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Verfasst: 05.12.2003 08:40:25
von tylerD
glatzor hat geschrieben:
Und was soll das mit der Hetzkampagne? Erklär mir das mal bitte etwas genauer.
Diese Spots empfinde ich schon als unbegründete Hetzkampagne, da sie Tatsachen teilweise absichtilich falsch darstellen ( das Kopieren an sich ist nicht illegal), und das Verhältniss der dargestellten "Verbrechen" in keinster Weise mit den "Strafen" zu erklären ist.
glatzor hat geschrieben:
Suntsu: NIcht nur, dass ich Dein Denkmuster, wie bereits von Glar00ks angesprochen für falsch halte, so ist auch Deine Aussage inhaltlich falsch. Schau Dir die Umsatzzahlen von Musik- und Filmindustrie an.
Meinst du die sinkenden Umsatzzahlen? Vielleicht sucht die Industrie jedoch auch an der falschen Stelle. Vielleicht sehnen sich die Konsumenten einfach wieder nach mehr Qualität und anderen, auf die heutigen Möglichkeiten angepasste, Vertriebsformen.
Natürlich ist es ein gutes Recht der Industrie nur noch Retortenbands zu produzieren, jedoch macht sie es sich zu einfach, die sinkenden Einnahmen nur auf die Downloader zu schieben.
cu
Verfasst: 05.12.2003 09:33:14
von Natas12
hmm, nachdem ich das so alles gelesen habe:
- was wird geschehen, wenn alle p2p-netze ausgetrocknet sind und die CDs nicht mehr kopiert werden können? wird mehr gekauft? werden CDs billiger? --> ich bin mir SICHER, dass eben NICHT mehr gekauft wird. leute wie meine eltern, die sich volksmusik herunterladen und sich nie CDs kaufen (meine eltern besitzen 20 CDs vom mediamarkt-wühltisch), die sind dermaßen verunsichert, dass sie nun weder herunterladen noch kaufen. der gewinn bei der sache: null.
nebenbei finde ich, dass der "konsument" durchaus etwas dazu zu "sagen" hat, wie die geistigen produkte aufbereitet und verbreitet werden, die er konsumieren will. die kulturindustrie will was von "mir" und ich will was von "ihr" - sie will meine kohle, ich will ihre erzeugnisse. ideal wäre es also, wenn sich beide parteien irgendwo in der mitte treffen könnten. denn wenn ich nicht "berechtigt" bin, kritik am jetzigen system zu üben, dann dürfte ich ja gar keine kritik üben, müßte alles fatalistisch ertragen. dann müsste ich mich ja darüber freuen, dass ich ausspioniert, mit TCPA und DRM vollgestopft werde und BMG-WARNER-XYZ praktisch 99% der kulturellen erzeugnisse kontrolliert und vertreibt (große konzerne machen mit großem geld große künstler?). man braucht ja kein kulturpessimist zu sein, um zu sehen, dass das irgendwie für die meinungsbildung nicht gut sein kann... (mit dem argument, über fremde entscheidungen habe man nicht zu reden könnte ich ja alles rechtfertigen - vom kopierschutz bis zum verkauf von atomanlagen der bundesrepublik. denn letzteres geht mich ja "nichts an", was maße ich mir also eine meinung darüber an?)
was wir momentan erleben, ist imho vielleicht die größte umwälzung seit es buchdruck / ton / filmaufzeichnungen gibt - die entkoppelung vom materiellen träger und die hinfälligkeit von "gatekeepern" (verlage / plattenfirmen) in ihrer "traditionellen" form (als kanalisierungs-, filterungs- und steuerungsinstrument, welches dafür sorgt, dass das kinderzimmer gut mit plastikmaterial gefüllt ist und der death metal aus dem radio draussen bleibt). die großen plattenfirmen sehen also (zurecht) ihre felle wegschwimmen, weil generell weniger wert auf musik gelegt wird (computer! filme! handy!) und sich die lala zur partybeschallung leicht im netz auftreiben lässt.
sicher wäre es sehr naiv, zu behaupten, durch das netz könnte nun jeder "publizieren" und jeder seine musik weltweit vertreiben. aber dennoch besteht imho eine nicht unbegründete aussicht, dass dies in absehbarer zeit möglich sein wird (dicke studios braucht man für musikproduktionen ja kaum noch, das kann man mit einem apple-schlepptop machen). und ohne verschwörungstheorien aufzustellen oder verfolgungswahn zu haben: das ist es, was die medien/kulturindustrie nicht will (und der gesetzgeber imho auch nicht) - dass die kontrolle abhanden kommt (und natürlich die kohle der "superstars"). das verlagswesen / das system aus plattenfirmen ist für mich eben nicht der heilige gral - vor dem buchdruck wurden bücher abgeschrieben bzw. vor der erfindung der tonaufzeichnung ist man in konzerte gegangen und hat selbst musiziert. und die kirchen und klöster hatten plötzlich auch angst, dass ihnen das monopol der informationsverbreitung genommen wurde.
und vielleicht erleben wir, dass es eben auch ein "nach dem buchdruck" (eher unwahrscheinlich) und/oder "nach den plattenfirmen" (schon eher) geben wird. das jetzige system ist doch nicht das einzig vorstellbare? das kann sich doch durchaus fundamental ändern?
Verfasst: 05.12.2003 11:56:04
von glatzor
Es ging mir nicht um einen Fatalismus, aber es geht nicht an, dass man sein Umtreiben damit rechtfertigt, dass es für den anderen so besser wäre.
Es steht jedem offen die Produzenten/Verkäufer zu kritisieren, aber die Entscheidungen müssen noch immer sie selbst treffen.
Deine angebrachen Retortenbabys erfreuen sich auch im illegalen Milieu größter Beliebtheit. Darum liegst Du mit der Forderung nach "mehr Qualität" meines Erachtens falsch. [Wenn ich von Qualitätsvorteil sprach, so meinte ich einen technischen und logistischen Vorteil, durch einwandfreie und immer verfügbare Angebote, im Gegensatz zu verpfuschten und unvollständigen Mp3s in P2P-Systemen]
Es gibt bereits seit langen Versuche legal Musik im Internet anzubieten, aber diese konnten sich nie gegen die P2P-Netzwerken behaupten.
Ohne ein halbwegs funktionierendes DRM-System wird sich daran auch nichts ändern. Und die Möglichkeiten dafür gab es vor ein paar Jahren so nicht. Darum kommt wohl auch jetzt erst langsam eine Wende (siehe Apple und MS).
Größere Pluralität macht leider "gatekeeper" nicht überflüssiger, sondern sogar noch mehr erforderlich. Du kannst Dich nicht alleine in einem Informationsgewühl zu recht finden.
