alles verbrecher?

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Raoul
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Beitrag von Raoul » 07.12.2003 17:20:30

Glar00k hat geschrieben:Wem entsteht ein Sachschaden wenn du ein Zeugnis fälschst?
Dem Mitbewerbern, deren Leistung verzerrt wird.
Ausserdem: Wo ist das der Zusammenhang bzw. die Übertragbarkeit?

Und es bringt rein gart nichts, den Untergang des Abendlandes zu beschwören, indem Du sagst:
Ich weiß nicht wo unsere Gesellschaft mit dieser Einstellung noch hinsoll. Bald wird anscheinend jedem, der versucht Geld zu verdienen jegliches Recht aberkannt.
Ich billige natürlich jedem das Recht zu, zu arbeiten und Profit zu machen. Aber wenn die Preisbildung an einem monopolisierten Markt stattfindet, kann man nicht von gerechten Preisen sprechen. Weder Konsumenten noch Künstler können sich dem entziehen, man kann sagen, dass der Markt in diesem Fall schlichtweg nicht funktioniert.
Naja, Argumente zu wiederholen bringt nichts, Einsicht gibts wohl nicht.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wenn ich etwas runterlade, das ich auch in Vor-Internet Zeiten nie gekauft hätte (höchstens getaped), wem entsteht ein Schaden? Gegegnüber früher ist das keine Veränderung. Wenn Du mir das erklärst, kommt bei mir vielleicht ja auch die Einsicht...

Ausserdem können MP3 etc. nie eine CD ersetzen, weil die Tonqualität überhaupt nicht zu vergleichen ist. Und wenn mir eione CD gefällt, kaufe ich sie mir immer noch, Cover, Artwork etc.

Vielleicht bin ich ja erst durch's Runterladen drauf aufmerksam geworden... vielleicht hat je das (illegale) Runterladen einiger Songs den Verkauf einer CD gefördert? Schon mal daran gedacht?

Es gibt übrigens Statistiken, die besagen, dass Downloader im allg. einen ausgeprägtes Intertesse an Musik haben und sich deshalb überdurchschnittlich viele CDs kaufen.

Raoul

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BeS
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Beitrag von BeS » 07.12.2003 17:55:06

Hallo,
glatzor hat geschrieben: Warum sollte jemand, falls es kein copyright gibt, davon abgehalten werden können Deinen Code zu nehmen und ihn als Ausgangslage für eigene Modifikationen machen und dies als das einiges Werk anpreisen und verkaufen? Und dies nicht offen, sondern binary only.
ich sage nicht das man das copyright komplett abschaffen soll! Man sollte es nur wieder dazu verwenden wozu es ursprünglich gedacht war, zur Regulierung es Markts damit der Bürger in den Genuss von hochwertiger Waren zu angemessenen Konditionen kommt. Momentan wird das copyright aber dazu mißbraucht den Bürger immer mehr einzuschränken.

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Beitrag von glar00k » 07.12.2003 18:55:23

Raoul hat geschrieben:
Glar00k hat geschrieben:Wem entsteht ein Sachschaden wenn du ein Zeugnis fälschst?
Dem Mitbewerbern, deren Leistung verzerrt wird.
Ausserdem: Wo ist das der Zusammenhang bzw. die Übertragbarkeit?
Bitte lesen: Sachschaden!

Aber naja, ich lasse mich darüber jetzt nichtmehr aus. Wir werden ja sehen wohin es noch führt, wenn einige weiterhin denken sich über die Gesetzgebung hinwegzusetzen.

Achja, bevor ich es vergesse: Seit wann ist die Musikbranche ein Monnopol? Ich habe hier etliche CDs von Künstlern die es explizit erlauben Kopien anzufertigen und sich nicht von Plattenfirmen abhängig machen. Aber was red ich, ihr findet die Musik, welche euch angeboten wird nicht toll, regt euch aber auf wie sie vertrieben wird.

