) "lösungen" mit quelloffener software verkauft werden. die software kann, muß aber nicht kostenlos sein.
ist es nicht viel besser, menschen damit zu beauftragen, eine bestimmte "lösung" mit quelloffener software zu erstellen, als einfach XY - tausend dollar in diverse konzernzentralen nach übersee zu schicken?
und noch am rande: ohne den open-source gedanken (software, protokolle, standards) würde es das internet als solches heute sicherlich nicht geben. vielleicht hätten wir ein aufgebohrtes "minitel" - mehr nicht. darüber sollten die closed-source jünger mal nachdenken...
Verfasst: 14.09.2003 18:31:33
von BeS
Hallo,
sicher ein interessantes Thema, habe gerade etwas wenig Zeit deswegen erstmal eine kurze Antwort.
Natas12 hat geschrieben:
und noch am rande: ohne den open-source gedanken (software, protokolle, standards) würde es das internet als solches heute sicherlich nicht geben. vielleicht hätten wir ein aufgebohrtes "minitel" - mehr nicht. darüber sollten die closed-source jünger mal nachdenken...
Ich kann Natas12 ausführungen soweit zustimmen, bist auf dieses Zitat.
Was ist denn der OpenSource Gedanke? OpenSource entstand gerade um sich vom Gedanken der freien Software zu distanzieren, da einige dachten das man damit Unternehmen abschreckt. Den einzigen "Gedanken" den OpenSource hat ist, dass es eine interessante technische Lösung der Programmentwicklung ist unter vielen anderen und das es meistens (aus der technischen Sicht, bzw. das Ergebnis) besser ist als die proprietäre Lösung.
Das Internet entstand ohne OpenSource oder dem "OpenSource Gedanken", OpenSource gibt es erst seit 1998, da gab es das Internet schon in seiner heutigen Form.
Verfasst: 14.09.2003 19:23:36
von Natas12
ich meinte damit, dass die frühen planungen im CERN und die planungen des W3C eben nicht vorsahen, dass es nur eine plattform und nur ein "geschlossenes" dateiformat für "das web" geben sollte. sondern: es wurde versucht, offene standards zu setzen, die jeder implementieren konnte, weil er sich die spezifikation holen konnte (für http, für html, etc.).
man müsste sich mal vorstellen, was passiert wäre, wenn die frühen www-techniken nicht am CERN, sondern in redmond entwickelt worden wären... *panik*
open source (im sinne von quelloffen) waren auch die ersten browser und die ersten www-server. man müsste sich ferner vorstellen, was passiert wäre, wenn es zu der zeit software-patente gegeben hätte...
"patent auf eine anwendung, die dateien in einer auszeichnungssprache lesen und auf dem monitor anzeigen kann."
oder
"patent auf die verknüpfung verschiedener dateiformate mittels standardisierter adressierungs-schemata"
kurz also: wäre das WWW ein projekt von IBM oder micorosft gewesen, so würde es das WWW so wie heute nicht geben (ich hatte in meinem ersten post dummerweise internet mit www gleichgesetzt ...

)
Verfasst: 14.09.2003 20:51:44
von BeS
Hallo Natas12,
ich stimme mit deinen Aussagen voll überein!
Allerdings hat es nichts mit OpenSource, im eigentlichen, zu tun!
Wie hieß es mal so schön in einem Buch: "Am Anfang war alle Software frei!"
Das ist die Zeit in der das Internet entstand. Damals gab es weder Open Source noch freie Software!
Später kam dann immer mehr proprietäre Software auf, aus dieser Situation entstand die free Software Bewegung, die die Ideale und Ziele von "früher" übernahm.
Viel Später entstand dann OpenSource, weil man meinte das genau diese Ideale heute nicht mehr zu 'verkaufen' sind und vorallem Unternehmen abschrecken würde. OpenSource war die Idee, Unternehmen ein mögliches Entwicklungsmodell nahe zu bringen ohne dabei auf die Philosophie oder die 'große' Idee dahinter zu achten. Einfach als ein Modell, dass in manchen Situationen besser war.
The fundamental difference between the two movements is in their values, their ways of looking at the world. For the Open Source movement, the issue of whether software should be open source is a practical question, not an ethical one. As one person put it, ``Open source is a development methodology; free software is a social movement.'' For the Open Source movement, non-free software is a suboptimal solution. For the Free Software movement, non-free software is a social problem and free software is the solution.
Deswegen habe ich gessagt, dass OpenSource zu dem Internet wie wir es heute kennen nicht beigetragen hat, Freie Softare auch nicht, beides gab es damals noch nicht in der Form! Aber die Idee, die damals das normalste von der Welt war, findet man heute in der free Software Bewegung, aber nicht in der OpenSource Bewegung, da diese genau dafür gegründet wurde um diese Ideen endlich zu vergessen.
Ansonsten stimme ich deinen Gedanken zu dem Thema voll zu!
Verfasst: 14.09.2003 21:26:28
von BeS
Hallo,
Ich will jetzt nochmal ein paar Gedanken zu dem topic schreiben.
Viele Stellen sich wahrscheinlich die Frage, was ist so schlimm wenn ich die nvidia Treiber verwende oder Abobe XY oder Opera oder....
Ich muß sagen dass sie für sich gesehen sicher oft recht haben und ich würde niemanden deswegen negativ gegenüber stehen. Jeder kann und soll das verwenden was er will, ich versuche auch keine windows user zu "bekehren".
Aber selbst wenn man diese Programme benutzt, sollte man sich mal ein paar Gedanken machen. Woher kommt das System wo ich benutze? Wieso ist es entstanden? Wäre es auch entstanden wenn alle so gedacht hätten wie ich?
Man mag jetzt sagen, was sollen schon diese einen Treiber. Aber wie geht es dann weiter? Intel hat bisher keine Treiber für centrino veröffentlicht und auch keine Infos, so das andere diese Treiber entwickeln könnten. Vielleicht werden sie aber doch irgendwann mal Treiber entwickeln, unter einer proprietären Lizenz. Und vielleicht wird der nächste Drucker auch nur noch proprietäre Treiber haben.
Wenn man nicht aufpasst besteht Linux dann bald aus 70% proprietären Treibern und wo ist dann unsere Freiheit und Unabhängigkeit geblieben? Dann sind wird wieder genauso weit wie wir schonmal mit Unix, windows und anderen Systemen waren. Bei Unix hatte es auch mit einzelnen Treibern angefangen und die proprietäre Software hatte auch schleichend einzug gehalten.