Ich denke nciht, dass wir hier vor einer Umwälzung stehen. Musik wird weiterhin ihren Stellenwert haben. Das Musikangebot wird immer individueller und mobiler. Schau Dir die tragbaren iPods, MP3 Player und Internet-Radio an. Hier ergeben sich ja auch ganz neue Direkt-Vermarktungsmöglichkeiten von Musik. (siehe Musik-Melodien auf dem Handy)
Moden werden weiterhin beeinflußbar bleiben. Und die meisten Menschen orientieren sich nach ihnen. Darum denke ich nicht, dass die Anbieter da so die große Muffe bekommen.
Übrigens erfordert das professionelle Produzieren von Musik noch immer einen erheblichen technischen Aufwand. Dies kann ich durch Bekannte Studio-Betreiber versichern.
Verfasst: 05.12.2003 13:14:54
von tylerD
@glatzor:
Ich stimme mit der Forderung nach einem vernüftigen DRM teilweise überein. Wobei sich die Frage nach einem vernüftig wieder stellt. Ich kann nun mal nichts mit einem Format anfangen was ich nur auf einem Rechner mit einem bestimmten Programm oder sogar mit spezieller Hardware benutzen kann. Siehe auch Linux-DVD problematik. Es ist verdammt traurig, das ich mich illegal verhalte, wenn ich meine teuer gekauften DVDs gern so benutzen würde, wie ich es wollte (einfach auf meinem Lapi anschauen).
Wie du genau sagtest, machen sich ja neue Felder für die Konzerne auf. Die Kiddies laden ja wie blöd Mukke runter und keiner der Konzerne beschwert sich das sie damit ein heiden Geld verdienen. Auf der anderen Seite ist aber gerade das irgendwo auch einer der Gründe warum der Umsatz mit den klassischen Medien runtergeht. Ich finde es halt falsch allein die Downloader dafür verantwortlich zu machen, und dies mit fiktiven entgangenen Einnahmen zu beweisen und durch perverse Meinungsmache (die Werbekampange) von eventuellen Strukturproblemen in der Branche selber abzulenken und ein falsches Rechtsbild und Rechtsempfinden in der Öffentlichkeit zu zeichnen.
Sicher ist es falsch Copyright zu ignorieren, jedoch kann es nicht der richtige Weg sein, solche Kampangen zu bringen.
cu
Verfasst: 06.12.2003 01:28:28
von Roarin
glatzor hat geschrieben:Die Anführungszeichen kannst Du Dir gerne sparen. Es ist nämlich schon sehr dreißt, solche Labels verteilen zu wollen.
Nein das ist nicht dreist. Denn wie bekannt sein sollte Kunst kommt von Können. Geschäftssinn ist etwas anderes.
Ich wüßte gerne welcher Künstler, der oder die CDs in großen Läden oder in den Charts hat, nicht auf Unterstützung durch Großunternehmen zurückgreifen musste?
Wieso müssen die in den großen Plattenläden stehen? Es gibt genug gute Bands, bei dennen du die CD's direkt kaufen kannst - Nicht immer muss die Band die gleiche Auffassung vertreten wie die Labels. Es wird nur keine Band groß ohne sie nicht zuletzt weil diese den Markt kontrollieren.
Wenn Du versuchst Glar00ks Einwände einfach in einem Nebensatz abzutun, dann wirst Du ihnen nicht gerecht. Er hat hier wirklich einen zentralen Punkt angesprochen: Wer das Copyright nicht anerkennt, kann auch kein Copyleft einfordern.
Fordere ich das? Übrigens nur eine Unbewiesene Behauptung.
Ich möchte mich hier auch nochmals wiederholen: Was gut für jemanden ist, dass haben andere nicht zu entscheiden. Und vor allem nicht wenn diese dann noch aus purem Eigennutz sprechen.
Nun genau... das hat jeder selbst zu entscheiden in welchem Umfang einen das Copyright interresiert oder eben nicht...
Und was soll dass mit dem ganze Netzwerke zerstören? Sie haben ihr Recht eingefordert gegenüber Netzen die nur dazu da waren Musik zu tauschen (Napster, AG) und somit die Produzenten zu hintergehen. Und welche Unschuldigen treffen sie denn? Die Person, die sich einen P2P Client runterlädt, um nichts illegales damit zu machen, die möchte ich mal sehen. Auch wenn vielleicht bei den Anklagen es ein paar falsche Leute ausgewählt wurden, so wurde niemand zu Unrecht verurteilt.
Das könnte aus der Werbung der RIAA sein. Es gibt sehr wohl sinnvolle Einsatzzwecke für solche Netzwerke (ich habe z.B. meine Fedora ISO's über Bittorent gezogen). Und eine Platform für das Handeln der User Verantwortlich zu machen ist ja wohl der größte Schwachsinn den es gibt.
Wenn jetzt andere Netze wie KaZaa mit Fakes überfüllt werden, dann ist das die einzig richtige Methode, die die Musikindustrie wählen konnte. Ansonsten werden sie auch nie die Leute dazu bewegen können ihre digitalen Musikangebote zu nutzen.
Von mir aus können die so viele Fakes reinstellen wie se wollen....
Und was soll das mit der Hetzkampagne? Erklär mir das mal bitte etwas genauer.
Du hast schonmal die Werbungen gesehen die von der Musikindustrie gemacht werden? Das ist wirklich masivst beleidigend und übertrieben.
Bei solchen Aussagen von Dir, Roarin, wundere ich mich schon arg über Deine Signatur.
Das wiederrum solltest du mir jetzt erklären. Ist das Copyright die einzige möglichkeit die Zivilisation zu bewahren
Suntsu: NIcht nur, dass ich Dein Denkmuster, wie bereits von Glar00ks angesprochen für falsch halte, so ist auch Deine Aussage inhaltlich falsch. Schau Dir die Umsatzzahlen von Musik- und Filmindustrie an.
Misswirtschaft?[/quote]
Verfasst: 06.12.2003 08:56:54
von glatzor
Hast Du Dir schon jemals die GPL angeschaut? Wie sollte es denn möglich sein diese durchzusetzen ohne ein Copyright? Das würde ich mal gerne von Dir wissen.
Ganz so leicht kannst Du Dich auch nicht aus einem Gesetzessystem herausstehlen. Du wirst in Deinem Leben immer Gesetze und Regeln der jeweiligen Gemeinschaft akzeptieren müssen. Was ist das denn überhaupt für ein Argument, in dem Du Gesetze per se in Frage stellst?
Wenn Du Musik hören willst, die eben groß gefördert und vermarktet wird, dann hast Du einfach die Spielregeln zu akzeptieren, was ja nicht ausschließt sich für eine Änderung dieser stark zu machen.
Wenn Du damit aber nicht zu Recht kommst, solltest Du Dir einfach überlegen, ob Du darauf nicht verzichten kannst. Wie auch von Dir angesprochen, gibt es auch noch andere Musiker. (In diesem Zusammenhang möchte ich noch mal auf das eigentlich Thema dieses Forums verweisen: Debian.)
