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Verfasst: 16.09.2003 13:37:51
von BeS
Hallo Bert,
Zum Anpsassen an neue Bedingungen: Da waren wir wohl zu gut. Zum einen wurde ein offener Standard zur Komunikation zwischen den Komponenten verwendet, zum Anderen war das ganze schön Modular und daher gut anpassbar. Aber gerade diese Qualität an SW zu erreichen ist aufwendig und teuer. Mit dem Nachteil, das dann andere leichter die Anpassungen vornehmen können. Aber wie gesagt, daß war nur ein spezielles Beispiel, aber in anderen Bereichen gibts halt ähnliches.
Aber das liegt nunmal in der Natur der Sache das einer erste "Neuentwicklung" teurer und aufwendiger ist als spätere Anpassungen oder implementierungen.
Bosch hat die Entwicklung des ABS sicher auch mehr gekostet als die reine Umsetzung der Autofirmen nachher und mögliche Weiterentwicklungen.
Bert hat geschrieben:
Wie das eine Firma letztlich aufteilt ist ja zweitrangig, es kann ja durchaus Leute geben die sich zu 90% ums programmieren kümmern und andere die sich zu 90% um dem support kümmern.
Das sehe ich nicht ganz so, denn mit 10% Support kannst Du einfach nicht 90% Entwicklung bezahlen.
vielleicht waren meine Zahlen etwas verwirrend. Ich meinte das so, das der Programmierer ja nicht die Hauptzeit mit support verbringen soll/muß. Als Beispiel ein mittelständisches Unternehmen hat 20 Angestellte. Davon programmieren 10 hauptberuflich und 10 kümmern sich hauptberuflich um den support, so bist du als Programmierer zu einem großteil von der "lästigen" Supportarbeit befreit.

Aber nochmal zu deinem Beispiel.
Den Preis den ihr ausgehandelt habt wäre ja gleich geblieben. Was hätte sich jetzt aber für euch komkret geändert wenn ihr die Software unter eine freie Lizenz gestellt hättet. Hätten sie die Software bei euch nicht gekauft?
Das einzige was passieren könnte ist, dass sie bei späteren Anpassungen nichtmehr zu euch kommen könnten sondern zu jemand anderes gehen werden, wobei man das durch langfristige Supportverträge auch 'abwenden' könnte. Aber selbst wenn das passieren würde. Dann war halt das andere Unternehmen besser und/oder billiger. Damit müßt ihr dann Leben, das Problem haben Firmen in anderen Branchen auch!

Verfasst: 16.09.2003 16:58:54
von redrat
Indy500 hat geschrieben:Da wir in einer Marktwirtschaft leben muss sich mit den Produkten auch Geld verdienen lassen. Niemand kann von Luft und Liebe leben. Ich kann mir jedenfalls nicht Vorstellen wie jemand mit Opensource Software Geld verdienen will.
uhm... ich mach das jeden Tag und bis jetzt kann ich mich nicht beklagen...

bis dann,
red

Verfasst: 16.09.2003 19:23:50
von Indy500
Irgendwie reden wir teilweise aneinander vorbei. Es mag ja sein daß das alles "im kleinen" und bei Speziallösungen gut funktioniert. Ich rede jetzt aber von den großen Softwarefirmen die Weltweit operieren und deren Kerngeschäft es ist "Software in der Box" zu verkaufen. Das sind dann Firmen wie MS,Adobe,Autodesk,Symantec usw. usw.

Wenn diese Firmen Ihre Software als Opensource zur Verfügung stellen würden und ich sage jetzt bewusst Opensource und nicht freie Software, dann würden 80% des Geschäfts wegfallen. Möglicherweise liege ich da ja auch nicht ganz richtig aber für mich ist Opensource wie der Name schon sagt eine Software deren Quellcode offen für jedermann zugänglich ist.

Da es sich dabei um Standardsoftware handelt entfällt auch das individuelle anpassen an die Bedürfnisse eines speziellen Kunden. Genau deshalb werden sich solche Firmen nie von diesem Geschäftsmodell trennen.
Die Zielsetzung dieser Firmen ist ja mit Standardsoftware Geld zu verdienen und für mich gibt es da keine Alternative zu dem bisherigen Vertriebsmodell.

Damit mich da niemand falsch versteht: Ich bin ein Verfechter von Opensource und glaube an dieses Prinzip. Ich versuche nur immer mich auch in die "andere Seite" hineinzuversetzen und deren Argumentation nachzuvollziehen.

Momentan sehe ich da einfach keine Lösung wie man dieses Problem, welches aus deren Sicht berechtigt ist, lösen könnte, so das beiden Seiten gedient wäre.

Verfasst: 16.09.2003 19:39:31
von Natas12
@redrat: was machst du genau? würde mich interessieren!