Deswegen empfinde ich es, für mich, als wichtig von Anfang an 'Nein!' zu sagen, denn wenn ich bei dem ersten Treiber/Programm 'Ja' gesagt hätte warum sollte ich es dann auch nicht beim nächsten machen?
Ich halte es für sehr wichtig unser System GNU/Linux frei zu halten (auch wenn das Ziel wahrscheinlich schon lange verfehlt ist).
Die Aufgaben, welche die meisten user am PC erledigen, kann man heute mit 100%freier Software erledigen. Klar gibt es Bereiche, z.B. Spiele, wo das noch nicht geht. Dann halte ich es aber für besser den Firmen klar zu sagen "wir freuen uns wenn ihr an uns denkt und auch Treiber bereitstellen wollt. Aber bitte unter unseren Bedingungen, sonst können wir sie leider nicht annehmen." Denn warum sollten andere Firmen jemals freie Software oder freie Treiber erstellen wenn sie sehen das wir auch proprietäre von der Konkurrenz nehmen?
ich würde im Zweifelsfall lieber noch einen PC mit windows als 'playstation' laufen lassen, als mit proprietären Treibern Firmen das Signal zu geben das sie unser System 'übernehmen' können.
Verfasst: 14.09.2003 22:38:31
von Beowulf666
Damit hast du auch vollkommen recht. Aber mir persönlich ist es wichtig, ein funktionsfähiges System zu haben. Und kurzfristig sehe ich nicht, dass Firmen, die auf geschlossenen Systemen arbeiten, diese auch freigeben. Das würde die Marktposition schwächen. Und Linux auf dem Desktop ist noch keine genügend grosse Macht, um effektiv Druck auf die Firmen zu machen.
Wenn jetzt natürlich ATI nen freien Treiber rausbringt, ist ATI eine willkomene Alternative. Wenn NVidia das macht, hat NVidia Vorteile. Aber nur, wenn genügend Leute dadrauf achten, und das wird erst mittelfristig passieren.
Daher mein persönliches Fazit: Gewisse Teile des Systems aus Closed Source zu bauen, ist ok. Solange es keine Alternative gibt. Und die ist gerade im Grafikkartensegment nicht gegeben.
Warum ich Opera verwende: Als Zwischenlösung, bis Firebird und der Mailclient in SId sind. Zur Zeit ist Mozilla nur als Mailclient nutzbar, sonst ist das Teil zu langsam.
Verfasst: 15.09.2003 09:47:00
von Natas12
@BeS: ich glaub' wir sind uns einig...

Verfasst: 15.09.2003 11:26:57
von redrat
Solange mir freie Software das gibt was ich brauche, benutzte ich es gerne. Es gibt aber Punkte, an denen ich keine Ausnahme machen kann oder will (sowohl privat als auch beruflich).
Manche Softwareprodukte gibt es nunmal nur als closed-source-Produkte. Als 'gutes' Beispiel nenne ich jetzt mal die nvidia-Treiber. Einerseits schade daß die nicht OS-Software sind, aber andererseits bin ich froh daß es überhaupt vernünftige Treiber von nvidia gibt... wenn ATI jetzt vernünftige OpenSource-Treiber rausgibt, dann würde ich mir ne ATI-Karte kaufen (upgrade steht sowieso irgendwann ins Haus...) Solche Beispiele lassen sich mehrfach finden, vor allem auch wenn man versucht einem Kunden Software zu verkaufen. Dem kann man dann nicht einfach erklären "nein, können wir nicht, das ginge nur mit Close-Source-Software".
Natürlich wäre eine Welt die nur aus OSS besteht eine ideale Welt, aber wie das nunmal so ist, ist unsere Welt nicht ideal und man muß mit dem Leben was man hat (oder bekommen kann). Aber die OS-Community arbeitet ja daran...
just my 2¢,
red
Verfasst: 15.09.2003 12:15:10
von Meinux
Hei,
Jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazugeben.
Ich selbst finde es wichtig, das man nicht bedingungslos eines unterstützt.
Die Vielfalt macht es doch aus.
Wo wären wir denn, wenn es nur OpenSource geben würde?
Wäre denn dann zum Beispiel das KDE Projekt so schnell entstanden, wie es enstanden ist?
Ich bin für freie Marktwirtschaft, und wenn es ein ClosedSource Projekt gibt, das meine Wünsche erfüllt, dann nehme ich doch das.
Ich will nicht, das ich Einschränkungen habe, nur weil ich auf OpenSource setzte. Wobei ich klarstellen möchte, das ich Open Source gegenüber Propietärer Software bevorzugen würde.
Und noch zu den Nvidia Treibern:
Wo ist das Problem mit den Treibern?
Weil ich nicht das XFREE86 Projekt unterstütze? ODer es unterlaufe?
Aber der Treiber setzt doch nur auf dem Xfee Projekt auf.
Ohne Xfree gäbe es eventuell auch keine Treiber.
Und erst, als Xfree die modulare Bauweise eingeführt haben, ist es zu diesen Treibern gekommen....
Fazit: Ich denke, das es wichtig ist, ein Evolutionäres System zu erhalten. Und dazu gehört halt auch Konkurenz.
Und das belebt das Geschäft.
ICH WILL BEIDES.
Verfasst: 15.09.2003 12:51:18
von BeS
Hallo Meinux,
Meinux hat geschrieben:
Wo wären wir denn, wenn es nur OpenSource geben würde?
Wäre denn dann zum Beispiel das KDE Projekt so schnell entstanden, wie es enstanden ist?
Ich bin für freie Marktwirtschaft, und wenn es ein ClosedSource Projekt gibt, das meine Wünsche erfüllt, dann nehme ich doch das.
Und genau wegen der freien Marktwirtschaft solltest du für freie Software sein!
Wenn es nur freie Software geben würde wäre KDE viel weiter als heute (oder zumindest gleich weit)! Warum? Jeder würde freie Software verwenden und sicher viele auch KDE. Egal ob Privatpersonen, Unternehmen oder Behörden, alle würde dafür sorgen das KDE die features erhält die sie für die tägliche Arbeit brauchen!
Zur freien Marktwirtschaft nochmal: Behindert wird es nur durch proprietäre Software! Denn was machst du denn wenn dein Opera, Adobe XY, MS Office, windows... etwas nicht macht wie du es gerne hättest? Warten in der Hoffnung das es die Firma vielleicht irgendwann verbessert, aber dir sind die Hände gebunden, da das jeweilige Unternehmen ein Monopol auf 'seine' Software hat.