Bei den von mir angesprochenen File-Sharing-Netzen ist die Sache leider etwas anders gelagert. In deren Zentrum standen nämlich die Server der Betreiber. Und somit wußten die Betreiber auch, was über ihr Netzwerk getauscht wurde. Und dennoch haben sie weiterhin ihre Server dafür zur Verfügung gestellt, und so gar noch Profit durch die Vermarktung gemacht. Hier ging es nicht nur um die Technik. Die Technik mag nicht verantwortlich dafür sein. Aber den Betreibern kann man schon unrechtes Handeln vorwerfen.
Das Du mit Bittorrent schon mal was anderes außer Filme gezogen hast, mag ja ganz löblich sein. Aber wir brauchen doch auch nicht an der Realität vorbeizureden, bzw. diese ausblenden.
Dein Vertrauen in das US-amerikanische Justizsystem mag vielleicht nicht das größte sein, aber nenne mir doch einen Fall wo jemand in diesem Zusammenhang zu Unrecht bestraft worden ist? Bis jetzt waren es auch "nur" Höchst-Strafzahlungen im Bereich von 7000-10000 Dollar.
Was oder wer erlaubt Dir zu bestimmen, wer künstlerisches Können hat und wer nicht? Das würde mich wrklich interessieren.
Auch Kunst gegen Wirtschaft auszuspielen bringt einen nicht viel weiter. Zwar ist es ganz nett Kunst als Zweck- und Nutzlosigkeit zu verstehen. Dann fällt sie wohl nur noch in den Hobby-Bereich. In wie weit diese Auffassung von Kunst Deiner ersten widerspricht ist wohl evident.
Ich wollte mit der Anspielung auf Dein Zitat auch nur zum Ausdruck bringen, dass ich Deine Einstellung nicht gerade als einen Höhepunkt der Zivilisation - was immer diese wohl auch sein mag - betrachte. Außerdem nervt mich eurozentristisches Gehabe.
Verfasst: 06.12.2003 09:08:06
von glatzor
"- Schutz der Identität der Urheberschaft des Codes. Menschen sind sehr stolz auf ihr Werk und wollen nicht, daß jemand ihren Namen daraus entfernt oder behauptet, er habe die Software geschrieben."
http://www.debian.org/intro/free
Verfasst: 06.12.2003 14:21:40
von BeS
Hallo,
ich wollte mich eigentlich aus der Diskussion heraushalten, da ich diese Fragen für mich schon ausreichend geklärt habe und sie auch schon (zu) oft diskutiert habe.
Trotzdem gibt es hier ein paar Stellen zu denen ich was sagen will.
glatzor hat geschrieben:Hast Du Dir schon jemals die GPL angeschaut? Wie sollte es denn möglich sein diese durchzusetzen ohne ein Copyright? Das würde ich mal gerne von Dir wissen.
Das ist ja gerade das geniale ander GPL, eigentlich der größte Hack unserer Zeit. Man hat erkannt das das copyright, in seiner heutigen Form, eigentlich in eine völlig falsche Richtung läuft. Man hätte jetzt versuchen können das copyright zu ändern, das hätte aber sehr lange gedauert (wenn es überhaupt funktioniert hätte) und wäre nur Lokal auf ein Land begrenzt gewesen. Stattdessen hat man sich das heutige copyright genommen und es invertiert, es gegen das copyright selber verwendet und damit ein copyright in Form einer Lizenz geschaffen die einem angemessenen copyright entspricht. Deswegen spricht man bei solchen Lizenzen auch von copyleft.
Ohne dem copyright in der heutigen Form bräuchte man als garkeine GPL oder vielleicht besser gesagt die GPL bräuchte das copyright nicht.
Ganz so leicht kannst Du Dich auch nicht aus einem Gesetzessystem herausstehlen. Du wirst in Deinem Leben immer Gesetze und Regeln der jeweiligen Gemeinschaft akzeptieren müssen. Was ist das denn überhaupt für ein Argument, in dem Du Gesetze per se in Frage stellst?
Das sehe ich nur bedingt so, du mußt sie zur Kenntnis nehmen. Du solltest sie aber sehr wohl in Frage stellen und nicht als 'Gott gegeben' ansehen. Wo wären wir heute wenn man von Anfang an nie ein Gesetz in Frage gestellt hätte? Wahrscheinlich noch im Mittelalter!
Hier ein kleines Zitat dazu:
"Diese Art der Überzeugung ist nicht dafür gemacht, kritischem Denken standzuhalten; sie ist dafür gedacht, Denkgewohnheiten zu verstärken.
Es ist von fundamentaler Bedeutung, dass Gesetze nicht entscheiden, was richtig und was falsch ist. Jeder Amerikaner sollte wissen, dass es vor 40 Jahren in vielen US-Staaten für eine schwarze Person gegen das Gesetz war, im Bus vorne zu sitzen, aber nur Rassisten würden sagen, dass dort zu sitzen falsch war."
Auch finde ich es schade wenn man sich bei solchen Diskussionen immer auf den Standpunkt zurückzieht: "Das steht so im Gesetz und fertig". Das ist zwar richtig, aber eine Diskussion wird doch erst dann interessant wenn man gegebene Regeln/Gesetze in Frage stellt und sich alternativen überlegt.
An der Stelle will ich mal ein Buch Empfehlen das ich gerade Lese:
Lawrence Lessig: Code und andere Gesetze des Cyberspace
Darin geht es genau um die Regulierungsmöglichkeiten von Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und der Architektur(dem Code) im realen Leben und im "Cyberspace". Wirklich sehr interessant uns absolut Lesenswert.
Was oder wer erlaubt Dir zu bestimmen, wer künstlerisches Können hat und wer nicht? Das würde mich wrklich interessieren.
Wenn man vom Künstler als Unterhalter spricht, also aus der Kunst/Film/Musik Richtung. Kann das jeder entscheiden, sowohl du als auch ich. Denn sobald er damit in die Öffentlichkeit geht macht er es nichtmehr nur für sich selber sondern für die Menschen da draußen und es liegt dann sehr wohl in deren Hand ob und wie sie es annehmen.
PS: Zu dem ganzen Thema copyright finde ich auch die Rede von Richard Stallman ganz interessant:
http://www.gnu.org/philosophy/copyright ... unity.html
(gibt es auch also audio-file wenn man nicht soviel lesen will

)
Verfasst: 06.12.2003 14:43:54
von glar00k
BeS, du hast zwar Recht mit dem, dass man nicht kritiklos leben darf und auch einiges in Frage stellen sollte. Aber was hat das bitte mit illegalem Kopieren von Musik zu tun? Der Künstler will nicht, dass sie kopiert, sondern gekauft wird. Da sollte man doch fair sein und dem entsprechend folgen. Natürlich kann man das in Frage stellen und veruschen den Musiker zu überzeugen dass es vielleicht nicht der richtige Weg ist, wenn man selbst davon überzeugt ist.
