Ruhollah hat geschrieben:Auch Organisationen, teilweise extremistisch, wie der Chaos-Computer-Club und Attac,...
Extremistisch = nicht mehr auf dem Boden der Verfassung. Wären der CCC oder ATTAC extremistisch, wären sie verboten oder zumindest unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. (Es gibt übrigens in der Tat Bestrebungen einger süddeutscher Landesverfassungsschützer, ATTAC als extremistisch darzustellen. Die verquere Logik dahinter: Wer kapitalistische Strukturen wie die Globalisierung kritisiert, will auch unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung abschaffen.)
Und natürlich ist es logisch, dass bei überzogenen Preisen für begehrten Produkte die Diebstahlrate steigt.
Also findest auch Du die Preise überzogen? Sind wir uns ja einig
So ist es ja auch z. B. mit Sportschuhen und Unterhaltungselektronik. Aber die überzogenen Preise rechtfertigen weder Diebstahl, noch einen Boykottaufruf. Im Übrigen finde ich Boykottaufrufe ziemlich menschenverachtend; die Menschen wissen selbst, was sie mit ihren Geld kaufen wollen und was nicht.
Aber die Menschen wissen oftmals nicht, woher Ihre Sportschuhe kommen oder unter welchen Arbeitsbedingungen die produziert wurden. Darüber darf man sie dann aufklären, verbunden mit einem Boykottaufruf.
Ob man dem nachkommt muß jeder Verbraucher selbst entscheiden, deshalb kann ich nichts menschenverachtendes an einen Boykottaufruf sehen. Da finde ich es schon eher menschenverachtend, Sportschuhe von 14-jährigen Analphabeten in einem Land mit einer Militärdiktatur zu produzieren, die mehrere Hunderttausend Menschen auf dem Gewissen hat.
Den "mündigen" Verbraucher, den Du meinst, gibt es kaum: Entweder weiß er nicht Bescheid, oder er hat nicht die Mittel, das teurere, aber politisch korrekte oder umweltschondend produzierte Produkt zu kaufen.
Es wird ja immer gesagt, die Künstler hätten ein Anrecht auf eine gerechte Entlohnung. Das Tauschbörsenprinzip steht dem entgegen, denn der Künstler sieht ja keinen Pfennig.
Da stellt sich mal die Frage, was eine gerechte Entlohnung ist. Du hast Dich irgendwo mal als Liberaler und Anhänger des Marktes beschreiben, deshalb:
Die Preisbildung auf dem Markt entsteht durch Angebot und Nachfrage (alter Hut), da es sich aber um singuläre Güter handelt (jedes Lied/jeder Künster ist unverwechselbar, mal abgesehen von Boygroups und Superstars), kann der Anbieter den Preis diktieren, der Nachfrager hat ja keine Möglichkeit, die
gleiche Musik bei jemand
anderem zu bekommen. Und da der Kunde auch nicht in Verhaldlungen mit dem Künster treten kann, kann man hier nicht von einer normalen Preisbildung sprechen.
Dann müssen halt potenzieller Kunde und der Künstler samt Vermarktungsfirma leer ausgehen; der Musikfreund bekommt nicht das Musikstück, dass er wollte, und die Vermarktungsfirma und der Künstler müssen auf Einnahmen verzichten.
Also bleibt letztendlich doch nur der Boykott