Hätten wir nur freie Software, dann könntest du die Änderungen selber vornehmen oder jemanden beauftragen der diese Änderungen macht oder ein anderes Unternehmen könnte sich auf einen Bereich spezialisieren und die Software genau dafür optimieren...
Das wäre die perfekte freie Marktwirtschaft! Der die Arbeit am besten für einen fairen Preis macht hat den Auftrag!
Es ist doch das gleiche bei Materiellen Dingen, auch wenn der Vergleich immer sehr schwer ist und meistens nicht ganz passt. Aber nimm mal das Auto, stell dir mal vor dein Autohersteller hätte das gleiche Monopol auf dein Auto wie die Software Unternehmen auf proprietäre Software. Dann könntest du dir bei Reperaturen deine Werkstatt nicht aussuchen sondern müßtest immer in die Händlerwerkstatt. Wenn du neue Felgen willst mußt du hoffen das es dein Autohersteller im Angebot hat oder bald aufnimmt. Auch wenn ein anderer Reifenservice um die Ecke dir Reifen mit deinen Wunsch-Felgen besorgen könnte dürftest du es nicht weil dein Autohersteller durch Lizenzen ein Monopol hat und als einziger was an dem Auto ändern darf.
Genau so sieht im Prinzip momentan der proprietäre Softwaremarkt aus. Wenn man sowas von Kunden bei materiellen Gütern verlangen würde wären sie schon lange auf den Strassen, nur bei Software lassen sie sich alles gefallen. Das liegt warscheinlich daran, weil die meisten mit diesem geschlossenen Softwaremarkt aufgewachsen sind...
Und noch zu den Nvidia Treibern:
Wo ist das Problem mit den Treibern?
Weil ich nicht das XFREE86 Projekt unterstütze? ODer es unterlaufe?
Nein, das Problem ist das sie proprietär sind!
Du hast keine Kontrolle darüber. Wenn ein neuer Kernel rauskommt mußt du warten bis nvidia sich dazu bewegt den Treiber anzupassen. Wenn du Probleme hast mußt du hoffen das du nicht der einzige bist und sich so viele bei nvidia melden das sie den Fehler vielleicht in der neuen Version beheben. Wenn er Probleme mit dem Zusammenspiel eines anderen Kernel Modules macht kannst weder du noch irgendein anderer Kernel-Hacker dir helfen, da man den Fehler in den proprietären Treiber nicht finden kann. Um so mehr proprietäre Treiber in Linux einzug halten um so stärker werden dir und den Kernel Hackern die Hände gebunden sein.
Aber der Treiber setzt doch nur auf dem Xfee Projekt auf.
Ohne Xfree gäbe es eventuell auch keine Treiber.
Und erst, als Xfree die modulare Bauweise eingeführt haben, ist es zu diesen Treibern gekommen....
Niemand hat was gegen Xfree, XFree steht unter einer freien Lizenz!
Grundsätzlich schön das es zu solchen Treibern gekommen ist, nur leider ist es in der falschen Form zu diesen Treibern gekommen.
Verfasst: 15.09.2003 13:36:32
von chimaera
zwar banal, aber zum thema nvidia:
ich spiele gerne neverwinter nights, anfangs mit wine, seit vorhanden mit dem linux-client. damit ich das dingens spielen kann, benötige ich die proprietären nvidia-treiber. klar hätte ich lieber freie treiber oder könnte die nv-treiber von xfree86 verwenden, aber das würde eben bedeuten das ich zum zocken wintendo starten müsste.. ansonsten gibt's aber nichts 'non-free' auf meinem system.. und mit dieser ausnahme von der regel kann ich leben (nwn und andere games mal aussen vor gelassen..)
Verfasst: 15.09.2003 14:02:15
von Natas12
ich finde die abhängigkeit von geschlossenen formaten und schnittstellen noch viel gravierender (obwohl ich leidenschaftlicher verfechter von quelloffener software bin). das fängt schon bei FLASH-seiten an. auf gedeih und verderb bin ich macromedia ausgeliefert. sie können neue features einbauen, keine plugins für netscape mehr programmieren, etc. mit patenten bin ich dann vielleicht gar nicht in der lage, ein eigenes flashplugin zu schreiben, selbst wenn ich herausbekommen würde, wie es funktioniert. derweilen krebst der offene standard SVG irgendwo herum.
microsoft bindet die kunden mit seinem dateiformat an sich, welches sogar zwischen verschiedenen office-versionen nicht zuverlässig funktioniert. sachen wie 1dok oder XML bleiben aussen vor (oder werden proprietär aufgebohrt).
hätten wir offene formate, so könnten wir miteinander um die beste implementierung konkurrieren. so wie bei browsern: jeder kennt den standard, jeder darf ihn umsetzen, möge der bessere browser gewinnen! wenn die beste lösung "closed source" ist - pech gehabt! ich kann mich ja mit anderen zusammentun und eine offene lösung programmieren. offene und standardisierte formate würden IMHO das softwarewachstum beflügeln - vorgänge ließen sich automatisieren (dank vorhersehbaren verhaltens), usability-richtlinien leichter umsetzen.... aber momentan erleben wir eher das gegenteil: verschiedene "inseln", durch schnittstellen und formate getrennt und in naher zukunft vielleicht ein geteiltes www - ein "activeX-flash-supershopping-highway und ein nerd-net. und das will ich nicht...
Verfasst: 15.09.2003 20:41:48
von jogix
Hi,
.... und wenn wir schon bei freier Marktwirtschaft sind...
es nicht nicht gerade förderlich, ständig das Rad neu zu erfinden. Das verursacht enorme Kosten durch wiederholtes Ausführen gleicher Entwicklung. Kein Ingenieur würde eine neue Glühlampe entwickeln, nur weil er Licht braucht. Nein, er nimmt sich ein paar Kataloge und sucht sich das, was am besten paßt. Evtl. muß die Lampe, in der die Birne sitzt, leicht modifiziert werden, aber deswegen wird#s nicht neu entwickelt oder gar erfunden.
Aber genau das passiert bei Software. Ständig werden die gleichen Programmteile wieder und wieder von unterschiedlichen Leuten neu entwickelt, meist schleichen sich sogar die gleichen Bugs ein, usw.usf. .... ich will hier kein ewig referat halten, ich denke, es ist schon viel gesagt worden.
