"Debianisierung"

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barney
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"Debianisierung"

Beitrag von barney » 03.05.2014 11:09:14

Ich hab das mal unter "installationsprobleme" gepackt, weil ich nicht genau wusste, wohin damit.

Ich habe mich gefragt, was man machen muss, um aus diversen auf Debian basierenden Distributionen ein Debian zu machen.
In meinem Fall ist es Linux mint 16, welches ich auf einem Laptop ausprobiere. Mint basiert auf Ubuntu. Ubuntu habe ich nie benutzt.
Aber mit Ubuntu fing dieser ganze (ich nenne es mal) sudo-Mist an, glaube ich.

Ich habe schon ein wenig rumprobiert, aber es scheint nicht so einfach zu sein.

- ich möchte keinen normalen Benutzer als Systemverwalter, der per sudo mit seinem eigenen Passwort root-Privilegien bekommt.
- ich möchte, dass jeder Benutzer dieselben Rechte hat und sollte er höhere Privilegien benötigen, muss er das root-Passwort eingeben.
- ich möchte ein User-Management wie unter Debian.

Ich dachte mir, ich mache den Systemverwalter einfach zu einem normalen Standart-Benutzer. Das schien mir logisch.
Allerdings starten dann viele Anwendungen, die root-Rechte benötigen, gar nicht mehr. Beim Aufruf von Synaptic allerdings kommt als einziges ein Dialogfeld zur Eingabe root-Passwortes (nicht sudo) und es startet dann ganz normal. Die meisten anderen Anwendungen, die höhere Privilegien brauchen, starten erst gar nicht.

Hat jemand eine Idee?

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frox
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Re: "Debianisierung"

Beitrag von frox » 03.05.2014 11:26:20

Alt + F2 > gksu oder kdesu Programmname?
Gruß, Fred

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smutbert
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Re: "Debianisierung"

Beitrag von smutbert » 03.05.2014 14:07:26

barney hat geschrieben:[…]
- ich möchte keinen normalen Benutzer als Systemverwalter, der per sudo mit seinem eigenen Passwort root-Privilegien bekommt.
- ich möchte, dass jeder Benutzer dieselben Rechte hat und sollte er höhere Privilegien benötigen, muss er das root-Passwort eingeben.
- ich möchte ein User-Management wie unter Debian.
[…]
Bei vielen, wenn nicht den meisten Programmen, die besondere Rechte benötigen kümmert sich policykit darum. Am Beispiel von synaptic:

Code: Alles auswählen

$ grep Exec /usr/share/applications/synaptic.desktop 
Exec=synaptic-pkexec
Ausgeführt wird also nicht /usr/sbin/synaptic selbst sondern ein Wrapper. Policykit kümmert sich dann darum wie die Rechte erlangt werden können: ist sudo für den Benutzer konfiguriert, wird das verwendet, andernfalls wird sozusagen auf su ausgewichen und das root-Paßwort abgefragt. Für die eigentliche Paßwortabfrage ist dann der policykit Authentication Agent zuständig, zB Debianmate-polkit, Debianpolkit-kde-1, Debianpolicykit-1-gnome

Die ersten beiden Punkte könntest du also imho durch entfernen der Nutzer aus der admin-Gruppe (oder wie auch immer sudo konfiguriert ist) oder gar deinstallieren von sudo erledigen. Vorher solltest du allerdings dem root-Account ein Paßwort geben damit du dich dabei nicht selbst aus dem System sperrst:

Code: Alles auswählen

# sudo passwd
Letzteres ist eigentlich der wesentlich Punkt. Selbst unter Debian hat man doch bei der Installation die Wahl kein root-Paßwort zu vergeben (?). Je nachdem man ob man das macht oder eben nicht und dafür Benutzer anlegt, die „administrieren“ dürfen, verhält es sich unter Debian, Ubuntu oder Mint genau gleich.


Es gibt auch vereinzelt noch Pakete, die sich noch auf die herkömmliche Art root-Rechte (gksu, kdesudo,…) besorgen, zB Debiangdebi. Bei den grafischen Tools, die das machen muss/kann man entweder das Backend konfigurieren (bei gksu kann man zB glaube ich in gconf zwischen su und sudo umschalten) oder man muss die Exec-Zeile in der entsprechenden .desktop-Datei ändern.

Beim 3. Punkt weiß ich nicht was du meinst. Als ich mint ausprobiert habe, sind mir zwar viele Ungereimtheiten aufgefallen (zB defoma Pakete, die es in Debian schon lange nicht mehr gibt, weil sie glücklicherweise überflüssig geworden sind), aber bei der Benutzerverwaltung mit adduser, deluser,… sind mir keine Unterschiede aufgefallen.

cronoik
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Re: "Debianisierung"

Beitrag von cronoik » 04.05.2014 13:55:05

smutbert hat geschrieben:Selbst unter Debian hat man doch bei der Installation die Wahl kein root-Paßwort zu vergeben (?).
Ja hat man.
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Re: "Debianisierung"

Beitrag von uname » 04.05.2014 14:09:18

Statt aus Mint ein Debian zu machen, mach doch aus Debian ein Mint. Paketliste von Mint auslesen, Konfigurationen merken. Debian installieren, Pakete automatisch nachinstallieren, evtl. Alternativen suchen bzw. Pakete weglassen und Konfigurationen manuell abstimmen. Anschließend brauchst du Mint nicht mehr.