Verfasst: 16.09.2003 19:47:10
von jogix
Indy500 hat geschrieben:Irgendwie reden wir teilweise aneinander vorbei. Es mag ja sein daß das alles "im kleinen" und bei Speziallösungen gut funktioniert. Ich rede jetzt aber von den großen Softwarefirmen die Weltweit operieren und deren Kerngeschäft es ist "Software in der Box" zu verkaufen. Das sind dann Firmen wie MS,Adobe,Autodesk,Symantec usw. usw.

Wenn diese Firmen Ihre Software als Opensource zur Verfügung stellen würden und ich sage jetzt bewusst Opensource und nicht freie Software, dann würden 80% des Geschäfts wegfallen. Möglicherweise liege ich da ja auch nicht ganz richtig aber für mich ist Opensource wie der Name schon sagt eine Software deren Quellcode offen für jedermann zugänglich ist.
Gegenbeispiele: RedHat, SuSe (ok, ist nicht alles OSS), Skyrix!, etc.
Weitere Beispiele findest Du massenhaft am Anfang jedes Linux Magazins.
Ganz provokativ nenne ich jetzt auch noch SCO, allerdings wäre Caldera wohl an dieser Stelle sinnvoller ;)

Verfasst: 16.09.2003 20:24:21
von BeS
Hallo Indy500,
ich sage ganz bewusst freie Software und nicht OpenSource, weil es mir nicht darum geht ob ich den Quellcode sehen kann oder ob was umsonst ist, sondern um natürliche und fundamentale Freiheiten für den user, der die Software gekauft hat!

die Antwort steht eigentlich schon in meinen Beiträgen und deren von ein paar anderen.
Ich fasse es aber nochmal kurz zusammen.
Das ist ein Umschwung, das bestreitet niemand, von "Software von der Stange" zur individual-Lösungen. Mit "Stangenprodukten" wirst du halt kein Geld mehr machen können weil das schon jeder hat und jeder zweite selber machen kann.

Manche Firmen werden sich umstellen können und beinahe genauso gut weiterarbeiten wie bisher, andere werdene extrem schrumpfen und einige werden vielleicht auch ganz verschwinden. Das ist aber kein Problem, dafür entstehen wirder neue.
Das ist nunmal so bei einem Wechsel, als das Industrie Zeitalter begann hatte es auch Opfer. Da war der Schumacher als Hersteller von Schuhen nichtmehr gefragt. Es haben aber trotzdem einige überlebt indem sie den Wandel zur Dienstleitung geschafft haben, Schuhe reparieren und vielleicht auch exklusive-Sonderanfertigungen.

Ein Handwerker hat auch das Problem, dass er keine "einfachen" Aufgaben machen muß weil das der Heimwerker selber kann. Und die KFZ-Werkstätten können auch kaum vom Reifenwechsel leben weil das eben fast jeder selber kann/macht.
Soll man deswegen aber die Waren im Baumarkt unter eine Lizenz stellen das man es nicht fürs Heimwerkern benutzen darf, oder jedem Auto-Besitzer verbieten das er selber die Reifen wechselt?
Genauso werden halt 'trivial-Programme' aus dem 'Markt' verschwinden, weil man kein Unternehmen für eine Bildbearbeitung, Desktopenvironment, Texteditor,... braucht.

Das ist in meinen Augen ein Wandel der sich früher oder später vollziehen wird wenn wir zur Dienstleistungsgesellschaft 'mutieren'.

Verfasst: 16.09.2003 23:23:16
von Indy500
@jogix

Daß das mit einer kompletten Distribution funktioniert stand auch nie zur Diskussion. Bei dem ganzen ging es (mir) um eine EINZELNE Application.

Verfasst: 17.09.2003 10:34:24
von Bert
Gegenbeispiele: RedHat, SuSe (ok, ist nicht alles OSS), Skyrix!, etc.
Die verpacken aber 'nur' SW, die andere entwickeln. Der Anteil an eigener SW ist dabei gering..

Zu meinem Beispiel weiter oben: Ich dachte, ich hätte es deutlich genug gemacht, ja man hat versucht die eingebauten Speeren zu umgehen, bei OSS hätten wir da also kein Geld gesehen. Das tut aber hier nicht viel zur Sache.

Ich denke halt das viele Open/Free SW aus einem (eigenen) Bedürfniss der Entwickler entsteht. Da sich diese aber gar nicht mit der Distribution/Support abgeben wollen, gibt es Distributionen, die dann damit Geld verdienen. Der eigentliche Entwickler sieht (berichtigt mich, wenn ich das falsch sehe) kein Geld. Das ist auch alles ok so, er hat es ja gemacht, weil er selber diese SW brauchte.