Baut man nun auf Freie Software, so kann man diverse Programmteile wieder verwenden, recyceln sozusagen (einen Gruß an die Grünen!) und sich letzlich viel Entwicklungszeit und damit Kosten ersparen. Desweiteren kann dadurch ein Qualitätsvorteil hervorgehen, da diverse "Standardkomponenten" einer Software nicht neu geschrieben und gedebuggt werden muß. Dadurch können insbesondere mittelständige Unternehmen günstiger Software produzieren und bleiben Konkurrenzfähig (von den Kosten für Patente will ich hier erst gar nicht reden). Dadurch können die einzelnen Softwareentwickler sich auf das wesentliche konzentrieren, nämlich die Entwicklung neuer Technologien und Komponenten, die auch schneller ausgereift sind.
Insgesamt bedeutet eine konsequente Nutzung freier Software schnellere Entwicklung, höhere Qualität und geringere Kosten. Einige wesentlihe wirtschaftliche Aspekte zur Nutzung freier Software -- wenn man sich schon nicht mit der Philosophie, die dahinter steht, identifizieren kann

Verfasst: 15.09.2003 20:53:25
von marmeladebomber
Was mich am meisten stört sind Programme von denen man absolut abhängig ist. zb.:
http://www.consolidate.at/ (die Seite wird nur im IE korrekt angezeigt.....)
Das ist ein Workflow, CRM, Outlook-Ersatz... wirklich tolles Produkt. Ein Betrieb fürt diese Software ein. Wie soll dieser Betrieb jemals auf ein anderes Produkt umsteigen können? Es gibt derzeit kein vergleichbares Produkt am Markt.
Man ist absolut gebunden, man kann nicht umsteigen, und das stört mich gewaltig!!!!!
Man ist an Windows am Desktop, MS Word, Excel und viele Dinge mehr gekettet.
Verfasst: 15.09.2003 22:51:39
von Indy500
Da wir in einer Marktwirtschaft leben muss sich mit den Produkten auch Geld verdienen lassen. Niemand kann von Luft und Liebe leben. Ich kann mir jedenfalls nicht Vorstellen wie jemand mit Opensource Software Geld verdienen will.
Bei einem kompletten System wie Linux geht das ja noch indem man eben Support anbietet oder mit kompletten Lösungen wie Suse und Redhat sie mit ihren verschiedenen Server Produkten anbieten. Aber da wird größtenteils mit dem Support das Geld verdient, die Software an sich ist (zu 99%) kostenlos.
Aber wie wäre das zum Beispiel bei Adobe und Photoshop?
Angenommen es geschähe ein Wunder und Adobe würde den gesamten Sourcecode von Photoshop unter GPL stellen und frei verfügbar machen, wo würde Adobe dann noch einen einzigen Cent verdienen? Jeder würde sich den tarball ziehen und selber kompillieren bzw. ein Binary seiner Distri benutzen.
Auch von der Weiterentwicklung die ab dann öffentlich stattfinden würde, würden alle profitieren aber nicht Adobe oder sonst jemand der es kommerziell vermarkten wollte.
Vielleicht reicht meine Intelligenz zu einer Lösung dieses Problems auch nicht aus aber ich kann mir beim besten Willen kein Geschäftsmodell vorstellen bei dem man da noch Geld verdienen will. Wie gesagt, auch Programmierer können keinen Code essen und müssen um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten Geld verdienen...nur woher soll das kommen wenn man an einem Projekt arbeitet was sich kommerziell nicht vermarkten lässt. Oder kann mir jemand erklären wie ich mit einer Software, die sich jeder 4free aus dem Netz saugen kann Geld verdienen soll? Mit support? Was soll an einem einzelnen Produkt supportet werden? Entweder läuft die Soft oder nicht, Bugs werden dann eh im CVS und wiederum 4free behoben.
Wie gesagt bei einer kompletten Distribution mit hunderten und tausenden Softwarepaketen mit der konfiguration, installation und Wartung ist das ja durchaus plausibel aber bei einer einzelnen Software?
Oder bleiben wie bei nvidia. Wenn die einen Referenztreiber bereitstellen würden und auch noch Doku zum Chip, ist es für Konkurrenten wie ATI und CO ein leichtes auf die Chipinternas zu schliessen und sich somit einen Wettbewerbsvorteil zu sichern, also warum sollte nvidia sich ein eigenes Grab schaufeln..da hängen auch tausende Arbeitsplätze dran. Insofern kann ich die Haltung diverser Hersteller schon verstehen auch wenn ich es lieber anders hätte. Der freie von Ati zur Verfügung gestellte Treiber ist dem proprietären mit Sicherheit unterlegen.
Vielleicht kann mir ja jemand da mal gedanklich auf die Sprünge helfen was die Vermarktung von OSS betrifft aber mir fällt da beim besten Willen nichts ein.
Verfasst: 16.09.2003 00:12:00
von Natas12
geld verdienen (mein beispiel ist sicher primitiv, aber das fällt mir gerade spontan ein):
ein unternehmen besitzt 150 rechner. sie haben keine lösung für backups, adressen und mails werden auf zwei drei rechnern von sekretärinnen verwaltet. das unternehmen möchte ein internetangebot haben, welches leicht upgedatet werden kann. ein fileserver für projektdaten wäre auch nett.
offene lösung: ich gehe zur fiktiven open-source firma. ich schildere denen meine wünsche.
sie installieren mir einen rechner, der mit partimage und cron jede nacht um 0:00 backups zieht. ein einfaches interface übers web hilft den usern, eventuelle backups zurückzuspielen. adressen werden mit LDAP zentral verwaltet. sekretärinnen können von überall auf adressen zugreifen (benutzen linux-workstations). der fileserver wird von den angestellten fleissig genutzt, der webauftritt mit einem open-source CMS verwaltet. open source verwaltet auch die printserver. im vorzimmer stehen surfstations mit KDE im kiosk-modus oder nur "dumme" X-clients. druckvorstufen werden mit latex und scripten "halbautomatisch" erstellt und verteilt, automatisch in andere formate konvertiert und über mail an die richtigen personen verschickt...
blödes beispiel vielleicht, aber damit ließe sich gutes geld verdienen. wenn ich all das alleine könnte - ich würde mich bei meinem fachbereich bewerben. denn das ist ungefähr das, was die brauchen...
arbeitszeit und know-how bezahlen statt software-kartons kaufen....