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barney
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Re: "Debianisierung"

Beitrag von barney » 05.05.2014 18:07:52

Wow, danke smutbert für deine sehr ausführlich Antwort.
smutbert hat geschrieben: ist sudo für den Benutzer konfiguriert, wird das verwendet, andernfalls wird sozusagen auf su ausgewichen und das root-Paßwort abgefragt. Für die eigentliche Paßwortabfrage ist dann der policykit Authentication Agent zuständig, zB Debianmate-polkit, Debianpolkit-kde-1, Debianpolicykit-1-gnome
Genau dieses Ausweichen passiert leider nicht. Beim Auswählen eines grafischen administrativen Tools aus dem Cinammon-Start-Menu passiert rein gar nichts. Ausnahme Synaptic.
smutbert hat geschrieben: Die ersten beiden Punkte könntest du also imho durch entfernen der Nutzer aus der admin-Gruppe (oder wie auch immer sudo konfiguriert ist) oder gar deinstallieren von sudo erledigen. Vorher solltest du allerdings dem root-Account ein Paßwort geben damit du dich dabei nicht selbst aus dem System sperrst:

Code: Alles auswählen

# sudo passwd
Letzteres ist eigentlich der wesentlich Punkt. Selbst unter Debian hat man doch bei der Installation die Wahl kein root-Paßwort zu vergeben (?). Je nachdem man ob man das macht oder eben nicht und dafür Benutzer anlegt, die „administrieren“ dürfen, verhält es sich unter Debian, Ubuntu oder Mint genau gleich.
Ich habe noch nie Debian ohne Root-Account/-Passwort benutzt. Genauso wie du es beschrieben hast, bin ich auch vorgegangen. Per sudo das Root-Passwort geändert, alle benutzer aus der sudo-Gruppe ausgeschlossen. Aber es hat nicht wie gewünscht funktioniert.
smutbert hat geschrieben: Bei den grafischen Tools, die das machen muss/kann man entweder das Backend konfigurieren (bei gksu kann man zB glaube ich in gconf zwischen su und sudo umschalten) oder man muss die Exec-Zeile in der entsprechenden .desktop-Datei ändern.
Man muss das also für jede einzelne Anwendung manuell ändern. Verstehe ich das richtig? Das wäre mir eine bischen zu viel Aufwand.
smutbert hat geschrieben: Beim 3. Punkt weiß ich nicht was du meinst.
Das war einfach eine Zusammenfassung. Ich wollte einfach komplett ohne sudo arbeiten.

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von barney » 05.05.2014 18:15:41

uname hat geschrieben: Statt aus Mint ein Debian zu machen, mach doch aus Debian ein Mint. Paketliste von Mint auslesen, Konfigurationen merken.
Ich denke mal, damit meinst du die sources.list.
Bei mint sollte das

Code: Alles auswählen

/etc/apt/sources.list.d/official-package-repositories-list

sein. Oder?

Ich muss mich bei mint noch ein wenig reinfuchsen. :lol:
uname hat geschrieben: Debian installieren, Pakete automatisch nachinstallieren, evtl. Alternativen suchen bzw. Pakete weglassen und Konfigurationen manuell abstimmen. Anschließend brauchst du Mint nicht mehr.
Das wird das wohl sehr zeitintensiv werden... :( Ich dachte, das ginge einfacher. Naja, wenn nicht, dann nicht.

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von smutbert » 05.05.2014 19:06:58

barney hat geschrieben:[…]
Genau dieses Ausweichen passiert leider nicht. Beim Auswählen eines grafischen administrativen Tools aus dem Cinammon-Start-Menu passiert rein gar nichts. Ausnahme Synaptic.[…]
Zeig einmal die entsprechende Exec-Zeile einer .desktop-Datei in /usr/share/applications/ eines solchen Tools her. Also am Beispiel von gparted, das Ergebnis von

Code: Alles auswählen

$ grep -i exec /usr/share/applications/gparted.desktop
(gparted ist wahrscheinlich ein blödes Beispiel, weil sich das zumindest bei mir exakt gleich verhält wie synaptic.)

Wenn du den problematischen Tools keine .desktop-Dateien zuordnen kannst, nenne bitte ein solches Tool.
Oder wenn du zufällig den Dateinamen (oder einen Teil davon) des binaries kennst, kannst du auch diese Ausgabe posten, hier am Beispiel von system-config-printer:

Code: Alles auswählen

$ grep -i config-printer /usr/share/applications/*.desktop | grep -i exec

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von barney » 07.05.2014 17:46:06

Ich habe es am Anfang so probiert, wie du bereits beschrieben hast:
Root-pw geändert, alle User aus der sudo-Gruppe entfernt. Da das nicht richtig funktionierte, habe ich versucht, es wieder rückgängig zu machen.
Und zwar mit cinnamon-settings-users. Dies lies sich jedoch nicht mehr starten als User. Ich musste über die Konsole vorgehen mit su und dann cinnamon-settings-users.