Aber dennoch, jeder muss die Spielregeln akzeptieren, bei der GPL gehts doch auch. Ob einem das nun passt oder nicht, sei dahin gestellt. Wie gesagt, kann man das ganze sicherlich in Frage stellen, aber aus Prinzip Gesetze brechen ist nicht der richtige Weg.
Wo kämen wir hin wenn aus Prinzip jedes Gesetz gebrochen würde? Z.B: Gesetz zur Unverletzlichkeit der Wohnung. Ich sage: Alles gehört jedem. Ich gehe einfach bei dir ein und aus, nehme mir hier und da was. Würde dir das passen? Nur weil es für mich ein scheiss Gesetz ist, heißt das doch nicht, dass ich einfach machen kann was ich will.
Genau so aber verhält sich jeder, der einfach die Musik aus dem Internet illegal herunterlädt. Jeder, der es macht, weiß dass es verboten ist. Was ist denn das für eine Moral? Vielleicht haben wir ja bald auch solche Probleme wie ich in Bezug auf Unverletzlichkeit der Wohnung angesprochen habe ... Kann ja anscheinend jeder machen was er will.
Grüsse
PS: Nein, der vergleich hinkt nicht. Es sind beides Gesetze, beide müssen befolgt werden. Ob sie nun sinnvoll sind oder nicht, ist die andere Frage.
Verfasst: 06.12.2003 14:55:02
von BeS
Hallo,
Glar00k hat geschrieben:
PS: Nein, der vergleich hinkt nicht. Es sind beides Gesetze, beide müssen befolgt werden. Ob sie nun sinnvoll sind oder nicht, ist die andere Frage.
Der Vergleich hinkt schon, aber ich werde jetzt mal darüber hinwegsehen

Nur ein paar Stichwörter warum er hinkt:
- materielle Gegenstände vs. nicht materielle Gegenstände
- copyright Beschränkt den Bürger vs. Copyright beschränkt die Industrie (wofür es eigentlich da ist)
- Nicht jede Kopie ist eine nicht gekaufte CD, aber jeder gestohlene Fernseher fehlt mir danach unwiederruflich
- rein marktwirtschaftlich gesehen hat ein Musikstück keinen Wert (Material- und Vervielfältigungskosten gehen gegen Null), erst eine LP, CD oder ein Auftritt bringt Faktoren in die Musik die einen Wert ausmachen.
Aber mal zurück zum Gesetz. Wenn man so argumentiert frage ich mich warum der Thread mittlerweile 6 Seiten hat? Dann kann man ihn mit 2 Beiträgen beenden:
1. Das Copyright und die Gesetzte existrieren so wie sie sind und ich finde es super da ich damit eine Menge Geld verdienen kann.
2. Das Copyright und die Gesetze exitieren und ich finde es nicht gut, es ist aber halt so.
Eine Diskussion fägt doch erst dann an interessant zu werden wenn man diese gegebenen Sachen hinterfragt und versucht andere Systeme zu entwickeln.
PS: Es ist sowieso schwer über copyright allgemein zu sprechen, da es viele Arten von copyright gibt bzw. viele Bereiche abdeckt.
Verfasst: 06.12.2003 15:09:55
von spiffi
BeS hat geschrieben:Ohne dem copyright in der heutigen Form bräuchte man als garkeine GPL oder vielleicht besser gesagt die GPL bräuchte das copyright nicht.
Werd bitte etwas konkreter. Was ist falsch am Urheberrecht in seiner heutigen Form?
Keine Lizenz, die die Verwendung einer geistigen Schöpfung in irgendeiner Form einschränkt, würde ohne das Urheberrecht funktionieren. Auch die GPL nicht.
Wie willst Du denn ohne Urheberecht verhindern, daß ich GPL-Code in einem proprietären Programm verwende?
Und wenn Dir das Urheberrecht so stinkt, so hast Du als Urheber durchaus die Möglichkeit, selbigem zu entsagen und Deine geistige Schöpfung in die Public Domain zu stellen.
Verfasst: 06.12.2003 16:19:49
von glar00k
Hi BeS,
leider ist es halt doch nicht so, dass ein Musikstück keinen Wert hat, nur weil es immateriell ist. Bücher, bzw. die Texte darin haben nach deiner Definition auch keinen Wert. Ausserdem kostet es Geld, Musik zu machen. Zumindest wenn man vom Durchschnittlichen POP Quark ausgeht. Es müssen Instrumente gekauft werden, das Studio zum proben muss gemietet/gekauft werden. Die (mehr oder minder) kreativen Köpfe wollen ja auch nicht verhungern. Ein Gut bekommt ja auch durch die Kosten seinen Wert. Du bezahlst bei den Stadtwerken ja auch nicht das Wasser an sich, sondern die Kosten die für den Transport zu dir nach Hause und für die Reinigung entstehen.
Es ist nunmal des Autors Recht zu bestimmen, wie sein (immaterielles) Gut verbreitet wird. Ist es denn wirklich so schwer zu verstehen? Es ist des Autors gutes Recht zu sagen: Ich will Geld für meine kreative Leistung, die mich ebenso Geld gekostet hat, und das für jedes vertriebene Exemplar, egal auf welche Art und Weise.
Bei Musik sind solche Regelungen, finde ich, schon nötig. Denn Musik kann man auf einfache Art und Weise vervielfältigen, obwohl es der Autor vielleicht garnicht will. Das geht bei einem Fernseher nicht. Da kann man nicht einfach so einen neuen aus dem Hut zaubern.
Bitte versteife dich auch nicht immer auf diese Pseudoargumente mit dem Copyright. Nur weil jemand Geld für eine Leistung haben will, und zwar für jedes vertriebene Exemplar, heißt es noch lange nicht, dass er dadurch in irgend einer Art und Weise den Bürger beschränkt. Denn wenn es des Autors Musik nicht gäbe, würde der Bürger garnicht daran interessiert sein, es zu kaufen. Nur weil es das Angebot gib, und es eben unter diesem Copyright vertrieben wird, schränkt das doch noch keinen ein.
Überhaupt: Die Diskussion darüber ob ein Musiker entscheiden darf, wie der Vertrieb seines Stückes von statten geht, ist doch an sich schon vollkommen unnötig. Wenn du arbeitest, z.B. als Programmierer, dann willst du ja auch Geld für dein immaterielles Gut haben. Würde dir dein Arbeitgeber, trotz erbrachter Leistung, kein Geld geben, würdest du dich genauso verarscht fühlen.
