Hallo Matti,
Matti hat geschrieben:Naja, die Idee ist ja so, das die Informationsgüter immer wichtiger werden und sich die Produktion nach deren Bedingungen richten muss. Die materielle Produktion wäre dann nur noch ein Anhängsel.
sicher wird die Information immer wichtiger. Aber diese Information wird immer auch in Produkte umgesetzt werden. Als Beispiel kann man hundert Schaltpläne für Fernseher haben, irgendwann muß ihn auch mal jemand bauen. In dem Moment entsteht ein Wert, man braucht Bauteile und verschieden Materialien und X Arbeitsstunden. Das wird sich nie ändern. Auch bei Software, da fällt das Material weg die Arbeiszeit bleibt aber.
Materielle Güter haben einen Wert oder genauer Tauschwert, richtig. Aber haben sie den von Natur aus? Er wird ihnen in der Produktion gegeben und entspricht der hineingesteckten Arbeit. Aber nicht irgendeine Arbeit, sondern die abstrakte Arbeit. Jene Form der Arbeit, die nicht an ihrem produzierten Gebrauchs-, sondern am Tauschwert bemessen wird.
Der Tauschwert ist allgemein dafür da, die Arbeitsteilung zu organisieren. Diese Organisation findet nicht schon in der Produktion statt, sondern erst in der Distribution, im Austausch. Dies wirkt dann natürlich wieder auf die Produktion zurück.
Durch die zunehmende Vernetzung der Produzenten wird die Arbeitsteilung mehr und mehr von den Produzenten selbst organisiert. Der Tauschwert verliert damit seine Funktion.
Ein Problem wird aber immer bestehen. Du kannst vielleicht Stühle bauen oder Programme schreiben aber du bist kein Bauer. D.h. du mußt von irgendjemanden was zum Essen bekommen und wenn ich Hunger habe will ich mich nicht darauf verlassen das der Bauer gerade einen Stuhl braucht so das wir tauschen können. Deswegen wird es das Geld als universelles Tauschmittel immer geben.
Freie Software wird nicht für einen Markt produziert. Die Entwickler produzieren die Software nicht, um damit Geld zu verdienen (Obwohl es auch kommerzielle Entwicklung Freier Software gibt). Aber wieso entwickeln sie dann, wenn nicht für Geld? Ich denke das Produkt, also die Software selbst, ist Zweck der Produktion und die Motivation für die Entwickler.
Das kann man aber nicht pauschal sagen. Wieviele Entwickler sind bei Distributionen, Trolltech, Ximian,... angestellt. Sie Entwicklen alle für Geld!
Oder denke mal an Industrielle Software, Software um Maschinen zu steuern, Messdaten auslesen, Planungssoftware speziell für die Firma oder auch Software die in modernen Maschinen integriert ist, wie soll sowas von freiwilligen kommen?
Es gibt auch viele Bereiche in denen Software gebraucht wird von denen aber die Allgemeinheit aber nicht viel Ahnung bzw. vielleicht auch gar kein Interesse hat.
Wer sollte es also freiwillig Entwicklen und vorallem kannst du auf einen freiwilligen warten wenn du eine Software jetzt brauchst?
Zwei Beispiele aus der Praxis. Man hat RMS Jahre lang dafür bezahlt das er an Erweiterungen des emacs arbeitete die den "Kunden" wichtig waren und nicht an denen die RMS wichtig erschienen. Diese "Kunden" brauchten ein feature und konnten nicht warten bis sich ein freiwilliger darum kümmert, also haben sie gesagt "Ich zahle dir einen Betrag X und dafür kümmerst du dich jetzt um genau dieses feature"
So hat z.B. auch die US Air Force Hacker einige Jahre dafür bezahlt, damit sie einen Ada compiler auf Basis des gcc entwickeln.
Oder stell dir mal die Verwaltungssoftware in Behörden vor. Das wird niemand freiwillig entwickeln. Erstens braucht das niemand und zweitens weiß niemand welche Anforderungen eine solche Software überhaupt erfüllen muß. Was liegt also näher das die Behördern, wenn sie auf GNU/Linux umsteigen, Programmierer geziehlte Aufgaben geben und sie dafür bezahlen?
Damit kommen wir weg von der Software-Massenproduktion, wodurch Software entsteht die zwar was kann aber irgendwie auf keine Aufgabe richtig passt, hin zur gezielten Softwareentwicklung für bestimmte Zwecke, quasi die Software als indvidueller Massanzug.
Eben die Softwarebranche als Dienstleistungsbranche.
Der Grund wesshalb Freie Software also "wertlos" ist, ist nicht nur die Kopierbarkeit, das gilt für alle immateriellen Güter, sondern sie wird gar nicht erst für den Austausch produziert.
freie Software hat sehr wohl einen Wert, eben wenn sie wie oben beschrieben erstellt wurde. Wenn du sie natürlich in deiner Freizeit für dich entwickelst, oder für irgend ein höheres Ziel, dann ist der Wert aus marktwirtschaftlicher Sicht fraglich.
Aber selbst dann würde ich mir da nicht so sicher sein. Oder warum zahlen Leute für Distributionen, oder für Shareware unter windows? Weil sie die Arbeit/Zeit die jemand reingesteckt hat honorieren!
Man sollte bedenken das es bei der ganze Freien Software Bewegung nicht darum geht das nichts mehr Wert ist und jeder alles für Lau haben soll.
Es geht viel mehr darum unter welchen Bedingungen "Produkte" angeboten werden und as die user die Freheit haben damit zu machen was sie wollen, so wie es bei materiellen Produkten auch schon immer üblich war.
Die künstliche Verknappung der Sortware durch DRM, TCPA ... gilt übrigens auch für materielle Güter. Nur das uns das im Alltag gar nicht mehr auffällt. Ich kann nämlich nur etwas Verkaufen, wenn es Knapp ist. Und auch diese Knappheit ist nicht natürlich, das würde ich dann Begrenztheit nennen, sondern muss herrgestellt werden. Das sieht man zum Beispiel daran, das Lebensmittel vernichtet werden, um den Preis stabil zu halten.
Das mit den Lebensmitteln ist zum teil sicher auch eine kritische Sache.
Aber letztlich gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Äpfel und man muß durchaus auch Arbeit reinstecken um diesen Apfel zu dir auf den Tisch zu bringen.
Informationen dagegen sind nicht begrenzt. Wenn ich ein Programm, ein ebook, ein mp3 haben kann ich unendlich viele Kopien machen und für mich ändert sich dafür nichts.
Wärend den Apfel auf der anderen Seite nur du oder ich essen kann.