Verfasst: 16.09.2003 00:31:10
von BeS
Hallo Indy500,
du mußt erstmal weg von dem Gedanken das die Softwareindustrie eine Fertigungsindustrie ist, dass ist sie nämlich in wirklichkeit nicht, sondern eine Dienstleistungsindustrie.
Zum Anfang will ich mal Donald E. Knuth, einer der größten Informatiker unserer Zeit, zitieren:
Ich denke, dass Software-Entwickler ein Einkommen verdienen, aber nicht dafür, dass sie sich einen Algorithmus schnappen und ihn dann für sich beanspruchen, sondern für Dienstleistungen wie das Anpassen von Programmen, das Verfassen guter Handbücher und die Unterstützung der Anwender.
Also jetzt deine Frage, wie man mit freier Software Geld verdienen kann.
Packe die Software in eine Box mit einem guten Handbuch und du wirst Leute finden die es kaufen oder verkaufe die Software mit entsprechendem support oder auch nur die Software, nicht jeder kommt an eine Kopie.
Oder verdiene dein Geld mit individuellen Anpassungen. Nur zwei Beispiele, Richard Stallman hat viele Jahre davon leben können indem er an Erweiterungen für emacs gearbeitet hat die anderen wichtiger waren als ihm. Die FSF hat damit Geld verdient indem sie für die US Air Force einen Ada95 compiler auf Basis des gcc erstellt haben.
Klar wird es keinen Markt mehr für "trivial-Software" geben, aber den gibt es heute auch kaum noch. Du mußt auch daran denken das freie Software nicht heißt das ich die Programme kostenlos ins Internet stelle!
Unternehmen können damit Geld verdienen in dem sie für andere Unternehmen Spezial-Lösungen erstellen die genau auf diese Aufgabe zugeschnitten sind. Wenn sich die Aufgaben des Unternehmen ändern haben sie ihre Software unter einer freien Lizenz, sie können die Änderungen wieder bei der gleichen Firma machen lassen oder bei einem anderen Software-Unternehmen das vielleicht bessere Arbeit leistet oder einfach nur billiger ist.
Stell dir als aktuelles Beispiel man die Umstellung von München auf GNU/Linux vor. Da kann man viel Geld als Unternehmen verdienen wenn man München die Hardware mit der passenden Software, Installations- und weiterführenden Support anbietet. Es wird sicher auch viel Verwaltungssoftware fehlen, da könnte man Softwareunternehmen beauftragen entsprechende Lösungen für GNU/Linux zu entwickeln.
Eine andere Möglichkeit ist ähnlich wie es Trolltech heute schon macht. Man stellt seine Software unter die GPL und bietet dann noch eine weitere Version kostenpflichtig an wenn man die Software unter einer weniger 'restriktiven' Lizenz haben will.
Der Markt ist nahezu unendlich groß und es würde vielfältige Lösungen geben. Klar ist es vielleicht 'anstrengender' so sein Geld zu verdienen und vielleicht verdient man auch nicht ganz so viel wie wenn man einmal ein Programm schreibt und dann nur noch Lizenzen verkauft, aber es geht.
Hier kann ich nur Richard Stallman zitieren:
For ten years now, free software developers have tried various methods of finding funds, with some success. There's no need to make anyone rich; the median US family income, around $35k, proves to be enough incentive for many jobs that are less satisfying than programming.
Jetzt noch was zu nividia, das Thema hattest du ja auch nochmal angesprochen:
Glaubst du nicht das es genug Möglichkeiten gibt herauszufinden wie die nvidia Karten funktionieren? Man kann sich eine Karte kaufen und sie auseinandernehmen oder man wirbt einen Entwicker von nvidia ab...
Nvidia wird ihre wirklich inovativen Entwicklungen sicher auch patentiert haben. Wie sie funktionieren kann man also in der Patentschrift nachlesen und nachbauen darf man es eh nichtmehr! Ausserdem werden bei einem Treiber ja nur die Schnittstellen nach aussen angesprochen, was in dem Chip passier lässt sich daraus noch nicht ablesen.
Ganz abgesehen von all diesen Argumenten, wenn eine Grafikkarte mit Treibern rauskommt ist sie eh schon wieder veraltet. Wenn die Konkurrenz also wirklich so viel Zeit investiert herauszufinden wie der Chip funktioniert und dann einen ähnlichen versucht nachzubauen hat sie eh schon verloren. Denn bis sie damit fertig sind ist die andere Firma schon wieder 2 Generationen weiter.
[EDIT]
Natas12 war etwas schneller und hat es auch sehr gut auf den Punkt gebracht

[/EDIT]
Verfasst: 16.09.2003 01:25:38
von Indy500
Hi
Was du bzw.ihr angesprochen habt ist ja soweit klar und wird ja auch praktiziert. Das war ja auch nicht die Frage. Ich habe absichtlich mal dieses Beispiel mit Photoshop gebracht weil das Geschäftmodell dort nicht greift bzw. nicht passt.
Die Firmen wie Adobe existieren ja schon und im Moment basiert deren Geschäftsmodell in der Entwicklung irgendeiner Software und dem Verkauf derselben.
D.h sie haben auch hunderte oder von mir aus auch tausende Angestellte die Ihr Gehalt mit dem entwickeln dieser Software verdienen. Natürlich arbeitet Adobe bei Großkunden mit einem ähnlichen Geschäftsmodell (kompletter Aufbau eines Workflows mit Ihren Produkten) wie es oben beschrieben wurde, die sie sich auch entsprechend bezahlen lassen.
Für mittlere und kleinere Unternehmen bis zum Freelancer wäre das keine Alternative und schlichtweg nicht bezahlbar. Also gibt es für diese die Möglichkeit die Software einzeln zu kaufen und selber zu installieren und konfigurieren. Wenn Adobe jetzt Ihre Produkte als Opensource in einem CVS zur Verfügung stellten, würde dieser Markt komplett wegbrechen da niemand mehr die Software kaufen würde.
Dritte könnten jetzt damit Geld verdienen indem sie sich ein Portfolio mit der Soft z.b speziell für Druckereien zusammenstellen und ein Servieangebot zusammenstricken welches die Installation/konfiguration und Wartung dieses Portfolios beinhaltet.
Aber Adobe würde dabei leer ausgehen bzw. höchstens noch im Großkunden Segment Ihr Geld verdienen können.