Grüsse
PS: Mein Vergleich hinkt trotzdem nicht, da ich 2 Gesetze verglichen habe, ohne irgendwelche anderen Einflussfaktoren. Es ist nunmal Fakt, dass in beiden Fällen ein Gesetz gebrochen wurde. Darum, und nur darum, geht es. Wenn jeder einfach entscheiden könnte, wie mit Gesetzen umgegangen wird, könnte man gleich eine Anarchie ausrufen. Bitte verstehe mich auch nicht falsch, ich habe ganz und garnichts dagegen irgendwelche Gesetze in Frage zu stellen. Nur die Argumente, die bisher kamen, sind nicht wirklich Aussagekräftig. Es muss nicht alles GPL sein!
Verfasst: 06.12.2003 19:59:30
von tylerD
Wieder mal etwas zum Thema Verhältnissmäßigkeit [1].
cu
[1]
http://www.heise.de/tp/deutsch/special/ ... 263/1.html
Verfasst: 06.12.2003 20:06:34
von startx
das ist nun wirklich albern: die camcoder-abgefilmten streifen sind ein schöner gag und eigentlich eher gratiswerbung für die kinofilme, besonders weil sie oft das ausland erreichen bevor die filme hier anlaufen ...
ich glaub aber kaum, dass die "Abgefilmten" mit ihrem Chipstütenrascheln und Wackeleinstellungen eine Konkurrenz für Terminator 3 im Kono sind.
Verfasst: 06.12.2003 20:24:46
von Raoul
glatzor hat geschrieben:Es gab mal eine Zeit, da war das alles kein Problem. Es wurde (und auch heute noch) von den Verkäufern und Produzenten als legitim angesehen, dass Musik unter Freunden und Bekannten getauscht wird. Das ist es ja, was Musik als Kulturgut ausmacht. Mit Freunden und Familie gemeinsame Musik hören/machen, ein Mix-Tap für Freund oder Freundin oder tanzen.
Da widerspreche ich Dir mal ganz entschieden: Genauso, wie es heute "Copy kills Music" Initiativen gibt, gab es danals (ab Ende der 70er) "Hometaping kills Music" (hiess wirklich so!). Also waren Verkäufer und Produzenten schon immer gegen das Kopieren, auch im Familenkreis etc. Zwischen damals und heute hat sich die Technik verändert: Während das "Hometaping" noch Arbeit und Qualitätsverlust bedeutete, kann man heute innerhalb von 5 Minuten eine gleichwertige Kopie erstellen. Deshalb aber zu sagen:
Aber aus diesem Konsens haben sich die Konsumenten verabschiedet.
halte ich für sehr einseitig und falsch:
Das Wort Konsens suggeriert, dass zwischen Produzenten und Konsumenten Einigkeit herrscht, dass aber setzt vorraus, dass sich der Preis für Musik mal auf einem freien Markt gebildet hat. Davon kann aber nicht die Rede sein: Wir haben noch 5 Majors, die die Preise absprechen und diktieren. So ist der Preis für Musik trotz sinkender Produktionskosten überproportional gestiegen.
Du kannst auch nicht einfach so tun, als ob nur schlechtes produziert werden würde. Ich könnte mir dann nämlich nicht erklären, warum die Leute es dann höhren - und sogar kaufen.
Ich aber: Ich will nicht behaupten, dass nur schlechtes produziert wird, aber heute wird schneller und einfallsloser produziert. Das wird dann aber mit einem solchen (Finanz)-Aufwand vermarktet, dass es sich einfach durchsetzt (gegen das, was nicht so massiv promoted wird). Andererseits unterstützt kein Produzent mehr eine Band, wenn das erste Album floppt. Früher hiess es, man müsste erst mal 7 Jahre zusammen arbeiten, bevor man Erfolg bekommen könnte, heute "studieren" die "Superstarts" 3 Monate an der "Fame Academy".
Es ist also nicht so, dass alles erwirtschaftete Geld wieder in die Nachwuchsförderung etc geht, wie immer behauptet wird, das geht in ein aufgeblähtes Marketing und an satte Künstler, die sich dann wieder selbst kopieren.
Du greifst anscheined doch auch auf Musik von der ach so "bösen" Musikindustrie zurück. Wenn Du eben groß vermarkte und hippe Musik hören willst, dann hat das eben seinen Preis. Oder denkst Du erfolgreiche und beliebte Musik ist billig zu machen?
Ja, denke ich: Ich denke, dass zwischen "gut" und "teuer" kein Zusammenhang besteht. Und das Probllem ist doch, dass die Preisabsprchen der Majors keine andere Preisbildung mehr zulässt. Ich höre weiss Gott keinen Mainstream, aber glaub mal nicht, dass die CDs deshalb im Laden billiger wären. Obwohl sie eigentlich billiger sein müssten: Schliesslich haben sie nicht so viel in die Vermarktung gesteckt. (BTW: Warum kann ich mir dann eine CD auf einem Konzert für 10 oder 12 € kaufen, wenn sie doch die "kommerzielle" Produktion schon durchlaufen hat, also müssten die Kosten schon drin sein!?)
Es ist wohl notwendig hier von Seiten der Industrie vorzugehen. Wie soll denn sonst je ein Unrechts-/Problembewußtsein bei den Konsumenten erzeugt werden?
Will ich nicht bestreiten, dass die Industrie reagiern muss, aber warum immer mit einem repressiven Ansatz? Warum sagen sie nicht: CDs kosten 12 € (nicht 16,99€), dann würden auch wieder mehr CDs verkauft, bin ich fest von überzeugt.
Oder warum beschränken sie ihre Online-Aktivitäten auf die Bekämpfung von illegalem Downloadbörsen, anstatt endlich (!) mal ein eigenes legales Angebot vorzulegen? Ich würd gerne legal downloaden, aber das setzt einen Anbieter vorraus. Momentan gibt es in Deutschland NUR popfiles.de, und die haben, wie der Name schon sagt, nur Pop.
Ich habe aus meinen über 300 CDs blindlinks 10 ausgewählt, und alle mir bekannten legalen Online-Dienste abgeklappert. Denkst Du, ich habe einen Anbieter gefunden, bei dem ich alles finde? Ich habe ehrlich gesagt nicht mal EINEN gefunden, bei dem ich aus Deutschland runterladen und ohne Kreditkarte bezahlen könnte.
Was soll an dem schändlichen Verhalten vieler Internetnutzer denn zu rechtferigen sein? Gibt es einen Anspruch darauf hippe Musik herunterladen zu dürfen? Ich sehe den nämlich nicht.
Nein, einen Anspruch sehe ich nicht, aber schändlich (kommt von Schande) würde ich das Verhalten der Nutzer nicht nennen. Nennst Du es schändlich, wenn sich jemand nach einen heruntergefallenen Euro bückt?
Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass Musikkonsumenten je wieder zu einer quantitativen Bescheidenheit zurückkehren werden - bzw. wieder ihr Augenmerk auf Musik legen, die ihnen wirklich gefällt und nicht nur alles in rauen Mengen haben und besitzen wollen.