Bei Branchenlösungen ist in der Regel aber kein eigener Bedarf gegeben, ergo wird da wenig in Sachen freier SW entstehen. Wenn man dann noch meine Zweifel an der Ehrlichkeit vieler nimmt (wenn ich ja die Quellen habe, wieso soll ich da noch zahlen), kann man vielleicht meine Bedenken an der Tragfähigkeit eines entsprechenden Geschäftsmodels verstehen. Und ich rede hier bewußt von diesen Branchenlösungen, da dort 90+% der SW Entwickler (zumindest hier in Deutschland) beschäftigt sind.

Verfasst: 17.09.2003 11:03:32
von Natas12
eine alternative lösung zu diesem problem wäre so etwas wie suses yast:
wenn man es "komfortabel" haben möchte, muss man zahlen (ok, suse lässt sich komplett herunterladen aber nicht als billige kopie zusammen mit yast kaufen). wer "hacken" kann, der kriegt es umsonst.

in linux sind ja frontend und backend sehr sauber voneinander getrennt, also könnte man die grundsätzliche funktionalität unter eine freie lizenz stellen, das frontend kommerziell vertreiben (okay, wäre dann closed-source). für ein programm wie k3b würde ich durchaus geld bezahlen, auch wenn ich weiss, dass es lediglich befehle an ein kommandozeilen-tool gibt!

bei spielen ist das ähnlich: ID hat die engine für quake herausgegeben, aber wirklich "tragfähige" spiele sind bis jetzt noch nicht herausgekommen (tenebrae ist nicht schlecht aber quälend langsam, zumindest bei mir). apple hat ja bewiesen, dass das funktionieren kann. BSD-system unter einer freien lizenz, oberfläche für geld. ganz so extrem muss es nicht sein, aber zumindest *könnte* man so geld verdienen...

Verfasst: 17.09.2003 12:16:33
von BeS
Hallo Bert,
Bert hat geschrieben: Zu meinem Beispiel weiter oben: Ich dachte, ich hätte es deutlich genug gemacht, ja man hat versucht die eingebauten Speeren zu umgehen, bei OSS hätten wir da also kein Geld gesehen. Das tut aber hier nicht viel zur Sache.
Das kann man doch aber erst wenn man die Software schon hat und ich denke mal das man die bei euch erst gegen Geld bekommt. Freie Software heißt nicht das du es im Internet für jederman kostenlos anbieten mußt!
Ich denke halt das viele Open/Free SW aus einem (eigenen) Bedürfniss der Entwickler entsteht. Da sich diese aber gar nicht mit der Distribution/Support abgeben wollen, gibt es Distributionen, die dann damit Geld verdienen. Der eigentliche Entwickler sieht (berichtigt mich, wenn ich das falsch sehe) kein Geld. Das ist auch alles ok so, er hat es ja gemacht, weil er selber diese SW brauchte.
ja, aber das ist die von mir angesprochene 'trivial-Software' wieso soll ich mir ein 0815-home-user Bildbearbeitung von einer Firma kaufen wenn es schon andere programmiert haben oder ich es sogar selber kann?
Warum soll ich den Handwerker bestellen, wenn ich die Reperatur mit meinen Heimwerker-Fähigkeiten selber erledigen kann?
Warum soll ich in einer Werkstatt die Reifen wechseln wenn es mein Nachbar kann und er so freundlich ist mir dabei zu helfen?
Das sind doch alles ganz normale Vorgänge, nur wenn man über Software redet haben alle plötzlich eine ganz enge Denkweise und denken man muß alles kaufen und darf nichts selber machen... :roll:

Und wenn es über die Fähigkeiten des Durchschnitt-user geht eröffnen sich auch möglichkeiten Geld zu verdienen.
(Bei materiellen Dingen brauche ich dann den Handweker oder die KFZ-Werkstatt und bei Software ein professionellen Programmieren)
Wie schonmal gesagt, RMS konnte lange davon leben indem er an Erweiterungen für emacs arbeitete die anderen wichtiger waren als ihm. Die FSF hat sehr gutes Geld verdient als sie der US Air Force einen Ada95 compiler auf Basis des gcc entwickelten,...
Bei Branchenlösungen ist in der Regel aber kein eigener Bedarf gegeben, ergo wird da wenig in Sachen freier SW entstehen. Wenn man dann noch meine Zweifel an der Ehrlichkeit vieler nimmt (wenn ich ja die Quellen habe, wieso soll ich da noch zahlen), kann man vielleicht meine Bedenken an der Tragfähigkeit eines entsprechenden Geschäftsmodels verstehen.
wieso, wie gesagt, wenn du freie Software entwickelst heißt es nicht das du es für umsonst verteilen oder ins Internet stellen mußt!
Klar werden sie zahlen wenn du ihnen die Software erstellst, woher sollen sie es sonst haben? Die Konkurrenz, welcher von dir schon eine ähnliche Lösung bezogen hat, wird es seinem Konkurrenten sicher nicht geben.