Ich schätze genau das ist das Problem bei den meisten Firmen die mit Sofwareentwicklung Ihr Geld verdienen warum die sich mit OSS so schwer tun. Für Ihre derzeitige Unternehmensstruktur und deren Ausrichtung findet sich kein gleiches oder ähnliches Geschäftsmodell. Sie müssten sich wandeln von einem Produktionsunternehmen in ein Serviceunternehmen. Du wirst jetzt wahrscheinlich sagen das die nichts produzieren...aber ich denke schon..sie produzieren Software.
Aber mit Software die allen zugänglich ist, lässt sich kein Geld verdienen, es sei denn man nimmt sich die CVS-Basis und baut für einen Kunden spezielle für diesen Kunden zusätliche Funktionen und Features ein aber selbst dann würde ja nur mit der Erweiterung und nicht mit der Software als solches Geld verdient.
Was nvidia betrifft: Wenn das so einfach wäre wie du schreibst, welchen vernünftigen und nachvollziehbaren Grund sollte nvidia denn dann haben sich so gegen die Unterstützung eines freien Treibers zu sträuben oder einen Referenztreibersource zu veröffentlichen? Es wird wohl mehr dahinterstecken als den OSS Leuten nur das Leben etwas schwerer machen zu wollen.
Verfasst: 16.09.2003 09:07:33
von jogix
Hi Indy,
ich finde, Du machst bei Deinen Überlegungen einen entscheidenden Fehler:
nur weil eine Software unter einer freien Lizenz ist, heißt das noch lange nicht, daß sie per CVS im Internet frei zur Verfügung steht.
Du kannst nachwievor z.B. den Photoshop in eine Schachtel packen und in entsprechenden Häusern verkaufen. Es muß ja noch nicht mal der Quellcode mit in die Schachtel. Jedoch muß er auf Anfrage ausgeliefert werden.
Sicherlich kann und wird es Umsatzeinbrüche geben, wenn der Photoshop nun unter der GPL steht. Aber sind wir ehrlich und schauen uns z.B. die deutsche Wirtschaft an. Gerade in den "Industrieländern" hat es in den letzten Jahren schon eine enorme Verschiebung gegeben, von Produktion hin zu Dienstleistung. Sicherlich wird auch innerhalb der Dienstleistung oft produziert, aber meist kundenspezifische Lösungen.
Nimm Dir mal ABB als Beispiel. Glaubst Du, Du kannst ein Atomkraftwerk von der Stange kaufen? Sicherlich nicht. Du gibst ein Kraftwerk mit bestimmten Features in Auftrag und bekommst genau das, was Du Dir wünscht. Und wenn wir ehrlich sind, jeder weiß, wie ein Atomkraftwerk funktioniert und könnte ohne Probleme selbst eins konstruieren. Und trotzdem kauft man (z.B. die Chinesen) das bei den entsprechenden Firmen ein. Und das gelieferte Kraftwerk hat nix mit produzierender Industrie zu tun, sondern mit einer Dienstleistung, die nebenbei etwas hergestellt hat. Aber hier wird die Dienstleistung, nicht das Produkt verkauft.
Die Verschiebung von Produktion nach Dienstleistung wird noch stärker kommen.
Zudem, wer will sich denn bei seiner Arbeit in ein Schema pressen lassen, das die Softwareindustrie einem aufzwingt. Letzlich will man eine Applikation, die nach den eigenen Bedürfnissen arbeitet, das sind neben den Features auch und vor allem das Handling der Software.
Insbesondere wenn ich ein "Einzelstück" erwerbe, und das wird immer häufiger der Fall werden, wird kaum ein dritter von den Details des Einzelstücks profitieren. Der allgemeine Rahmen findet sich meist heute schon in irgendeiner freien Software. Wozu also bei einer solchen Einzelfertigung eine so restriktive Lizenz? Damit ich als Kunde den Lieferanten besser verklagen kann? Damit ich mir selbst die Möglichkeit nehme, Fehler zu beheben (die unter Garantie in der Software sein werden) und mich der Möglichkeit beraube, die Software an meine späteren Bedürfnisse anzupassen, wenn sich meine Ansprüche, meine Arbeit, mein Umfeld ändert, was mit Sicherheit passiert, wenn ich nicht Insolvenz anmelden möchte.
Was Deine gedanken zu Nvidia angeht, da will ich jetzt mal ein wenig scharf sießen und einfach behaupten, daß Nvidia so denkt wie Du.
Da sind einfach noch die konservativen Gesichtspunkte im Vordergrund, Nvidia hat noch nicht wirklich verstanden, was die freie Software für sie bedeuten würde.
Sind wir doch mal ehrlich, womit verdient Nvidia sein Geld? Mit Treibern? Nein, mit Hardware! Und damit könnten sie sogar noch viel mehr Geld verdienen, wenn die Treiber freie Software wären! Wenn eine neue Karte mit einem neuen Treiber noch nicht ganz reibungslos funktioniert, setzten sich garantiert genug hin, um das Problem zu beheben, denn sie wollen NeverWinterNights oder sonst was spielen und reichen die Patches bei Nvidia ein. Schließlich funktioniert die Karte mit freien Treibern wesentlich besser unter Linux (bessere Unterstützung, weniger Fehler, mehr Leistung,....) als das bei der Konkurrenz mit proprietären Treibern je der Fall sein wird. Und schon hat der Hardwarehersteller einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz!
Verfasst: 16.09.2003 09:35:16
von Bert
Ich bin jetzt schon ein paar Jahre am Arbeiten als Programmierer und ich muß ehrlich sein. So sehr ich die Idee von freier Software mag und akzeptiere, ich sehe in den den typischen Geschäftsfeldern leider nicht die Möglichkeit damit Geld zu verdienen. Ich Rede jetzt nicht von Stangensoftware, sondern von Speziallösungen. In diesem Markt wird Geld heute in der Regel bereits mit dem Support gemacht. Insofern stimme ich Euch zu. Allerdings muß mit dem Geld aus dem Support auch das eigentliche Produkt finaziert werden. Ausschreibungen sind heut bereits derart eng kalkuliert, das man die nur gewinnen kann, wenn man auch die sich anschliessenden Support- und Anpassungsdienstleistungen bekommt. Eine Kundenbindung ist also lebensnotwendig. Ob das nun schön ist oder nicht (als Kunde würde ich es nicht schön finden, aber bei dem Preis kann man halt nicht mehr erwarten).