Genau das ist es doch, was das Hauptargument der Industrie widerlegt (zumindest IMO): Die Musik, die man sich runterläd, will man bestzen, sie ggf. gar nicht hören. Wenn ich mir mal was runterlade, dann sind das genau die Sachen, die mich nicht wirklich interessieren, zumindest nicht so, dass ich sie mir kaufen würde. Ich hätte sie mir aber auch früher, in Vor-Internet-Zeiten nicht gekauft, man muss ja Prioritäten setzen. Früher hätte ich sie mir eventuell von einem Freund tapen lassen, also nur ein kleiner Unterschied zum Brennen oder Downloaden.
Wenn ich einen Artikel aber auch früher nicht gekauft hätte und ihn heute nicht kaufe, kann das nicht die (alleinige) Ursache für den Absatzrückgang in der Musikbranche sein, oder???
Ich will hier nicht beschönigen, wenn Kids sich Sachen runtersaugen, brennen und auf dem Schulhof massenhaft verticken, aber der Durchschnitts-Nutzer fügt m. M. n. der Industrie keinen Schaden zu, das übernimmt die Industrie schon selbst.
So sieht das zumindest
Raoul
P.S.: Und dann auf der Popkomm Diskussionsrunden mit dem Motto "Können uns Bands wie "Wir sind Helden" oder "Mia" aus der Krise führen"? Genau solche Bands sind es doch, die am wenigsten gefördert werden. So eine Verlogenheit!!!
Verfasst: 06.12.2003 20:46:57
von BeS
Hallo,
Glar00k hat geschrieben:
Du bezahlst bei den Stadtwerken ja auch nicht das Wasser an sich, sondern die Kosten die für den Transport zu dir nach Hause und für die Reinigung entstehen.
genau das ist der Punkt, ich bezahle nicht das Wasser. Ich bezahle den Service, also die Aufbereitung und die 'Frei Haus Lieferung'. Ich könnte mir auch, wie früher, einen Brunnen im Garten graben und daraus das Wasser beziehen. Dann würde mich das Wasser nichts mehr kosten, oder würden mich dann die Wasserwerke verklagen weil ich das Wasser bei ihnen kaufen muß?
Genau das gleiche ist es doch bei Musik. Die Musik hat, wenn sie mal da ist keinen (materiellen) Wert, höchstens einen ideellen. Nachtürlich ist das Schreiben eines Liedes mit Zeitaufwand verbunden und vielleicht braucht man noch eine Gitarre oder ein Schlagzeug. Das sind aber die Werkzeuge eines Musikers, genauso wie du in jedem anderen Beruf auch gewisse Grundvoraussetzungen brauchst.
Es gibt ja noch genug Möglichkeiten Geld zu verdienen. Wenn es ein Werbelied oder was ähnliches war wird er direkt für die Dienstleistung bezahlt. War es ein 'normales' Lied kann er CDs pressen und verkaufen, es gibt ja noch genug Leute die eine original-CD haben wollen oder er gibt Konzerte mit denen er Geld verident. Wie glaubwürdig ist es denn wenn jamand in seiner Villa am Pool sitzt und sich beklagt das er anscheinend wegen ein paar Kopien zu wenig Geld mit seiner Musik verdient?
Wenn es mir aber nur um das eine Lied geht, dann kann ich vielleicht auf die CD verzichten. Dann baruche ich den Mehrwert der Platte nicht, warum sollte ich dann der Plattenindustrie was zahlen?
Das Copyright kam erst mit der Buchpresse auf, warum? Gab es vorher nichts schützenwertes? Der Grund ist einfach, das Copyright war als industrielle Regulierung gedacht, nicht als Regulierung des Bürgers! Leider ist heute die Regulierung des Bürgers in der Vordergrund gerückt.
Als die Buchpresse entstand konnte man dem Bürger qualitativ hochwertige Bücher anbieten, nur wer würde es machen? Es war ja damals nicht ganz billig. Also gab man dem Autor+Verleger mit dem Copyright ein zeitlich begrenztes Monopol auf das Pressen des Buches. Damit lohnte es sich Bücher zu pressen und die Bürger kamen in den Genuss von gedruckten Büchern, das Copyright war also nicht dazu da den Bürger einzuschränken sondern dem Autor+Verleger einen Anreiz zu geben Bücher zu pressen um dadurch dem Bürger mehr Möglichkeiten zu geben nicht weniger! Deshalb durfte auch jeder weiterhin wie gewohnt Kopien von Hand machen, copyright betraf ja nur die Industrie.
Ich bleibe jetzt mal beim Buch, da man da den Faden am besten weiter ziehen kann. Was passiert wenn es ebooks gibt? Wird man mir dann auch die "Handkopie" verbieten? Es sieht ja alles danach aus wenn man sich mal verschiedene DRM Systeme ansieht. Aber warum? Dafür war, wie oben beschrieben, copyright eigentlich nie gedacht. Heute machen wenige Leute eine Kopie von Hand, da es sehr Aufwendig ist und man Bücher schon vergleichsweise billig bekommt. Wenn die Kopie aber durch ebooks wieder einfach wird sollte das den Staat doch eigentlich freuen, da dann noch mehr Leute Zugang zu Bücher und damit auch Bildung erhalten. Stattdessen wird dann das copyright dazu mißbraucht plötzlich den Bürger zu regulieren und ihm das Kopieren verboten, und das alles nur um einen dann veralteten Industriezweig zu retten. Aber warum? Es war bisher immer so das neue Technologien alte Berufe überflüssig machten. Maschinen und die Industrialisierung haben viele klassische Handwerksberufe überflüssig gemacht, das Auto hat den Kutscher überflüssig gemacht,... Aber das ist doch nicht schlimm, dafür sind wieder neue Berufe entstanden.
Was ich damit sagen will, egal ob Buchdruck oder Plattenindustrie. Sie sind/waren nur ein Übermittler von 'Infomation' zwischen Autor und Menschen. Wenn diese übermittlung in Zukunf auch ohne diesem 'Mittelmann' geht ist das doch ein vortschritt. Dann machen diese 'alten' industriene halt etwas weniger Umsatz, aussterben werden sie noch lange nicht, da der Bedarf an guten Büchern (aus Papier) und guten original-Platten sicher noch lange existieren wird.
PS: Mein Vergleich hinkt trotzdem nicht, da ich 2 Gesetze verglichen habe, ohne irgendwelche anderen Einflussfaktoren.
Stimmt, allerdings ist das wieder genau der Punkt "Gesetz ist Gesetz".
Ich würde aber gerne darüber Diskutieren und da muss man sich es halt genauer ansehen als nur "Gesetz ist Gesetz" und auch bereit sein diese Sachen kritisch zu hinterfragen.
