Ist Debian für mich das richtige

Warum Debian und/oder eine seiner Spielarten? Was muss ich vorher wissen? Wo geht es nach der Installation weiter?
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tillbe

Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von tillbe » 12.10.2009 23:49:04

Hallo erstmal,

mal sehn, ob ich mein Anliegen verständlich formulieren kann. :wink:
Vorab, ich weis, dass ein Debian-Forum vlt nicht der richtige Ort dafür ist (da hier wohl ein großer Teil von Debian überzeugt ist), aber ich dachte mir, ich versuche es einfach mal.
Und ich weis auch, dass letztlich jeder selber entscheiden muss, welche Distri er benutzen möchte, aber ich hoffe, der ein oder andere Beitrag hier kann mir bei meiner Entscheidung helfen,

Ich suche nun schon seit einiger Zeit eine Linux-Distri mit folgenden Eigenschaften.
Ich möchte die Möglichkeit haben, bei meinem System von Grund selbst zu entscheiden, was installiert werden soll. Also (ähnlich wie bei arch) soll erstmal nur ein Grundgerüst installiert werden, dass ich dann nach und nach selbst erweitern/ausbauen kann. Ich mag es nicht, ein fettes System zu installieren, bei dem ich die Hälfte eh nicht brauche und am Ende wieder deinstallieren muss. Dann lieber ein System, welches am Anfang zu schlank und dann nach und nach von mir "gefüttert" wird.

Dass das mit einigem Aufwand verbunden ist und auch einiges an Wissen vorraussetzt, ist mir klar, nehme ich aber gerne in Kauf. Ich will dem System schon "meinen Stempel" (auch unter der Haube) aufdrücken.

Sollte das System dann allerdings einmal von mir aufgebaut sein, so möchte ich so wenig Aufwand wie möglich, dass System stabil (und einigermaßen aktuel) zu halten. Klar muss ein System gepflegt werden, keine Frage und klar werden auch einige größere Veränderungen/Updates das ein oder andere Problem hervorrufen.
Doch ich möchte nicht nach einem/jedem Update befürchten müssen, dass ich mein System nicht mehr produktiv nutzen kann, weil ich erstmal einige Stunden mit der Fehler -und Lösungssuche verbringen muss. Letzendlich möchte ich mehr mit dem System arbeiten und nicht an dem System.

Trotzdem sollte natürlich eine gewissen Aktualität da sein, besonders beim Browser (Firefox), OpenOffice und anderen Programmen, die ich altäglich nutze (Email, IM usw. usw). Wäre schön, wenn ich soweit wie möglich selbst entscheiden kann, wann mir Stabilität oder Aktualität wichtiger wäre.

So und wer nicht in der Mitte des Textes eingeschlafen ist, kann hier nochmal ganz konkret meine Frage lesen: Würdet ihr mir unter den oben genannten Gesichtspunkten zu Debian raten oder doch ileber zu einer anderen Linux-Distri?

Ich habe Debian testing derzeit ganz oben auf meiner Favoritenliste. Was mich noch ein bisschen abschreckt sind die Freeze, wenn aus testing stable wird. So wie ich informiert bin, kann das sich ja schon mal über Monate ziehn. Daher noch ne kleine Nachfrage: Wie haltet ihr euch in dieser Phase die Programme aktuell? Wechselt ihr einfach kurzfristig zu sid oder akualisiert ihr einfach gar nicht mehr oder.....?

Ich mein, klar man muss bsp. OpenOffice 3 ja nicht gleich am Tage der Veröffentlichung installiert haben, aber Monate will ich dann auch wieder nicht drauf warten müssen.