Abgesehen davon, ist die der Support für die meisten Programmierer doch eher lästig, häufig gibt es extra Mitarbeiter dafür. Ich selbst bin froh, wenn ich nicht nur direkt mit Kunden arbeiten muß, sondern mich 'im stillen Kämmerchen' mit der Basissoftware abgeben kann.
Ich bestreite nicht, das es die aufgezeigten Szenarien gibt, aber es gibt halt noch noch viel mehr an Projekten als irgendwelche Standardsoftware anzupassen und in ein Netz zu integrieren. In meiner letzten Arbeit habe ich Steuerungen für die Halbleiterindustrie 'erzeugt'. Solche Software ist extrem aufwendig und teuer. Ohne entsprechenden Schutz hätte man daraus kein Geld machen können, da der Zahlungswille in den asiatischen Ländern noch geringer ist als hier. Wenn wir da den Sourcecode zugänglich gemacht hätten, wären wohl kaum Lizencen verkauft worden..
Ich lasse mich wirklich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber ich sehe halt das Free Software Model nicht in allen Bereichen als finaziell tragbar.
Verfasst: 16.09.2003 10:13:12
von Natas12
die "kritiker" haben insofern recht, dass die traditionelle art und weise, mit software geld zu verdienen, nicht 1:1 auf open source übertragbar ist.
ich sehe darin kein problem. das, was photoshop macht ist hervorragend. wer es benutzen will und die funktionen braucht, soll dafür löhnen (ehrlich: wer hat den tatsächlich ein original von photoshop, hmm???).
die sache ist, dass ich oftmals gezwungen werde, eine software zu nutzen. meist nicht, weil es keine alternative gibt, sondern weil es ein bestimmtes dateiformat gibt, welches nicht offen liegt und nicht anständig nachprogrammiert werden kann. würde openoffice 100%ige ms-office kompatibilität liefern, so gäbe es endlich mal richtige konkurrenz unter den softwareschmieden. bzw: hätten wir standardisierte dateiformate (wie eben HTML, XML, etc.), so gäbe es endlich "echte" konkurrenz. momentan leben die großen softwareschmieden ja davon, dass sie mit einem ganz bestimmten format oder einer ganz bestimmten "herangehensweise" (CMYK farbseparation, die es bei gimp nicht geben darf - warum auch immer) die user an sich binden (demnächst durch patente geschützt).
offene standards (beispielsweise auch für pixelformate) müsste nicht zwangsläufig den untergang für "kommerzielle" anbieter bedeuten, ganz im gegenteil. HTML ist offen und dennoch hat der IE über 90% marktanteil (ok, das hat auch andere gründe, ist aber nur ein beispiel).
ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass der haken bei den dateiformaten und den schnittstellen liegt. würde dort offenheit herrschen, so würde IMHO sogar noch mehr software verkauft als vorher - allein die verzahnung verschiedener programme und die automatisierung würde erheblich leichter fallen...
Verfasst: 16.09.2003 11:10:46
von jogix
Hi Bert,
BeS hat in dem Spielethread einen, wie ich finde, sehr gut guten Vergleich angestellt, nämlich mit dem Fernseher u.ä.
Bei jedem Gerät kann ich nachschauen, wie es funktioniert und mit genug Sachverstand selbst reparieren, umbauen, verbessern, etc.
Ebenso ist man bei den Autos nicht an den Fachhändler gebunden, Inspektionen, Reparaturen, neue Teile kann ich letzlich einbauen lassen von wem ich will, oder den Job sogar selbst übernehmen, wenn ich mit einem Schraubenschlüssel umgehen kann.
Warum soll das bei Software anders sein?
Ich kenne genug Beispiele aus der Automatisierungstechnik (habe eine Zeit lang im Anlagenbau gearbeitet). Man baut eine Maschine nur für einen Kunden, die etwas ganz spezielles erledigt. Nach zwei Jahren kommt dann ein Anruf, da an der Maschine etwas defekt ist. Schaut man sich die Maschine dann an, wird man feststellen, daß diverse Änderungen vorgenommen worden sind, um weitere Aufgaben zu erledigen -- und sei es nur ein Kaffeebecherhalter.
Solche Beispiele wird man überall finden, aber nicht in der Softwarebranche, da dort IMHO das Denken viel zu engstirnig ist.
Man könnte sagen, man verliert zu viel Geld, da jeder die Software ändern kann, in diesem Fall eben der Kunde.
Aber ein Ingenieru aus der IT-Branche könnte sich z.B. sein Handy auch komplett umbauen oder selbst herstellen - wer macht das aber schon.
Ist die Software speziell genug mit entsprechendem KnowHow darin, wird man damit auch genug Geld verdienen können, insbesondere bei Speziallösungen, da die entsprechenden Unternehmen auf Erfahrungen zurückgreifen können, die ein anderer Programmierer wahrscheinlich noch nicht gemacht hat, da er bisher in anderen Bereichen programmiert hat. Insbesondere in der Anlagentechnik muß man sich durchaus mit den einzelnen Komponenten auskennen, um Probleme und Fehler zu vermeiden, die weniger von der Software als durch die saubere Ansteuerung der Bauteile herrühren.
Verfasst: 16.09.2003 11:12:40
von BeS
Bert hat geschrieben:
Abgesehen davon, ist die der Support für die meisten Programmierer doch eher lästig, häufig gibt es extra Mitarbeiter dafür. Ich selbst bin froh, wenn ich nicht nur direkt mit Kunden arbeiten muß, sondern mich 'im stillen Kämmerchen' mit der Basissoftware abgeben kann.
Wie das eine Firma letztlich aufteilt ist ja zweitrangig, es kann ja durchaus Leute geben die sich zu 90% ums programmieren kümmern und andere die sich zu 90% um dem support kümmern.
In meiner letzten Arbeit habe ich Steuerungen für die Halbleiterindustrie 'erzeugt'. Solche Software ist extrem aufwendig und teuer. Ohne entsprechenden Schutz hätte man daraus kein Geld machen können, da der Zahlungswille in den asiatischen Ländern noch geringer ist als hier. Wenn wir da den Sourcecode zugänglich gemacht hätten, wären wohl kaum Lizencen verkauft worden..
Aber gerade das sind Bereiche wo es sehr gut funktionieren würde!
Du mußt dich bei dem Gedanken an freie Software mal davon lösen, das jeder alles umsonst bekommt und alles im Internet veröffentlicht wird!