Grüsse[/b]

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Raoul
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Beitrag von Raoul » 07.12.2003 20:25:51

Glar00k hat geschrieben:
Raoul hat geschrieben:
Glar00k hat geschrieben:Wem entsteht ein Sachschaden wenn du ein Zeugnis fälschst?
Dem Mitbewerbern, deren Leistung verzerrt wird.
Ausserdem: Wo ist das der Zusammenhang bzw. die Übertragbarkeit?
Bitte lesen: Sachschaden!
Ja, und wenn ich aufgrund eines gefälschten Zeugnisse eingestellt werde und nicht mein Mitbewerber, dann erleidet er einen Sachschaden in Form eines Verdienstausfalles, ist doch logo.
Achja, bevor ich es vergesse: Seit wann ist die Musikbranche ein Monnopol?
Seitdem wir nur noch fünf Anbieter haben, die Ihre Preise absprechen und den Zugang zum Markt für neue Wettbewerber unmöglich machen. Kann ich sagen: OK, 16,99€ sind mir aber zuviel für die CD, also kaufe ich die gleiche CD bei einem anderen Anbieter? Kann ein Plattenhändler sagen; Nee, ich kaufe nicht mehr bei BMG oder EMI? Nein, jeder Künstler ist exklusiv bei einem Label unter Vertrag, also keinerlei Wettbewerb, weder ich noch der Plattenhädler haben eine Alternative. Wenn das mal kein Monopol ist...
Ich habe hier etliche CDs von Künstlern die es explizit erlauben Kopien anzufertigen und sich nicht von Plattenfirmen abhängig machen.
Nemm mir bitte einen. Nenn mir bitte einen Künstler, der nicht von der Plattenindustrie abhängig ist, aber trotzdem einen gewissen Bekanntheitsgrad hat. Nenn mir einen Künstler, der den Verkaufspreis seiner CDs festlegen kann. Nenn mir einen Künstler, dem es frei steht, ob er mit der Gema zusammenarbeiten will, oder nicht. Nenn mir einen Künstler, der die volle künstlerische Freiheit hat, also dass er bestimmt, was als Single ausgekoppelt wird und nicht sein Management.
Aber was red ich, ihr findet die Musik, welche euch angeboten wird nicht toll, regt euch aber auf wie sie vertrieben wird.
Ähh??? Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe... Wenn ich etwas nicht toll finde, ist es doch klar, dass ich nicht gut finde, wenn es vertrieben wird. Wenn ich gegen Landminen bin, kann ich deren Verkauf nicht gut heissen...

Aber ich rege mich nicht darüber auf, das m. M. n. schlecht Musik vertrieben wird, ich rege mich auf, dass (von meinem Geld!) Stars vermarktet werden. Mit Stars kann man mehr Geld machen als mit Musik (Merchandise), deshalb will die Industrie in erster Linie Stars.

Warum aber soll ich für den Aufbau und die Vermarktung irgendwelcher Stars bezahlen? Ich kaufe eine CD, und ich weiss, dass von dem Erlös mehr Geld in die Vermarktung von Britney Spears, Madonna oder den No Angles gesteckt wird, als dem Künstler zugute kommt, dessen CD ich kaufe. Ist doch verrückt, oder?

Raoul

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Raoul
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Beitrag von Raoul » 08.12.2003 18:51:23

Will mir denn keiner widersprechen oder hab ich den Thread getötet???

Hier eine Meldung, die m. M. n. ganz gut zur Diskussion passt:
Wie sich Viva an die Plattenindustrie verkauft

Der Musikkanal Viva hat Teile seiner heiß begehrten Clip-Rotation heimlich exklusiv für die Plattenfirma Universal reserviert. Die Musikbranche tobt, der Sender muss medienrechtliche Konsequenzen fürchten.
Mehr unter http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,277247,00.html

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Natas12
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Beitrag von Natas12 » 08.12.2003 19:43:05

lol, wollte ich auch posten... :wink:
"In den reichen Ländern hat die Freiheit gesiegt - mit all den schrecklichen Folgen, die das für die anderen mit sich bringt und noch bringen wird. Die Demokratie ist auf andere Epochen verschoben." (L. Canfora)

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Raoul
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Beitrag von Raoul » 02.04.2004 16:26:49

Ich weiss, der Thread hat so einen Bart... :-)

Jetzt ist es bewiesen: Filesharing schadet zumindest dem Verkauf von CDs nicht (für DVDs will ich das nicht behaupten)! Siehe diesen Artilel im Inquirer.