So erstmal genug der Worte. Vielen Dank für Lesen :wink:

tillbe

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hikaru
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Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von hikaru » 13.10.2009 00:09:07

Die Minimalinstallation von Debian aufzubohren ist ein guter Anfang für ein schlankes System. Wenn du allerdings von Arch kommst ist dir das vielleicht schon etwas zu viel des Guten.
Testing scheint mir bei deinen Wünschen die richtige Wahl zu sein. Während des Freeze könntest du zeitweise zu Unstable wechseln, das durch den Paketstau auch nicht so stark in Bewegung ist. Die bessere Methode ist aber sicherlich, bei Testing zu bleiben und dir die Pakete die dir nicht aktuell genug sind gezielt aus Unstable oder Experimental zu holen (Stichwort: "Pinning").

Da du offenbar an einem vergleichsweise stabilen Rolling-Release-System interessiert bist, wäre vielleicht Sidux oder Gentoo eine Alternative für dich. Das ist dann natürlich mit mehr Arbeit deinerseits verbunden, zumindest bei Sidux kann ich aber sagen, dass sich das in einem sehr erträglichen Rahmen hält. Ob und in wie weit sich bei Sidux die Wogen wieder geglättet haben weiß ich allerdings nicht. Ich hoffe, dass kein dauerhafter Schaden entstanden ist, aber für langfristige Pläne habe ich Sidux momentan nicht auf dem Plan.

Disclaimer:
Ich bin überzeugter Stable-Nutzer. Meine Erfahrungen in den anderen Zweigen halten sich daher in Grenzen (mal abgesehen von der einen oder anderen Testing-VM und ein paar Sidux-Installationen).

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TRex
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Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von TRex » 13.10.2009 06:44:28

tillbe hat geschrieben: Vorab, ich weis, dass ein Debian-Forum vlt nicht der richtige Ort dafür ist (da hier wohl ein großer Teil von Debian überzeugt ist), aber ich dachte mir, ich versuche es einfach mal.
Und ich weis auch, dass letztlich jeder selber entscheiden muss, welche Distri er benutzen möchte, aber ich hoffe, der ein oder andere Beitrag hier kann mir bei meiner Entscheidung helfen,
Ein bisschen Objektivität haben wir auch ;)
Ich suche nun schon seit einiger Zeit eine Linux-Distri mit folgenden Eigenschaften.
Ich möchte die Möglichkeit haben, bei meinem System von Grund selbst zu entscheiden, was installiert werden soll. Also (ähnlich wie bei arch) soll erstmal nur ein Grundgerüst installiert werden, dass ich dann nach und nach selbst erweitern/ausbauen kann. Ich mag es nicht, ein fettes System zu installieren, bei dem ich die Hälfte eh nicht brauche und am Ende wieder deinstallieren muss. Dann lieber ein System, welches am Anfang zu schlank und dann nach und nach von mir "gefüttert" wird.
Ich kenne zwar arch nicht, aber mit debian kannst du ein recht schmales Basissystem aufsetzen. Ein Minimalsystem bootet dann von grub bis "hostname Login:" in wenigen Sekunden (der grafische Ladebildschirm von Ubuntu würde an der Stelle total den Sinn verlieren).
Dass das mit einigem Aufwand verbunden ist und auch einiges an Wissen vorraussetzt, ist mir klar, nehme ich aber gerne in Kauf. Ich will dem System schon "meinen Stempel" (auch unter der Haube) aufdrücken.
Mein Eindruck ist, dass die debian-Maintainer recht wenig an den Paketen ändern, also die Pakete recht nah am Original liegen. Du kannst sogar mit apt-source (zB) die Quellen eines Pakets mitsamt debian-buildfiles ziehen und beliebig am Sourcecode basteln, um das dann mit dpkg-buildpackage zu einem ordentlichen deb zu verpacken.
Sollte das System dann allerdings einmal von mir aufgebaut sein, so möchte ich so wenig Aufwand wie möglich, dass System stabil (und einigermaßen aktuel) zu halten. Klar muss ein System gepflegt werden, keine Frage und klar werden auch einige größere Veränderungen/Updates das ein oder andere Problem hervorrufen.
Doch ich möchte nicht nach einem/jedem Update befürchten müssen, dass ich mein System nicht mehr produktiv nutzen kann, weil ich erstmal einige Stunden mit der Fehler -und Lösungssuche verbringen muss. Letzendlich möchte ich mehr mit dem System arbeiten und nicht an dem System.
Als überzeugter Testingnutzer rate ich dir zu...was wohl...testing. Da kommt immer wieder mal was neues, bis dann halt der freeze kommt...da muss man schon ne Weile ausharren. Aber ansonsten...es gibt ein inoffizielles Security-Team für testing und die Bugs in testing sind bei weitem nicht so "schlimm" wie in sid/unstable, wo es doch mal sein kann, dass irgendein Bug ein Programm für dich unverwendbar macht.
Trotzdem sollte natürlich eine gewissen Aktualität da sein, besonders beim Browser (Firefox), OpenOffice und anderen Programmen, die ich altäglich nutze (Email, IM usw. usw). Wäre schön, wenn ich soweit wie möglich selbst entscheiden kann, wann mir Stabilität oder Aktualität wichtiger wäre.
Firefox kompilier ich genauso wie vlc (gelegentlich auch pidgin) selbst, weil fast alle Distributionen da hinterherhinken. Außerdem passt mir der Name iceweasel nicht ;D
So und wer nicht in der Mitte des Textes eingeschlafen ist, kann hier nochmal ganz konkret meine Frage lesen: Würdet ihr mir unter den oben genannten Gesichtspunkten zu Debian raten oder doch ileber zu einer anderen Linux-Distri?

