[GELÖST] Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Vom einfachen Programm zum fertigen Debian-Paket, Fragen rund um Programmiersprachen, Scripting und Lizenzierung.
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JamesByrnes
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[GELÖST] Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von JamesByrnes » 13.09.2022 08:47:41

Hi,

ich habe eine Datei, die heißt "-i". Die lässt nicht öffnen oder löschen:

Code: Alles auswählen

cat '-i'
cat: Ungültige Option -- i
„cat --help“ liefert weitere Informationen.

cat -i
cat: Ungültige Option -- i
„cat --help“ liefert weitere Informationen.
usw.
Wie lässt sich diese Datei beseitigen? Weder Hochkomata, noch Anführungszeichen oder Akzentzeichen helfen.

Vielen Dank
James Byrnes
Zuletzt geändert von JamesByrnes am 13.09.2022 09:16:11, insgesamt 1-mal geändert.

JTH
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Re: Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von JTH » 13.09.2022 09:02:28

Code: Alles auswählen

rm "\-i"
Manchmal bekannt als Just (another) Terminal Hacker.

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Meillo
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Re: Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von Meillo » 13.09.2022 09:04:35

Das liegt daran, dass der Dateiname, durch das Minuszeichen, als Kommandozeilenargumente angesehen wird.

Verwende stattdessen eine alternative Pfadangabe zu der Datei. Im einfachsten Fall einen relativen Pfad zum aktuellen Verzeichnis:

Code: Alles auswählen

rm ./-i
Alternativ kannst du mit `--' die Optionen von Dateinamen trennen:

Code: Alles auswählen

rm -- -i
Alles hinter `--' wird als Dateinamen behandelt, selbst wenn es wie eine Option aussieht.
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Re: Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von JamesByrnes » 13.09.2022 09:06:40

JTH hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.09.2022 09:02:28

Code: Alles auswählen

rm "\-i"
Danke für das Feedback, aber die Maskierung funktioniert leider auch nicht. Mit keiner der oben genannten Möglichkeiten.

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Re: Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von Meillo » 13.09.2022 09:11:10

Zum technischen Verstaendnis:

Mit dem Shell-Escaping hat das hier nichts zu tun. Escaping ist dafuer da, festzulegen, was als ein Wort gilt und welche Zeichen die Shell nicht interpretieren soll.

Optionen werden aber nicht von der Shell sondern von den Tools selber interpretiert. Darum funktioniert `--' auch nur bei GNU-Tools und nicht generell bei allen Tools.

Ebenso: bei alten Unix-Tools werden Optionen hinter Dateinamensargumenten nicht mehr als Optionen angesehen. Mit einem alten `rm' haettest du das Problem auch so loesen koennen:

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touch a
rm a -i
Bei den GNU-Tools geht das aber nicht, da diese Optionen ueberall auf der Kommandozeile erkennen.
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cosinus
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Re: Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von cosinus » 13.09.2022 09:11:27

Geht denn das :?:

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rm '-i'

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Re: Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von Meillo » 13.09.2022 09:12:17

cosinus hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.09.2022 09:11:27
Geht denn das :?:

Code: Alles auswählen

rm '-i'
Nein. Siehe meine Erklaerung zum technischen Hintergrund.


Die Loesung ist:

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rm ./-i
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JamesByrnes
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Re: Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von JamesByrnes » 13.09.2022 09:15:53

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.09.2022 09:12:17
Die Loesung ist:

Code: Alles auswählen

rm ./-i
Vielen Dank für die Erklärung! Dieser Weg hat auf jeden Fall geklappt.

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Re: [GELÖST] Datei mit Vorzeichen lässt sich nicht löschen

Beitrag von Meillo » 13.09.2022 09:39:43

Vielleicht erklaere ich nochmal etwas genauer wie das hier technisch funktioniert.

Die Shell liest die Eingabezeile, fuehrt ein paar Ersetzungen/Expansions durch, teilt die fertig bearbeitete Zeile dann in Woerter auf und ruft dann den Befehl im ersten Wort mit allen weiteren Woertern als Argumenten auf.