Original der Studie: http://www.unc.edu/~cigar/papers/FileSh ... ch2004.pdf (PDF, 360 KB)

Raoul

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Natas12
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Beitrag von Natas12 » 02.04.2004 18:02:50

das passt zu meinem cd-kaufverhalten: viel bei soulseek und co. heruntergeladen = viele CDs gekauft (weil viele neue kapellen kennengelernt).

in letzter zeit: kaum tauschbörsen genutzt = keine CDs gekauft...

Ruhollah
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Beitrag von Ruhollah » 02.04.2004 20:59:43

Es wird Zeit, dass ich auch mal meinen Senf dazugebe.

Ich persönlich verstehe die Aufregung nicht. Auch Organisationen, teilweise extremistisch, wie der Chaos-Computer-Club und Attac, haben sich mit schwachsinnigen Äußerungen zu dieser Debatte zu Wort gemeldet. So rufen CCC und Attac zum Boykott auf, was ich wirklich bemerkenswert finde. Zum einen sagen diese Organisationen, dass die Musik qualitativ minderwertig sei, die Preise überzogen, aber das Saugen der Musikstücke bei wildfremden Leuten soll nicht so schlimm sein? Wenn diese Musik minderwertig ist, warum wird sie dann gehört und gesaugt? Offenbar gefällt diese Musik doch (Mir nicht!). Und natürlich ist es logisch, dass bei überzogenen Preisen für begehrten Produkte die Diebstahlrate steigt. So ist es ja auch z. B. mit Sportschuhen und Unterhaltungselektronik. Aber die überzogenen Preise rechtfertigen weder Diebstahl, noch einen Boykottaufruf. Im Übrigen finde ich Boykottaufrufe ziemlich menschenverachtend; die Menschen wissen selbst, was sie mit ihren Geld kaufen wollen und was nicht.

Es wird ja immer gesagt, die Künstler hätten ein Anrecht auf eine gerechte Entlohnung. Das Tauschbörsenprinzip steht dem entgegen, denn der Künstler sieht ja keinen Pfennig. Wenn es Menschen gibt, die sich nicht wegen einem Lied eine ganze CD mit 16 Liedern teuer kaufen wollen, dann rechtfertigt das noch lange keinen Diebstahl. Dass die Musikbranche das Internet für den Verkauf noch nicht ausreichend und sinnvoll (z. B. Verkauf von einzelnen Stücken zu niedrigeren Preisen) nutzt, rechtfertigt auch keinen Diebstahl. Dann müssen halt potenzieller Kunde und der Künstler samt Vermarktungsfirma leer ausgehen; der Musikfreund bekommt nicht das Musikstück, dass er wollte, und die Vermarktungsfirma und der Künstler müssen auf Einnahmen verzichten.

Und irgendwann wird sich die Musikbranche den Musikhörern entgegenkommen, allein deshalb, weil sie am Markt überleben will. Das ist doch das Tolle an der Marktwirtschaft. Und weil große Konzerne (wie große Tiere, wie große Gewerkschaften und Verbände) schlecht anpassungsfähig sind, werden kleine Firmen die Marktlücke erobern. Apple hat doch gezeigt, wie man Musik über das Internet verkauft. Die Marktwirtschaft wird es richten; linksextremistische Organisationen wie Attac, die zum Boykott - Aufruf zum Boykott soll sogar ein Straftatbestand sein.- aufrufen, sind unnötig wie ein Kropf. Das Geblubbere über die "Demokratisierung des Kapitalismus" finde ich auch unerträglich. Der Kapitalismus ist Demokratie pur: Minderheiten werden genauso bedient wie die Masse und jede Banknote ist ein Stimmzettel. Und wenn die großen Firmen meinen, ihre Kunden mit überzogen Kopierschutzmechanismen zu verprellen, sollen sie doch. In der Marktwirtschaft gibt es Konkurrenz. Die Attac-Lösung, offensichtlich ein planwirtschaftliches System, böte diese Möglichkeit nicht.

