Debian von RAID-Array booten?

Welches Modul/Treiber für welche Hardware, Kernel compilieren...
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iluvatar
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Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von iluvatar » 11.11.2008 16:59:33

Hallo,
ich habe einen brandneuen Intel SR2500ALLX Rack-Server mit einem passiven RAID-Controller (LSI MegaRAID). Ich möchte nun Debian auf ein RAID-10 Array installieren. Leider erkennt der Debian Installer dieses Array nicht, sondern nur 4 einzelne Platten, obwohl ich das Array in RAID-BIOS ordentlich konfiguriert habe. Ich habe bei google & co. einiges zu Kernel 2.4.x gefunden, was mir aber unter 2.6.18 nicht weiterhilft. Meine erste Frage nun: Hat jemand bereits Erfahrung mit SW-Raid unter Linux und kann mir erklären, wie ich von einem solchen Array booten kann?

Alternativ dachte ich mir, einfach einen Hardware-RAID-Controller einzubauen, um so die Problematik zu umgehen. Ein HW-Controller sollte die Verwaltung der Platten übernehmen und dem Betriebssystem nur das Array als virtuelle Patte anzeigen, sodass ich gar keinen Treiber benötige. Trotzdem gibt es für viele HW-Controller Treiber, was meine Theorie wieder in Frage stellt. Kann mir jemand etwas dazu sagen? Ist zwar nicht direkt auf Debian bezogen, wäre aber eine Möglichkeit, völlig systemunabhängig von einem RAID-Array zu booten, was meine Frage beantworten würde.

Theophil T.
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Re: Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von Theophil T. » 11.11.2008 19:23:21

Hallo iluvatar,
erst mal herzlich willkommen in diesem Forum. Ich bin zwar kein RAID-Experte, habe mich aber in letzter Zeit wg. Neueinrichtung eines Servers bei uns mit dem Thema beschäftigt. Heute hatte ich zum Thema selbst eine Frage im df gestellt, dort findest Du vielleicht zusätzliche Infos: http://www.debianforum.de/forum/viewtop ... 9&t=104954

Nach meinen bisherigen "Recherchen" und den Antworten im o.g. Thread könnte folgendes für Dich wichtig sein:
Falls es sich bei Dir um einen einfacheren Onboard-RAID-Controller handelt, benötigst Du wohl einen Treiber für das Betriebssystem, sonst wird das RAID nicht erkannt. Diese Lösung scheint, genügend Prozessor-Reserven vorausgesetzt, gegenüber reinem Software-RAID eher Nachteile zu bieten: Die CPU wird bei beiden Varianten durch das RAID belastet, nur bei Onboard-RAID bist Du Hardware- und Treiber-abhängig, bei Software-RAID mit mdadm bleibst Du wesentlich flexibler.
Ein guter Hardware-RAID-Controller ist teuer, bietet aber wohl in einigen Situationen mehr Leistung und erlaubt problemloser, ein Multiboot-System einzurichten, da die verschiedenen Betriebssysteme nicht ohne weiteres mit Software-RAID der "Gegenseite" zurecht kommen.
HW-Controller z.B. von 3ware sollen lt. einigen Berichten gut mit Linux zurechtkommen, musst Du mal im Forum suchen.
Ich habe zu Testzwecken unter Qemu mit Debian Etch ein RAID 10 System aufgesetzt, was problemlos läuft. Da bei mir der Installer die schon konfigurierten RAID 1 Verbände nicht mehr weiter zum "übergeordneten" RAID 0 verbinden wollte, habe ich das "von Hand" auf der 2. Konsole mit mdadm erledigt, was auch gut ging.