Ansonsten macht eine Diskussion in meinen Augen nur wenig Sinn.
PS: Ich glaube wir schweifen jetzt aber ziemlich vom Thema ab

Verfasst: 06.12.2003 22:08:00
von spiffi
BeS hat geschrieben:Das Copyright kam erst mit der Buchpresse auf, warum? Gab es vorher nichts schützenwertes? Der Grund ist einfach, das Copyright war als industrielle Regulierung gedacht, nicht als Regulierung des Bürgers!
Sehe ich nicht so. Das Copyright wurde und wird als Investitionsschutz eingesetzt. Und das bedeutet konkret einen Schutz vor Massenkopien. Das Verhältnis von verkauften Exemplaren zu kopierten Exemplaren sollte möglichst gering sein. Und damals waren Massenkopien nur industriell möglich.
Heute sieht das anders aus. Jeder, der im Besitz eines CD-Brenners ist kann mit sehr geringem zeitlichen und finanziellen Aufwand eine (inhaltliche) 1:1 Kopie einer CD anfertigen. Der Fluch des digitalen Zeitalters. Analogkopien waren ein Kopierschutz in sich, jede da Kopie verlustbehaftet war.
Das an sich ist noch kein großes Problem, da man das Kopieren einzelner CDs für den Hausgebrauch kaum als Massenkopiererei bezeichnen kann.
Aber dann kamen die Peer-2-Peer-Netze. Damit ist es letztendlich einer einzelnen Person möglich, die Kopie einer CD über die ganze Welt zu verteilen und aus einer Kopie Tausende zu machen.
Mal ganz abgesehen davon: Warum ist die Plattenindustrie der Buhmann, und nicht die Künstler? Das Urheberrecht liegt nun mal, wie der Name schon sagt ursprünglich beim Urheber. Dementsprechend steht es doch jedem Künstler frei, sich nicht von einem Plattenlabel produzieren zu lassen, sondern die Sache selbst in die Hand zu nehmen und seine Musik im Internet zum Download anzubieten.
Wenn der Künstler das aber nicht will, kannst Du ihn kaum dazu zwingen. Wenn Dir die Bedingungnen nicht gefallen, zu denen Dir der Urheber das Nutzungsrecht an seiner geistigen Schöpfung überläßt, dann nutze sie halt nicht.
Verfasst: 06.12.2003 22:40:33
von wildcat
ich stimme dir prinzipiell zu, ohne kopierschutz wird es bei der momentanen einstellung der "benutzer" nicht mehr lange dauern, und es gibt nichts mehr zu kopieren.
spiffi hat geschrieben:Mal ganz abgesehen davon: Warum ist die Plattenindustrie der Buhmann, und nicht die Künstler? Das Urheberrecht liegt nun mal, wie der Name schon sagt ursprünglich beim Urheber. Dementsprechend steht es doch jedem Künstler frei, sich nicht von einem Plattenlabel produzieren zu lassen, sondern die Sache selbst in die Hand zu nehmen und seine Musik im Internet zum Download anzubieten.
aber die künstler (zumindest 99% davon) haben nicht wirklich eine wahl.
warum nicht? aus dem gleichen grund, warum kein inhaltlich wertvoller film mehr im kino läuft.
der mensch an sich ist 100% oberflächlich. ob es um filme oder musik geht, das was der markt anpreist, wird konsumiert und als gut erachtet. und anpreisen kostet viel viel geld dass man natürlich wieder reinholen will. aber kaum ein künstler hat von sich aus so viel geld und selbst wenn: gespielt wird das, was die plattenlabels wollen, nicht wirklich, was wir wollen.
die gema gefällt den meisten künstlern so wenig wie uns der kopierschutz.
ist fast ein teufelskreis, an dem wir alle selbst mitschuld sind, ob wir es merken oder nicht. auch wenn der einzelne natürlich von sich anders denkt, aber massentechnisch gesehen, läuft das so ab...
und weil das so ist, würde sich kein schwein ein lied von robbie williams anhören, wenn er in einer bar am arsch der welt vor 50 besoffenen spielt, gutes lied hin oder her. wenn aber die radios das rauf und runter dudeln und zig spots laufen, ist das auf mal ein welthit. mal abgesehen davon, dass die lieder oft ja auch nicht von den sängern stammen, sondern von diesem gekauft werden. schau mal auf die cover wer die lieder geschrieben hat, der sänger ist nur sehr selten der "writer" des songs...
na ja, ist alles sehr demotivierend und weil die industrie nichts pfiffiges hinbekommt, versucht sie es jetzt mit dem brechhammer... hauptsache der rubel rollt.
ich finde auch, dass die preise moderater sein sollten, dann ist effektiv der drang zum kopieren weg und die masse macht auch mehr umsatz und damit mehr gewinn.
warum kosten dvd´s nicht 9 euro normal und 5 im angebot? warum cd´s nicht 5 euro? interessant ist vor allem, das in anderen ländern die sachen teilweise deutlich günstiger sind!
Verfasst: 06.12.2003 23:05:55
von startx
wildcat schrieb:
nicht mehr lange dauern, und es gibt nichts mehr zu kopieren.
das glaube ich kaum: es ändern sich halt die zeiten, und solangsam scheint die musikindustrie - längerfristig gesehen auch die filmindustrie - zu merken dass sie viel verpasst haben.
es jammert ja auch keiner das die absätze von schallplatten um 99% gesunken sind. so wie die schalplatte verschwunden ist wird auch die cd und jedes andere "feste" medium verschwinden. liegt auch nahe, musik und bild sind nicht-materielle produkte, warum sollen sie an ein festes medium gebunden sein.
dass man aber flüchtigen-medien (digitale formate wie mp3 oder anderes) nicht die gleichen absatz und vertriebsmöglichkeiten aufzwingen kann wie cd's liegt nahe. kurz:
all diejenigen, die heute nur am vertrieb der cd's und dvd's verdienen, werden in zukunft keinen pfennig mehr machen, denn sie werden nicht mehr gebraucht
vielleicht wird bald nicht einmal mehr die musikindustrie gebraucht, künstler können ihre musik heutzutage mit relativ geringem aufwand selbst produzieren und via web vertreiben ...
Verfasst: 06.12.2003 23:16:46
von BeS
Hallo,
@startx: volle Zustimmung!
@spiffi: Hast du dir schonmal ein paar Texte zur Geschichte des Copyright und Urheberrechts durchgelesen?
Hier mal ein Zitat aus einem Text zur Geschichte und Entwicklung des Urheberrechts:
"...Intellectuals had argued that the enlightenment was grounded on the free exchange of ideas — ideas that belonged to the world and not to the individuals who discovered them. This was a view eloquently expressed in 1776 by the marquis de Condorcet. Individuals could not own ideas as they did property, he argued. "There can be no relationship between property in ideas and that in a field, which can serve only one man. [Literary property] is not a property derived from the natural order ... It is not a true right, it is a privilege" [7]. As a consequence, copyright existed to protect the free exchange of ideas, not the rights of authors..."