Code: Alles auswählen

grep -i exec /usr/share/applications/cinnamon-settings-users.desktop 
Exec=cinnamon-settings-users
Naja, ich wollte ohne sudo arbeiten. Soll halt nicht sein.
Ich dachte, das sei eine einfache Umstellungssache, die ruckzuck erledigt ist.
An den sudo-Mist gewöhne ich mich schon. :)

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von uname » 07.05.2014 19:52:42

Steig doch einfach auf Debian um.

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von smutbert » 07.05.2014 20:05:04

Ja, sieht so aus als ob cinnamon nicht so einfach ist. Es geht ja offensichtlich um das Pendant zu den Debiangnome-system-tools und die verwenden Policykit, deshalb hätte ich erwartet, dass es so funktioniert, wie ich beschrieben habe.
(wobei ich sagen muss, die ich genau Dinge, die man mit diesen systemtools erledigt, lieber ohne GUI mache)

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von barney » 08.05.2014 12:36:13

uname hat geschrieben:Steig doch einfach auf Debian um.
...

Daher sagte ich: In meinem Fall ist es Linux mint 16, welches ich auf einem Laptop "ausprobiere".
Debian benutzte ich schon seit fast 15 Jahren oder so. Daher brauche ich nicht umsteigen.
Bei dem System handelt es sich quasi um ein High-End-Rechner inclusive Desktop-Umgebung.
Und wir alle wissen ja, dass Debian seine Stärken woanders hat.
Man kann zwar einige Kompromisse eingehen, um nahezu zum selben Ergebnis zu kommen, aber irgendwann sind es zu viele Kompromisse.
Daher dachte ich mir, ich probiere mal etwas anderes aus. Eine Distribution halt, die auch für schnelle Desktop-Rechner besser geeignet ist. "Angeblich"
Mal sehen, wie es endet, aber so schnell gebe ich nicht auf.

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von Emess » 08.05.2014 21:26:45

Habe den Thread nur schnell quer gelesen. Was mir dazu spontan eingefallen ist:
Ich nutze privat schon ne Ewigkeit Linux und seit ca.10 J. ausschliesslich Debian. Und jetzt kommt der Hammer. :mrgreen:
Fast (3D CAD ist immer ne Baustelle. Brauch ich z.Z. glücklicherweise nicht :( ) uneingeschränkt und ausschliesslich als Desktop!
Zuletzt geändert von Emess am 09.05.2014 11:58:07, insgesamt 1-mal geändert.
Debian Testing (bleibt es auch)
Debian Bookworm KDE Plasma 5x Kernel 6.1.0-21-amd64 (64-bit)
Notebook HP ZBook 17 G2
Quadro K3100M/PCIe/SSE2

http://www.emess62.de

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von uname » 08.05.2014 21:49:40

Welch Schock. Und das noch im Debianforum.

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von barney » 09.05.2014 11:47:31

Ich bin überzeugter Debianer und werde das auch bleiben.
Es kommt immer drauf an, was man machen will.

Compiz ist nicht mehr in Debian enthalten.
Bluetooth-Verbindung zum Smartphone out-of-the-box funktioniert nicht richtig unter Wheezy.
usw usw
Das sind alles so Kleinigkeiten, die sich halt addieren und erst durch Bastelei zu bewältigen sind. Daher dachte, ich mir, ich umgehe das durch ein Mint.
Warscheinlich werde ich sowieso wieder Debian installieren, da mir irgendetwas an Mint nicht gefällt...und mit dem sudo-Krams hat es bereits angefangen.

Ich wollte damit keine Grundsatz-Diskussion lostreten.
Vielen Dank an an alle, die geantwortet haben.

PS: "Welch Schock. Und das noch im Mintforum", hätte bestimmt jemand gesagt, wenn ich es im Mintforum gepostet hätte. :D

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von uname » 09.05.2014 12:31:31

barney hat geschrieben:Das sind alles so Kleinigkeiten, die sich halt addieren und erst durch Bastelei zu bewältigen sind.
Persönlich boote ich dann testweise Crunchbang oder Tanglu als Live-USBs und schaue, warum es dort doch unter einem echten Debian-Derivat laufen kann. Manchmal habe ich dann Ideen, wie ich das Problem unter Debian lösen kann wie z.B. die Installation fehlender Treiber oder der Einsatz neuerer Pakete. Manchmal hilft aber auch das nicht nicht.

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Re: "Debianisierung"

Beitrag von barney » 09.05.2014 16:18:04

Oh prima. Die sehen beide interessant aus. (Crunchbang habe ich zum ersten Mal gehört)
Ich werd mich bei Gelegenheit mal damit beschäftigen und mir auch einen Live-Stick fertigmachen.
Vielen Dank für den Tipp.

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