hoffe, dies hilft etwas weiter, viele Grüße
Theophil

PS: Booten: Die grub-Doku (grub-legacy) erwähnt RAID nicht expizit, man liest öfter, booten ginge nicht von einem RAID, nach dem genannten c't-Artikel, den ich Dir sehr empfehle, und meinen Erfahrungen ist es aber von RAID 1 möglich.
Also z.B. extra Boot-Partition mit RAID 1, die restl. Partitionen RAID 10, Grub vom MBR der ersten Platte in die MBR der restl. Platten kopieren, fallback in menu.lst eintragen. So soll man auch nach Ausfall der ersten Platte noch booten können (Nach meinen Kenntnissen würde das voraussetzen, das das BIOS nach Ausfall der ersten Platte den MBR einer anderen lädt.)
Zuletzt geändert von Theophil T. am 12.11.2008 07:41:27, insgesamt 1-mal geändert.

iluvatar
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Re: Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von iluvatar » 12.11.2008 00:34:16

Hallo Theophil,

vielen Dank für Deine Antwort.
Bei dem passiven Raid-Controller handelt es sich tatsächlich um einen solchen fake-RAID Controller. Dieser Controller ist jedoch genau auf das System abgestimmt und ermöglicht beispielsweise Hotswap bei einem Plattenausfall. Weißt Du ob mdadm Hotswap unterstützt?

Als Alternative gibt es von Intel einen aktiven Controller mit eigener CPU und 512MB RAM. Sollte dieser systemunabhängig funktionieren, wäre diese Lösung auf jeden Fall meine erste Wahl. Es stellt sich eben nur die Frage, ob man generell davon ausgehen kann, dass ein "echter" HW-Raid-Controller ohne Treiber von Debian erkannt wird, bzw. ob ich bei eingerichtetem RAID-10 immer noch 4 Platten im Setup sehe, oder nur eine, nämlich das RAID-Array.

Theophil T.
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Re: Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von Theophil T. » 12.11.2008 07:49:05

Hallo iluvatar,
mdadm unterstützt meines Wissens Hotswap. Auf meinem virtuellem Rechner hat es funktioniert.
Ob der von Dir ausgesuchte Controller von Debian unterstützt wird, weiß ich leider nicht.

Gruß
Theophil

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king-crash
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Re: Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von king-crash » 12.11.2008 10:50:29

Ohne den entsprechenden Treiber geht nie was. Intel Controller sollten allerdings standartmäßig im Kernel sein. Was ist es denn genau für einer.

BTW was spricht gegen mdadm? Performance?

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Re: Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von iluvatar » 12.11.2008 12:15:38

Was das für einer ist? - Das wüsste ich auch gerne :-) Es handelt sich um eine aktive Midplane für das SR2500 Servergehäuse von Intel. Die Bezeichnung lautet FALSASMP2. Da ist ein LSI1068 SAS Chip drauf. Zusammen mit einem "RAID activation Key" und einem 512MB DIMM Modul läßt sich das Teil laut Intel zu einem Hardware-RAID 0/1/10/5/6/50 erweitern.

Die ganze Sache läuft bei Intel unter "Intel® Integrated RAID, utilizing dedicated Intel® IO Processor 333 and dedicated memory
for outstanding performance and reliability" und kostet etwa 500 Steine. Der Preis weist auf einen ordentlichen Controller hin, aber dieser ganze Modulare Kram verwirrt mich gewaltig.

Was ist denn mit dmraid? Kann ich den LSI MegaRaid Controller damit zum booten von Raid-10 bewegen? Oder taugt das nix?

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Re: Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von iluvatar » 13.11.2008 12:19:07

Ich hab' mich inzwischen etwas über den Intel-Support aufgeregt, weil man da einfach keinen Support bekommt, wenn man die Hardware noch nicht gekauft hat. Sowas kann doch nicht sein. Da muss ich erst auf gut Glück einen Controller kaufen, um mir dann hinterher von Support erklären zu lassen, das dieses Gerät nicht unter meinem BS läuft.