. Meine These übrigens: Die Kaufzurückhaltung ist einfach eine Reaktion der Kunden auf das schlechte Angebot. Aber sind die CDs deshalb billiger oder die Musik besser geworden? Nein - geben wir den Tauaschbörsen doch einfach die Schuld.
Und irgendwann wird sich die Musikbranche den Musikhörern entgegenkommen, allein deshalb, weil sie am Markt überleben will. Das ist doch das Tolle an der Marktwirtschaft. Und weil große Konzerne (wie große Tiere, wie große Gewerkschaften und Verbände) schlecht anpassungsfähig sind, werden kleine Firmen die Marktlücke erobern.
Schau Dir mal die Musikbranche an: Wir haben grad noch 5 Major-Labels, vor einigen Jahren waren es noch 8. Und die Mehrzahl der kl. Indie-Labels gehören irgendwelchen Majors. Der Zugang zum Markt ist verbunden mit gewaltigen finanziellen Mitteln, die nicht jeder hat. Und sollte ein kleines Label mal erfolgreich sein, wird es aufgekauft, das ist das "Tolle an der Marktwirtschaft".
Apple hat doch gezeigt, wie man Musik über das Internet verkauft.
I-Tunes sind ein Verlustgeschäft, wird nur gemacht, damit mehr I-Pods verkauft werden. Und solch eine Subventionierung kann sich nur ein Großunternhemen leisten.
Die Marktwirtschaft wird es richten; linksextremistische Organisationen wie Attac, die zum Boykott - Aufruf zum Boykott soll sogar ein Straftatbestand sein.-
aufrufen, sind unnötig wie ein Kropf.
linksextremistisch: s. o.
Aufruf zum Boykott = Straftatbestand: Wo hast Du das denn her?
Das Geblubbere über die "Demokratisierung des Kapitalismus" finde ich auch unerträglich. Der Kapitalismus ist Demokratie pur: Minderheiten werden genauso bedient wie die Masse und jede Banknote ist ein Stimmzettel.
Das hieße dann: Viele Banknoten = viele Stimmen, wenig/keine Banknoten = wenig/keine Stimmen. Du hast ein merkwürdiges Demokratieverständnis: Für mich heißt Demokratie, daß
alle gleichge Rechte haben,
unabhängig von ihrer Finanzkraft.
Und wenn die großen Firmen meinen, ihre Kunden mit überzogen Kopierschutzmechanismen zu verprellen, sollen sie doch. In der Marktwirtschaft gibt es Konkurrenz.
Nein, auf dem Musiksektor nicht (s. o.). Das sind Kartelle.
Die Attac-Lösung, offensichtlich ein planwirtschaftliches System, böte diese Möglichkeit nicht.
Du hast Dich ja richtig gut informiert. Zeig mir nen Link etc. der das stützt, in dem steht, daß ATTAC eine Planwirtschaft einführen will, dann geb ich Dir ne Kiste Bier aus! (Können wir dann zusammen mit startx in Münster bei einer gepflegten Deikussion leeren

)
(Tauschbörsen sind selbst nach dem liberalen deutschen Vervielfältigungsrecht illegal.
Tauschbörsen an sich sind nicht illegal, es kommt auf die Inhalte an, die getauscht werden.
Mein jüngster Musikerwerb war eine Sammlung von 11 CDs mit sämtlichen Sinfonien Gustav Mahlers. Kostenpunkt: EUR 39. Das Preisleistungsverhältnis empfinde ich als fair. Hätte ich es nicht als fair empfunden, hätte ich darauf verzichtet und EMI hätte einen Kunden weniger gehabt.
Der Preis ist auch nur so günstig, weil Gustav Mahler schon lange tot ist. Würde er noch leben, Konzerte geben etc: Die Industrie würde versuchen, einen Star aus ihm zu machen, und dann würdest Du 139 Euro bezahlen.
Und jetzt kommt der Punkt, auf den ich hinaus will und der auch Dir als Anhänger des freien Marktes nicht passen dürfte:
Die Musikindustrie rechtfertigt die hohen Preise ja immer damit, daß mit dem Geld der Nachwuchs gefördert würde. Tatsächlich aber brauchen sie das Geld, um einigen wenigen Stars unglaubliche Plattenverträge anbieten zu können. Selbst wenn ich Musik einer unbekannten Band kaufe, womöglich noch auf einem Indie-Label erschienen: Der Preis ist der gleiche, obwohl in die Vermarktung der unbekannten Band längst nicht so viel Geld geflossen ist. Das erwitschaftet Geld fließt ins gleiche Untenehmen, also handelt es sich einideutig um verdeckte Quer-Subventionierung.
Subventionen - ein Begriff, wo doch jeder Anhänger des Smith'schen Liberalismus rot

sehen muss.
Raoul