Zu meinem persönlichen Kaufverhalten: Ich höre und kaufe keine Pop-Musik, weil sie mir nicht gefällt; ich habe noch nie eine CD dieses Genres gekauft. Ich begebe mich deswegen auch nicht in Tauschbörsen. (Tauschbörsen sind selbst nach dem liberalen deutschen Vervielfältigungsrecht illegal. Dieses erlaubt ja Privatkopien und Zusammenstellungen für Freunde, Bekannte, Verwandte. Aber bei Napster und Co. tauscht man ja die Musik Dritter mit wildfremden Menschen.) Mein jüngster Musikerwerb war eine Sammlung von 11 CDs mit sämtlichen Sinfonien Gustav Mahlers. Kostenpunkt: EUR 39. Das Preisleistungsverhältnis empfinde ich als fair. Hätte ich es nicht als fair empfunden, hätte ich darauf verzichtet und EMI hätte einen Kunden weniger gehabt.

tylerD
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Beitrag von tylerD » 03.04.2004 01:23:40

Ruhollah hat geschrieben:Tauschbörsen sind selbst nach dem liberalen deutschen Vervielfältigungsrecht illega.
Auch wenn du und die Medien es 1000mal wiederholen, Tauschbörsen an sich sind nicht illegal!

cu

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startx
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Beitrag von startx » 03.04.2004 10:46:20

ruhollah schrieb
Auch Organisationen, teilweise extremistisch, wie der Chaos-Computer-Club und Attac, haben sich mit schwachsinnigen Äußerungen zu dieser Debatte zu Wort gemeldet.
als polizeibekannter extremist möchte ich dich fragen, ob diese bezeichnung jetzt ein schlechter (und verspäteter) aprilscherz sein soll oder wie das zu verstehen ist ...?

s4p
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Beitrag von s4p » 03.04.2004 11:27:41

Ruhollah hat geschrieben:Im Übrigen finde ich Boykottaufrufe ziemlich menschenverachtend; die Menschen wissen selbst, was sie mit ihren Geld kaufen wollen und was nicht.
Davon mal abgesehen, was ist heut zu tage nicht 'menschenverachtend' ? Menschen Rechte werden mit allen mitteln in den boden getretten. Und wir selber haben nix besseres zu tun, als uns gegenseitig auf irgend eine art und weise die koepfe ein zu schlagen.

Davon mal abgesehen, ja, wir wissen selbst, was wir mit unserem Geld kaufen und was nicht, und was mit zu teuer ist kaufe ich nicht, und wenn sich die moeglichkeit ergibt, dann Downloade ich es mir halt.

Selbst wenn jetzt jeder sagen wuerde, "es ist mir zu teuer, ich werde es also weder kaufen noch ueber die Tauschboerse besorgen" wuerden die industrien nie klueger werden, sie wuerden die Preise noch weiter ansetzten und irgend wann kauft keiner mehr. Aber davon mal abgesehen, es kauft dann keiner mehr, und keiner hat dann das, was er moechte.

Aber wenn jetzt jeder sagt, "es ist mir zu teuer, ich werde es mir also ueber die Kaufboerse besorgen" dann haben die industrien kein gewinn (wie auch im obrigen), setzten die Preise hoehr und gehen Bankkrot, aber die leute, die von dennen etwas haben wollten, haben dann was sie wollten.

Also egal WAS man tut, es kommt bei beidem das gleiche heraus.

Und wenn die leute nicht lernen, das die mit den extremen erhoehungen der Preise eher das gegenteil erreichen als das, was sie erreichen wollen, haben sie selbst schuld, es ist eine ganz einfache sache die eigendlich JEDER normale Buerger weiss, jeder kann 1 und 1 zusammen zaehlen und heraus kommen tut ganz einfach, wenn sie die Preise anheben, verkraulen sie alle kaeufer, senken sie die Preise, gewinnen sie Kaeufer und haben somit mehr gewinn als bei den erhoehungen.