Ich konnte jetzt leider nicht mehr aus die schnelle den ganzen Text finden, aber hier wird ganz klar was das ursprünglichen Ziele bzw. die Überlegungen waren als das Urheberrecht eingeführt wurde.
Hier nochmal ein paar Zitate zum Thema:
"A poet creates verse; the paper which materializes the issuance, the hundred thousand copies where they are reproduced, could possibly be the property of an individual, of a thousand or one hundred thousand, but what is not possible to appropriate, are the verses themselves: each one has the capacity to recognize them with his intellect, and the possibility to reproduce them by reciting them, by writing them down."
Augustin Charles Renouard, "Les Droits d'Auteurs dans la Littérature, les Sciences et les Beaux-Arts" (1838)
"Before the publication, the author has an undeniable and unlimited right. Think of a man like Dante, Molière, Shakespeare. Imagine him at the time when he has just finished a great work. His manuscript is there, in front of him; suppose that he gets the idea to throw it into the fire; nobody can stop him. Shakespeare can destroy Hamlet, Molière Tartufe, Dante the Hell.
But as soon as the work is published, the author is not any more the master. It is then that other persons seize it: call them what you will: human spirit, public domain, society. It is such persons who say: I am here; I take this work, I do with it what I believe I have to do, [...] I possess it, it is with me from now on..."
Victor Hugo, in the 1870's, as chair of l'Association Littéraire Internationale.
Verfasst: 07.12.2003 05:36:43
von Raoul
@BeS und startx: 100% acked!
Ich sage/frage mich nach wie vor:
Wenn ich einen Titel downloade, Null-8-fuffzehn-Charts-Mukke, den ich mir bei den von der Musikindustrie vorgegebenen Preisen von 16,99 € pro CD niemals gekauft hätte: Wem entsteht ein Schaden?
Da ich mir die CD für 16,99 niemals kaufen würde (auch ohne Internet und was weiss ich) hat die Industrie gegenüber früher keine Verlust erlitten.
Warum also kriminalisiert die Industrie alle Downloads, anstatt sie zu legalisieren und daran zu verdienen???
Und ja, ich bekenne: Auch ich habe schon Musik (illegal) zum Download bereit gestellt. Aber der Künstler ist seit mind. 30 Jahren verstorben und mir ist keine Plattenfirma bekannt, die die Platten nach wie vor vertreibt, also habe ich sie mühsam von LP aufgenommen und restauriert. Als ich sie dann ins Netz gfestellt hatte, hat es keine 10 Minuten gedauert, bis ich den ersten Download hatte, ohne jegliche Werbung etc.
Offensichtlich ist das Interesse an der Musik immer noch ungebrochen. Warum findet sich dann aber kein Label mit der Bereitschaft zu einem gewissen unternehmerischen Risiko, das die Platten wieder auflegt und nachpresst??
Fragt sich zu vorangeschrittener Stunde
Raoul
Verfasst: 07.12.2003 10:45:36
von glar00k
Wem entsteht ein Sachschaden wenn du ein Zeugnis fälschst? Ich weiß nicht wo unsere Gesellschaft mit dieser Einstellung noch hinsoll. Bald wird anscheinend jedem, der versucht Geld zu verdienen jegliches Recht aberkannt. Ein hoch auf die Anarchie! Ich freu mich schon ...
Naja, Argumente zu wiederholen bringt nichts, Einsicht gibts wohl nicht.
Grüsse
Verfasst: 07.12.2003 11:00:27
von myx
Glar00k hat geschrieben: Ich weiß nicht wo unsere Gesellschaft mit dieser Einstellung noch hinsoll. Bald wird anscheinend jedem, der versucht Geld zu verdienen jegliches Recht aberkannt. Ein hoch auf die Anarchie!
Ohne auf alles weitere eingehen zu wollen, Dein Anarchieverständniss (in letzten Beiträgen) erscheint mir doch schwer überarbeitungsbedürftig .... Was hat das mit Anarchie zu tun? SCNR
Verfasst: 07.12.2003 11:21:42
von glar00k
myx hat geschrieben:Ohne auf alles weitere eingehen zu wollen, Dein Anarchieverständniss (in letzten Beiträgen) erscheint mir doch schwer überarbeitungsbedürftig .... Was hat das mit Anarchie zu tun? SCNR
Überzogen vielleicht (aber das sollte ja eigentlich nicht ernstgenommen werden), ist es doch eigenartig anzuschauen wie sich hier über die Gesetzgebende Gewalt hinweggesetzt wird. Bei allem Verständnis dafür, dass es vielleicht dumm ist jemanden zu bestrafen, der ein rechtlich geschütztes Lied heruntergeladen hat und es nicht anhört, kann es doch trotzdem so nicht das Gelbe vom Ei sein.
Wie ich auch schon mehrmals gesagt habe, ist es jedem selbst überlassen sich von der Plattenindustrie loszusagen und vielleicht nur noch Musik hören, die vom Urheber unter eine OpenMusic Lizenz gestellt wurde. Hat dies der Musiker nicht, sollte man auch die Spielregeln akzeptieren. Wenn man sich einfach über die Gesetze hinwegsetzt, kann es auch nicht besser werden. Wie auch, wenn alle Welt sich über meine Bedingungen hinwegsetzt, würd ich nen Teufel tun, jedenfalls nicht die Preise senken, oder diese "Kopierschutz"maßnahmen weglassen, oder ein gescheites Downloadangebot anbieten. Selbst Schuld, würd ich sagen.
Grüsse
Verfasst: 07.12.2003 13:20:03
von glatzor
@bes:
Das copyleft nur als einen Hack zu betrachten verzehrt die Lage etwas.
Warum sollte jemand, falls es kein copyright gibt, davon abgehalten werden können Deinen Code zu nehmen und ihn als Ausgangslage für eigene Modifikationen machen und dies als das einiges Werk anpreisen und verkaufen? Und dies nicht offen, sondern binary only.
Wenn Du den Anspruch auf die Urheberschaft ganz aufgeben willst, dann brauchst Du auch kein Copyleft mehr.
Vielleicht hat sich auch die Position des Konsumenten verlagert. Er wechselt durch File-Sharing nämlich selbst die Seite - wird selbst zum Anbieter. Nur bieter er für seine fremden Produkte einen noch geringeren Preis an - ein bisschen virtuellen Ruhm und Bestätigung über seine riesige oder ach so außergewöhnliche Musiksammlung.
Und höhrt doch endlich mal auf Euch über die Qualität der Lieder zu beschweren, die ihr im Internet saugen müsst!
Ansonsten kann ich auch nur wieder Glar00k zustimmen.