Ich habe jetzt nach dieser Anleitung http://www.linuxconfig.org/Linux_Software_Raid_1_Setup ein Software RAID-10 eingerichtet. Jetzt habe ich aber leider immer noch das Problem, das ich von diesem Array wahrscheinlich nicht booten kann. Beim Bootsektor hat der Autor nämlich etwas geschummelt. Er veranlasst grub zum booten von sdb und schreibt grub in den MBR der Patte sdb (also in eine der beiden Platten aus dem RAID-1 Verbund). Da ein RAID-10 ja bekanntlich ein Mirror über zwei Stripes ist, muss zuerst das Array laufen, bevor der Bootloader auf irgendwas zugreifen kann. Außerdem, was passiert wenn die Platte mit grub im MBR abraucht? Da der MBR von mdadm nicht gespiegelt wird, ist mein System nach einem Neustart wahrscheinlich nicht mehr bootfähig. Gibt es da einen Trick, oder hab' ich einfach nur nen Denkfehler?

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Re: Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von iluvatar » 13.11.2008 13:43:21

So, ich bin's nochmal mit einer letzten Erkenntnis und eine endgültigen Entscheidung. Ich habe mich auf der Webseite der Chipsatzherstellers "LSI Logic" schlau gemacht und dort erfahren, dass es sich bei dem Modell "LSISAS1068" um ein aktiven "Integrated RAID Controller" handelt.
Dieser bietet mir laut Hersteller unter anderem folgende Features:
  • - Hardware based RAID
    - Single virtual drive presented to OS
    - Bootable
    - OS Independent
Warum Intel nicht in der Lage ist, die Informationen irgendwo in der Dokumentation zu publizieren weiß ich nicht. Vielleicht wird einfach vorausgesetzt, dass man sich als Intel Server Admin solche Kenntnisse bereits angeeignet hat. Naja, man lernt ja nie aus.

Jetzt bin ich auch endgültig "off-Debian-topic" und danke euch für eure Hilfe. Wahrscheinlich hätte es auch per Software-RAID funktioniert, aber ich habe mit einer soliden Hardware-Lösung einfach ein besseres Gefühl.

hw0035
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Re: Debian von RAID-Array booten?

Beitrag von hw0035 » 19.11.2008 21:06:38

iluvatar hat geschrieben:Außerdem, was passiert wenn die Platte mit grub im MBR abraucht? Da der MBR von mdadm nicht gespiegelt wird, ist mein System nach einem Neustart wahrscheinlich nicht mehr bootfähig. Gibt es da einen Trick, oder hab' ich einfach nur nen Denkfehler?
Ja, den MBR einfach auf jede Platte mit Grub initialisieren. Grub ist der md Verbund egal, es sieht nur die einzelnen Platte(n). Ein md RAID 1 hat nur hinten paar Byte mit Info für Kernel, ansonsten ist es ein normales FS für Grub. Heute setze ich / auf einen md RAID 10, daher bin ich hier gelandet. Mit initrd geht ja bekanntlich alles, will es aber ohne haben. ;-)
Ich setze meine Systeme immer auf mehren Partitionen auf und mit einem Sofware-RAID habe ich die Freiheit zu sagen /boot und / bitte auf Level 1 und das LVM auf Level 5 und der /usr/local/tmp für Videoschnitt auf Level 0 sowie /mnt/ganzwichtig auf Level 6. Klappt Super, RAID4/5/6 zieht ganz schön an der Performance, aber 0/1/10 sind kaum merkbar. Verstehe die Aufregung dabei nicht.
Ein Software-RAID ziehe ich mittlerweile jeder billiglösung vor, natürlich ist ein echtes HW-RAID sinnvoll aus in den vorherigen Posts genannten Gründen.
Ich spiele mit den Gedanken IBM HW einzukaufen. Kannst du berichten wie sich deine HW-lösung so macht? Treiber, Benchmark, subjektiver Eindruck usw.
viele Grüße
hw0035
hw0001 - hw0084 all @ gentoo GNU/Linux ;-)

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