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Beitrag von Ruhollah » 03.04.2004 12:38:55

startx hat geschrieben:ruhollah schrieb
Auch Organisationen, teilweise extremistisch, wie der Chaos-Computer-Club und Attac, haben sich mit schwachsinnigen Äußerungen zu dieser Debatte zu Wort gemeldet.
als polizeibekannter extremist möchte ich dich fragen, ob diese bezeichnung jetzt ein schlechter (und verspäteter) aprilscherz sein soll oder wie das zu verstehen ist ...?
Man kann doch nicht leugnen, dass bei Attac linksextremistische Strömungen mitmischen.

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Beitrag von Ruhollah » 03.04.2004 12:46:22

[quote="s4p"]

Selbst wenn jetzt jeder sagen wuerde, "es ist mir zu teuer, ich werde es also weder kaufen noch ueber die Tauschboerse besorgen" wuerden die industrien nie klueger werden, sie wuerden die Preise noch weiter ansetzten und irgend wann kauft keiner mehr. Aber davon mal abgesehen, es kauft dann keiner mehr, und keiner hat dann das, was er moechte.
[/quote]

Unsinn. Die Preisbildung richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Ein Unternehmen, das nur Preise erhöht, gewinnt nichts, schließlich gibt es Konkurrenz. Und wenn ein Unternehmen pleite geht, dann ist es keine Niederlage der Marktwirtschaft, sondern ein Sieg. Denn Unwirtschaftlichkeit wird bestraft. Firmenpleiten gehören zum Wesen der Marktwirtschaft, was viele nicht wahrhaben wollen und daher sozialistische Träume träumen und das vermeintliche Ende des Kapitalismus erkennen wollen.

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Beitrag von startx » 03.04.2004 12:55:22

dass bei Attac linksextremistische Strömungen mitmischen.
hmm, als kleiner tip dazu: "linksextremistisch" ist ein polizeilicher bzw. verfassungsschutz begriff. politisch bezeichnet man diese gruppen, die du meinst, als "linksradikal", weil sie bestimmte positionen "kompromisslos" vertreten.

als "linksextremistisch" wird z.B. von der polizei alles ausserhalb des bürgerlichen sprktrums bezeichnet, z.B. atomkraftgegenerInnen, anarchistinnen, umwelt-aktivistInnen usw. deshalb finde ich die bezeichnung schwierig. schon eher lustig dann, wenn man den ccc da einordnet. ;-)
da ist man dann nämlich schnell bei "cyberkriminellen" und "cyberterroristen".
darauf wollte ich nur hinweisen. womit wir ja wieder beim ausgangspunkt dieses threads sind ... ;-)

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Beitrag von Ruhollah » 03.04.2004 15:45:36

startx hat geschrieben:
dass bei Attac linksextremistische Strömungen mitmischen.
hmm, als kleiner tip dazu: "linksextremistisch" ist ein polizeilicher bzw. verfassungsschutz begriff. politisch bezeichnet man diese gruppen, die du meinst, als "linksradikal", weil sie bestimmte positionen "kompromisslos" vertreten.

als "linksextremistisch" wird z.B. von der polizei alles ausserhalb des bürgerlichen sprktrums bezeichnet, z.B. atomkraftgegenerInnen, anarchistinnen, umwelt-aktivistInnen usw. deshalb finde ich die bezeichnung schwierig. schon eher lustig dann, wenn man den ccc da einordnet. ;-)
da ist man dann nämlich schnell bei "cyberkriminellen" und "cyberterroristen".
darauf wollte ich nur hinweisen. womit wir ja wieder beim ausgangspunkt dieses threads sind ... ;-)
Den CCC habe ich da nicht eingeordnet. Die Bedeutung des Wörtchen teilweise brauche ich doch hoffentlich nicht zu erklären.

Und das Binnen-I ist eine orthographische Sünde.