Ich habe Debian testing derzeit ganz oben auf meiner Favoritenliste. Was mich noch ein bisschen abschreckt sind die Freeze, wenn aus testing stable wird. So wie ich informiert bin, kann das sich ja schon mal über Monate ziehn. Daher noch ne kleine Nachfrage: Wie haltet ihr euch in dieser Phase die Programme aktuell? Wechselt ihr einfach kurzfristig zu sid oder akualisiert ihr einfach gar nicht mehr oder.....?

Ich mein, klar man muss bsp. OpenOffice 3 ja nicht gleich am Tage der Veröffentlichung installiert haben, aber Monate will ich dann auch wieder nicht drauf warten müssen.

So erstmal genug der Worte. Vielen Dank für Lesen :wink:

tillbe
Wie gesagt, ein paar Sachen aktualisier ich selbst...den Rest warte ich pragmatisch ab. Für einige Sachen benutze ich auch die repositorys der Entwickler/Hersteller (opera, enlightenment, virtualbox, wine). Damit umgeh ich den freeze für diese Programme ;)

Ja, unter genannten Aspekten bevorzuge ich debian. Wenn du Linux Vista willst, nimm openSuse ;D
Jesus saves. Buddha does incremental backups.
Windows ist doof, Linux funktioniert nichtDon't break debian!Wie man widerspricht

tafkad
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Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von tafkad » 13.10.2009 08:37:00

Als Frage bleibt erstmal, wieso Du dann nicht Arch nimmst, scheinst Du ja schon zu kennen. Ich mag beide Distris, und sehe auch in beiden Ihre Vor-/Nachteile. Wo ich auf Servern z.b. ausschließlich Debian, Sles oder Redhat/CentOS nutze, so nutze ich auf meinem Desktop sehr oft fast nur Arch, ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hab ich immer das gefühl, das Arch bedeutend schneller/flüssiger läuft als jede andere Linux Distro. Ok, nachteil, Packete von Herstellern gibts kaum ausser man legt selbst Hand an.

uname
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Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von uname » 13.10.2009 08:40:17

