Hallo Indy500,
du mußt erstmal weg von dem Gedanken das die Softwareindustrie eine Fertigungsindustrie ist, dass ist sie nämlich in wirklichkeit nicht, sondern eine Dienstleistungsindustrie.
Zum Anfang will ich mal Donald E. Knuth, einer der größten Informatiker unserer Zeit, zitieren:
Ich denke, dass Software-Entwickler ein Einkommen verdienen, aber nicht dafür, dass sie sich einen Algorithmus schnappen und ihn dann für sich beanspruchen, sondern für Dienstleistungen wie das Anpassen von Programmen, das Verfassen guter Handbücher und die Unterstützung der Anwender.
Also jetzt deine Frage, wie man mit freier Software Geld verdienen kann.
Packe die Software in eine Box mit einem guten Handbuch und du wirst Leute finden die es kaufen oder verkaufe die Software mit entsprechendem support oder auch nur die Software, nicht jeder kommt an eine Kopie.
Oder verdiene dein Geld mit individuellen Anpassungen. Nur zwei Beispiele, Richard Stallman hat viele Jahre davon leben können indem er an Erweiterungen für emacs gearbeitet hat die anderen wichtiger waren als ihm. Die FSF hat damit Geld verdient indem sie für die US Air Force einen Ada95 compiler auf Basis des gcc erstellt haben.
Klar wird es keinen Markt mehr für "trivial-Software" geben, aber den gibt es heute auch kaum noch. Du mußt auch daran denken das freie Software nicht heißt das ich die Programme kostenlos ins Internet stelle!
Unternehmen können damit Geld verdienen in dem sie für andere Unternehmen Spezial-Lösungen erstellen die genau auf diese Aufgabe zugeschnitten sind. Wenn sich die Aufgaben des Unternehmen ändern haben sie ihre Software unter einer freien Lizenz, sie können die Änderungen wieder bei der gleichen Firma machen lassen oder bei einem anderen Software-Unternehmen das vielleicht bessere Arbeit leistet oder einfach nur billiger ist.
Stell dir als aktuelles Beispiel man die Umstellung von München auf GNU/Linux vor. Da kann man viel Geld als Unternehmen verdienen wenn man München die Hardware mit der passenden Software, Installations- und weiterführenden Support anbietet. Es wird sicher auch viel Verwaltungssoftware fehlen, da könnte man Softwareunternehmen beauftragen entsprechende Lösungen für GNU/Linux zu entwickeln.
Eine andere Möglichkeit ist ähnlich wie es Trolltech heute schon macht. Man stellt seine Software unter die GPL und bietet dann noch eine weitere Version kostenpflichtig an wenn man die Software unter einer weniger 'restriktiven' Lizenz haben will.
Der Markt ist nahezu unendlich groß und es würde vielfältige Lösungen geben. Klar ist es vielleicht 'anstrengender' so sein Geld zu verdienen und vielleicht verdient man auch nicht ganz so viel wie wenn man einmal ein Programm schreibt und dann nur noch Lizenzen verkauft, aber es geht.
Hier kann ich nur Richard Stallman zitieren:
For ten years now, free software developers have tried various methods of finding funds, with some success. There's no need to make anyone rich; the median US family income, around $35k, proves to be enough incentive for many jobs that are less satisfying than programming.
Jetzt noch was zu nividia, das Thema hattest du ja auch nochmal angesprochen:
Glaubst du nicht das es genug Möglichkeiten gibt herauszufinden wie die nvidia Karten funktionieren? Man kann sich eine Karte kaufen und sie auseinandernehmen oder man wirbt einen Entwicker von nvidia ab...
Nvidia wird ihre wirklich inovativen Entwicklungen sicher auch patentiert haben. Wie sie funktionieren kann man also in der Patentschrift nachlesen und nachbauen darf man es eh nichtmehr! Ausserdem werden bei einem Treiber ja nur die Schnittstellen nach aussen angesprochen, was in dem Chip passier lässt sich daraus noch nicht ablesen.
Ganz abgesehen von all diesen Argumenten, wenn eine Grafikkarte mit Treibern rauskommt ist sie eh schon wieder veraltet. Wenn die Konkurrenz also wirklich so viel Zeit investiert herauszufinden wie der Chip funktioniert und dann einen ähnlichen versucht nachzubauen hat sie eh schon verloren. Denn bis sie damit fertig sind ist die andere Firma schon wieder 2 Generationen weiter.
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Natas12 war etwas schneller und hat es auch sehr gut auf den Punkt gebracht

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