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Beitrag von Raoul » 03.04.2004 16:04:11

Ruhollah hat geschrieben:Auch Organisationen, teilweise extremistisch, wie der Chaos-Computer-Club und Attac,...
Extremistisch = nicht mehr auf dem Boden der Verfassung. Wären der CCC oder ATTAC extremistisch, wären sie verboten oder zumindest unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. (Es gibt übrigens in der Tat Bestrebungen einger süddeutscher Landesverfassungsschützer, ATTAC als extremistisch darzustellen. Die verquere Logik dahinter: Wer kapitalistische Strukturen wie die Globalisierung kritisiert, will auch unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung abschaffen.)
Und natürlich ist es logisch, dass bei überzogenen Preisen für begehrten Produkte die Diebstahlrate steigt.
Also findest auch Du die Preise überzogen? Sind wir uns ja einig ;-)
So ist es ja auch z. B. mit Sportschuhen und Unterhaltungselektronik. Aber die überzogenen Preise rechtfertigen weder Diebstahl, noch einen Boykottaufruf. Im Übrigen finde ich Boykottaufrufe ziemlich menschenverachtend; die Menschen wissen selbst, was sie mit ihren Geld kaufen wollen und was nicht.
Aber die Menschen wissen oftmals nicht, woher Ihre Sportschuhe kommen oder unter welchen Arbeitsbedingungen die produziert wurden. Darüber darf man sie dann aufklären, verbunden mit einem Boykottaufruf.
Ob man dem nachkommt muß jeder Verbraucher selbst entscheiden, deshalb kann ich nichts menschenverachtendes an einen Boykottaufruf sehen. Da finde ich es schon eher menschenverachtend, Sportschuhe von 14-jährigen Analphabeten in einem Land mit einer Militärdiktatur zu produzieren, die mehrere Hunderttausend Menschen auf dem Gewissen hat.
Den "mündigen" Verbraucher, den Du meinst, gibt es kaum: Entweder weiß er nicht Bescheid, oder er hat nicht die Mittel, das teurere, aber politisch korrekte oder umweltschondend produzierte Produkt zu kaufen.
Es wird ja immer gesagt, die Künstler hätten ein Anrecht auf eine gerechte Entlohnung. Das Tauschbörsenprinzip steht dem entgegen, denn der Künstler sieht ja keinen Pfennig.
Da stellt sich mal die Frage, was eine gerechte Entlohnung ist. Du hast Dich irgendwo mal als Liberaler und Anhänger des Marktes beschreiben, deshalb:
Die Preisbildung auf dem Markt entsteht durch Angebot und Nachfrage (alter Hut), da es sich aber um singuläre Güter handelt (jedes Lied/jeder Künster ist unverwechselbar, mal abgesehen von Boygroups und Superstars), kann der Anbieter den Preis diktieren, der Nachfrager hat ja keine Möglichkeit, die gleiche Musik bei jemand anderem zu bekommen. Und da der Kunde auch nicht in Verhaldlungen mit dem Künster treten kann, kann man hier nicht von einer normalen Preisbildung sprechen.
Dann müssen halt potenzieller Kunde und der Künstler samt Vermarktungsfirma leer ausgehen; der Musikfreund bekommt nicht das Musikstück, dass er wollte, und die Vermarktungsfirma und der Künstler müssen auf Einnahmen verzichten.
Also bleibt letztendlich doch nur der Boykott :-). Meine These übrigens: Die Kaufzurückhaltung ist einfach eine Reaktion der Kunden auf das schlechte Angebot. Aber sind die CDs deshalb billiger oder die Musik besser geworden? Nein - geben wir den Tauaschbörsen doch einfach die Schuld.
Und irgendwann wird sich die Musikbranche den Musikhörern entgegenkommen, allein deshalb, weil sie am Markt überleben will. Das ist doch das Tolle an der Marktwirtschaft. Und weil große Konzerne (wie große Tiere, wie große Gewerkschaften und Verbände) schlecht anpassungsfähig sind, werden kleine Firmen die Marktlücke erobern.