Wenn z.B. so einen asiatische Firma auf euch zu kommt und eine Steuerungssoftware braucht macht ihr ihnen ein Angebot bestehend auf passender Software und evtl installations- und weiterführenden Support. Wenn das Angebot stimmt werden sie es annehmen und ihr erstellt die Software und gibt sie dann an den Kunden unter einer freien Lizenz. Glaubst du wirklich der Kunde wird die Software ins Internet stellen oder einem Konkurrenten geben? Nein, da würde er sich ja selber schädigen. D.h. ihr werden auch weiter Aufträge von anderen Firmen bekommen die was ähnliches brauchen. Jetzt könnt ihr den gleichen Preis verlangen, habt aber viel weniger Arbeit, da ihr ja schon was ähnliches entwickelt habt.
Jetzt kommt aber der entscheidende Punkt, der eigentlich ganz normal sein sollte, wenn ich die Software gekauft habe habe ich auch das Recht damit zu machen was ich will.
D.h. wenn sich die Maschinen mal ändern und die Steuerungssoftware angepasst werden muß kann das Unternehmen überlegen was es macht. Vielleicht haben sie eigenen Programmierer die es anpassen können, oder sie hohlen sich von verschiedenen Firmen angeboten ein und lassen es von denen machen die das beste Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Wenn ihr da dann zu teuer seit habt ihr halt pech gehabt, so ist es doch in allen anderen Bereichen der freien Marktwirtschaft auch. Ihr werden aber gute chancen haben zu den billigeren zu gehören, da ihr euch im Gegensatz zu den anderen nichtmehr in das Programm einarbeiten braucht.
qIndy500:
Ein paar Antworten hat ja jogix schon gegeben, denen ich soweit zustimmen kann. Nur noch ein Wort zur Hardware (nvidia) als Gegenbeispiel hast du z.B. HP die ihre Treiber unter einer freien Lizenz veröffentlichen und sie verkaufen seitdem sicher nicht weniger Drucker!
Zu deinem Beispiel photoshop. Ich kenne das Programm nicht im Detail, habe aber mal zwei Punkte:
1. Du machst hier wieder den typischen Fehler. Photoshop gibt es jetzt schon wie viel Jahre? Man muß von den Gedanken los kommen, dass man einmal was programmiert und dann Jahrzehnte davon lebt nur noch Lizenzen zu verkaufen. Entweder ist das Programm so gut das es auch weiterhin im professionellen Bereich eingesetzt wird, dann wird es sicher auch Aufträge für Erweiterungen und spezial-Lösungen geben, oder es ist nicht gut genug. Dann ist das Thema photoshop halt erledigt und man muß mit was anderem Geld verdienen. Autofirmen können auch nicht jammern das sich die Modelle von vor 10Jahren nichtmehr verkaufen, da muß man halt weiterentwickeln.
2. Wenn es für photoshop keinen professionellen Verwendungszweck mehr gibt, gehört es halt zu den 'trivialen-Programmen' wie ich es weiter oben schonmal geschrieben habe. Dann ist es halt ein Bildbearbeitungsprogramm unter mehreren was ein paar Leute verwenden. Im privat Bereich macht man doch sowieso kein Geld mehr und du wirst in Zukunft immer weniger Geld mit 'trivial-Programmen' machen, wie z.B. Textverarbeitungsprogramme, Bildbearbeitungsprogramme, Browser, Desktopenvironments,...
Das ist ähnlich wie beim Handwerker oder der Autowerkstatt. Mit Reifenwechsel verdient man nichtmehr so viel Geld, weil es die meisten 'Hobby-Mechaniker' zu Hause selber machen, genauso wie der Handwerker nicht mehr mit 'trivial-Arbeiten' Geld verdienen kann weil das die meisten Heimwerker selber machen.
Du mußt einfach umdenken, klar lassen sich die Strukturen nur schwer 1:1 umsetzten, da es ein anderes Modell ist. Einmal umgestellt kann man damit aber auch sehr gut Geld verdienen und gleichzeitig die fundamentalsten Freiheiten des users respektieren.
[EDIT]
Da war schon wieder jemand schneller (jogix)

[/EDIT]
Verfasst: 16.09.2003 13:15:08
von Bert
Das mit den offenen Standard und Protokollen sehe ich zu 100% auch so. Nicht von ungefähr begeistere ich mich so für Jabber.
Zu den Beispiel mit den Asiaten, in diesem speziellen (haben wir aber auch wo anders erlebt) waren die die Hersteller der Anlage. Zu bezahlen war die SW pro Anlage. Selbst mit Machinengebundenen Codes (eigentlich eine ecklige Sache, aber wenn nicht alle Seiten fair spielen...) wurde eine Licenze an eine Anlage gebunden, trotzdem wurde versucht das zu umgehen. Nun rate mal, was passiert wäre, wenn wir den Source Code rausgegeben hätten... Es sind halt nunmal nicht alle immer ehrlich..
Zum Anpsassen an neue Bedingungen: Da waren wir wohl zu gut. Zum einen wurde ein offener Standard zur Komunikation zwischen den Komponenten verwendet, zum Anderen war das ganze schön Modular und daher gut anpassbar. Aber gerade diese Qualität an SW zu erreichen ist aufwendig und teuer. Mit dem Nachteil, das dann andere leichter die Anpassungen vornehmen können. Aber wie gesagt, daß war nur ein spezielles Beispiel, aber in anderen Bereichen gibts halt ähnliches.
Ich denke, hier ist auch ein Umdenken seitens der Kunden notwendig. Aber solange nur nach dem Preis entschieden wird, ist da der Spielraum recht begrenzt. Gerade bei solchen Speziallösungen sind die Kunden häufig gar nicht an Offenheit interessiert, es soll halt schnell ferig sein und nichts kosten. Über Abhängigkeiten wird sich da meistens keine Gedanken gemacht. Unbewußt ist man sich wohl im klaren, daß die Ausliefung des Quellcodes extra kosten könnte, und das soll es ja nicht. Siehe oben.
Ich habe ja auch nichts gegen freie Software, ganz im Gegenteil (sonst wär ich ja nicht hier

). Ich denke aber nicht, das sich daraus für alle Bereiche Geschäftsmodelle ableiten lassen.
Wie das eine Firma letztlich aufteilt ist ja zweitrangig, es kann ja durchaus Leute geben die sich zu 90% ums programmieren kümmern und andere die sich zu 90% um dem support kümmern.
Das sehe ich nicht ganz so, denn mit 10% Support kannst Du einfach nicht 90% Entwicklung bezahlen.