Die Aktualität und Stabilität ist wohl bei so ziemlich jeder Distribution das Problem. Im Gegensatz zu Windows wo das Betriebssystem Jahre alt wird und die Software vom Anwender regelmäßig aktualisiert wird, wird bei Linux kein Unterschied zwischen Betriebssystem und Anwendungen gemacht. Somit ist das ganze System entweder regelmäßig zu aktualisieren oder es veraltet in der Gesamtheit incl. aller Anwendungen.
Ich habe mittlerweile den Spaß daran verloren mein System in Form von Testing/Sid, mit Arch oder auch Gentoo regelmäßig zu aktualisieren. Es interessiert mich nicht mehr welche Gnome-Version ich habe. Evtl. ist es schade um Iceweasel und OpenOffice, die in bereits veralteten Versionen vorliegen. Trotzdem lebe ich selbst auf meinem Laptop mit dem Stable-Release von Debian ganz gut. Welche wirklich guten Features der letzten 2 Jahre gerechtfertigen den hohen Aufwand? Meine Hardware habe ich natürlich ausreichend alt gekauft, so dass selbst der Standard-Kernel ausreicht. Laptops mit spiegelnden TFT im 16:9-Format ist doch sowieso ein Rückschritt.

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hikaru
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Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von hikaru » 13.10.2009 09:04:06

uname hat geschrieben:Welche wirklich guten Features der letzten 2 Jahre gerechtfertigen den hohen Aufwand?
Iceweasel 3.5 ist schon ein gutes Argument, nachdem 3.0 und 3.1 ja für manche (zumindest mich) nahezu unbenutzbar waren. 3.5 kann man wenigstens wieder so konfigurieren dass er sich vernünftig verhält. Schade dass es die Abhängigkeiten nicht erlauben, ihn mit vertretbaren Systemeingriffen unter Lenny zu installieren. Bei Virtualbox hat sich auch viel getan. Momentan benutze ich 2.2 aus den VBox-Quellen, werde aber demnächst wohl auf 3.0 umsteigen. Und dass LXDE aufgenommen wurde ist ebenfalls ein gewaltiger Pluspunkt. Ach ja, Debianhedgewars nicht zu vergessen. ;-)

uname
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Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von uname » 13.10.2009 09:18:43

Ok, stimmt. hedgewars ist wirklich ein guter Grund ;-) . LXDE gibt es aber schon in Lenny.
Zuletzt geändert von uname am 13.10.2009 09:20:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von 123456 » 13.10.2009 09:20:21

tillbe hat geschrieben:Ich suche nun schon seit einiger Zeit eine Linux-Distri mit folgenden Eigenschaften.
Ich möchte die Möglichkeit haben, bei meinem System von Grund selbst zu entscheiden, was installiert werden soll. Also (ähnlich wie bei arch) soll erstmal nur ein Grundgerüst installiert werden, dass ich dann nach und nach selbst erweitern/ausbauen kann. Ich mag es nicht, ein fettes System zu installieren, bei dem ich die Hälfte eh nicht brauche und am Ende wieder deinstallieren muss. Dann lieber ein System, welches am Anfang zu schlank und dann nach und nach von mir "gefüttert" wird.
das geht mit Debian. Stichwort "Debian ohne Ballast" - findest du im Wiki.
Debian kannst du klein, gross oder stabil, unstabil oder mit/ohne Oberfläche einrichten wie du willst.

uname
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Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von uname » 13.10.2009 09:31:57

Sehr minimal kann es mit Gentoo werden. Über Compileroptionen wird alles für das eigene System optimiert. Die Zeitersparnis geht aber wohl mit Compilerzeit drauf ;-)
Ich nutze eine textbasierte Debian-Installation. Da ich Gnome mag nutze ich "gnome-core" und ein paar Zusatzpakete. Die Standard-Gnome-Installation ist doch recht vollgemüllt mit unnötigen Anwendungen.

tillbe

Re: Ist Debian für mich das richtige

Beitrag von tillbe » 13.10.2009 21:16:59

hey,

vielen Dank für die Antworten/Eindrücke.

Ja gibt eigentlich nicht mehr viel zu sagen, ich werde mir mal Debian (testing) installieren (minimal Installation). Mal sehn, was das wird. Bin aber recht zuversichtlich. :wink:

MFG
tillbe

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