Schau Dir mal die Musikbranche an: Wir haben grad noch 5 Major-Labels, vor einigen Jahren waren es noch 8. Und die Mehrzahl der kl. Indie-Labels gehören irgendwelchen Majors. Der Zugang zum Markt ist verbunden mit gewaltigen finanziellen Mitteln, die nicht jeder hat. Und sollte ein kleines Label mal erfolgreich sein, wird es aufgekauft, das ist das "Tolle an der Marktwirtschaft".
Apple hat doch gezeigt, wie man Musik über das Internet verkauft.
I-Tunes sind ein Verlustgeschäft, wird nur gemacht, damit mehr I-Pods verkauft werden. Und solch eine Subventionierung kann sich nur ein Großunternhemen leisten.
Die Marktwirtschaft wird es richten; linksextremistische Organisationen wie Attac, die zum Boykott - Aufruf zum Boykott soll sogar ein Straftatbestand sein.-
aufrufen, sind unnötig wie ein Kropf.
linksextremistisch: s. o.
Aufruf zum Boykott = Straftatbestand: Wo hast Du das denn her?
Das Geblubbere über die "Demokratisierung des Kapitalismus" finde ich auch unerträglich. Der Kapitalismus ist Demokratie pur: Minderheiten werden genauso bedient wie die Masse und jede Banknote ist ein Stimmzettel.
Das hieße dann: Viele Banknoten = viele Stimmen, wenig/keine Banknoten = wenig/keine Stimmen. Du hast ein merkwürdiges Demokratieverständnis: Für mich heißt Demokratie, daß alle gleichge Rechte haben, unabhängig von ihrer Finanzkraft.
Und wenn die großen Firmen meinen, ihre Kunden mit überzogen Kopierschutzmechanismen zu verprellen, sollen sie doch. In der Marktwirtschaft gibt es Konkurrenz.
Nein, auf dem Musiksektor nicht (s. o.). Das sind Kartelle.
Die Attac-Lösung, offensichtlich ein planwirtschaftliches System, böte diese Möglichkeit nicht.
Du hast Dich ja richtig gut informiert. Zeig mir nen Link etc. der das stützt, in dem steht, daß ATTAC eine Planwirtschaft einführen will, dann geb ich Dir ne Kiste Bier aus! (Können wir dann zusammen mit startx in Münster bei einer gepflegten Deikussion leeren :-))
(Tauschbörsen sind selbst nach dem liberalen deutschen Vervielfältigungsrecht illegal.
Tauschbörsen an sich sind nicht illegal, es kommt auf die Inhalte an, die getauscht werden.
Mein jüngster Musikerwerb war eine Sammlung von 11 CDs mit sämtlichen Sinfonien Gustav Mahlers. Kostenpunkt: EUR 39. Das Preisleistungsverhältnis empfinde ich als fair. Hätte ich es nicht als fair empfunden, hätte ich darauf verzichtet und EMI hätte einen Kunden weniger gehabt.
Der Preis ist auch nur so günstig, weil Gustav Mahler schon lange tot ist. Würde er noch leben, Konzerte geben etc: Die Industrie würde versuchen, einen Star aus ihm zu machen, und dann würdest Du 139 Euro bezahlen.

Und jetzt kommt der Punkt, auf den ich hinaus will und der auch Dir als Anhänger des freien Marktes nicht passen dürfte:
Die Musikindustrie rechtfertigt die hohen Preise ja immer damit, daß mit dem Geld der Nachwuchs gefördert würde. Tatsächlich aber brauchen sie das Geld, um einigen wenigen Stars unglaubliche Plattenverträge anbieten zu können. Selbst wenn ich Musik einer unbekannten Band kaufe, womöglich noch auf einem Indie-Label erschienen: Der Preis ist der gleiche, obwohl in die Vermarktung der unbekannten Band längst nicht so viel Geld geflossen ist. Das erwitschaftet Geld fließt ins gleiche Untenehmen, also handelt es sich einideutig um verdeckte Quer-Subventionierung. Subventionen - ein Begriff, wo doch jeder Anhänger des Smith'schen Liberalismus rot :oops: sehen muss.

Raoul

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