Bei der Eingabezeile

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foo bar baz
muss die Shell keine Ersetzungen machen. Sie teilt die Zeile in drei Worte:

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foo
bar
baz
und ruft dann den Befehl `foo' mit den Argumenten `bar' und `baz' auf.

Nun zum Escaping. Bei der Eingabezeile

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foo "bar baz"
muss die Shell wieder keine Ersetzungen machen. Sie teilt die Zeile diesmal, wegen der Quotes, in *zwei* Woerter auf:

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foo
bar baz
und ruft dann den Befehl `foo' mit dem einen Argument `bar baz' auf.

Nun zur Variablenexpansion. Nehmen wir an, die Variable `a' hat den Wert `b c'. Bei der Eingabezeile

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foo $a blubb
macht die Shell zuerst eine Variablenexpansion und ersetzt `$a' durch den Wert `b c'. Damit lautet die Eingabezeile nun

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foo b c blubb
Nun teilt die Shell das in vier Worte auf:

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foo
b
c
blubb
Anschliessend ruft sie den Befehl `foo' mit den drei Argumenten `b', `c' und `blubb' auf.

Nun Expansion mit Escaping/Quoting. Wenn die Variablenexpansion gequotet ist und die Eingabezeile so lautet

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foo "$a" blubb
dann kommt wieder zuerst die Ersetzung was die Befehlszeile so veraendert:

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foo "b c" blubb
Dann macht die Shell daraus, wegen der Quotes, nur drei Woerter:

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foo
b c
blubb
Und ruft dann `foo' mit den zwei Argumenten auf.

Nun noch Singlequotes. Bei der Eingabezeile

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foo '$a' blubb
macht die Shell keine Variablenexpansion, da sie durch die Singlequotes das Dollarzeichen nicht als Sonderzeichen ansieht, sondern literal verwendet. Die Shell teilt also in drei Worte auf:

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foo
$a
blubb
und ruft anschliessend den Befehl `foo' mit den zwei Argumenten `$a' und `blubb' auf.

Ihr koennt all diese Faelle durchspielen wenn ihr statt dem Befehl `foo' den Befehl `echo' verwendet, oder noch anschaulicher mit folgender Shellfunktion:

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foo() { echo "args: $#"; for i in "$@"; do echo "arg: '$i'"; done; }


Nun zu dem Fall mit dem `-i':

Die Befehlszeile ist also

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rm -i
Die Shell muss keine Expansionen machen. Sie teilt in zwei Woerter:

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rm
-i
Dann ruft sie den Befehl `rm' mit dem Argument `-i' auf. -- Der Shell ist voellig egal was in den Argumenten steht. Sie interessiert sich nur fuer Expansionen (fuer die das Minuszeichen keine Bedeutung hat) und fuer Worttrennung (wofuer es auch keine Bedeutung hat).

Ebenso im Fall der Eingabezeile

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rm '-i'
Hier laeuft es exakt identisch ab wie im vorigen Fall, da Singlequotes nur dann einen Unterschied machen, wenn in ihnen Sonderzeichen der Shell oder Whitespace steht -- beides ist hier nicht der Fall. Fuer die Shell ist ein ebenso normales Wort wie

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hallo
Beides besteht aus lauter fuer sie uninteressanten Zeichen.

Aus diesem Grund ist es voellig egal wie man `-i' quotet -- das Minus hat fuer die Shell selbst ueberhaupt keine Bedeutung.



Das Minus hat nur fuer Befehle eine Bedeutung, bei denen damit Kommandozeilenoptionen eingeleitet werden. Das ist erst nachdem die Shell fork() und exec() aufgerufen hat und damit die Kontrolle an das aufgerufene Programm uebergeben hat.

Die Loesung liegt also nicht darin, irgendetwas fuer die Shell zu machen (Stichwort: Escaping/Quoting), sondern darin, etwas dagegen zu machen, dass das aufgerufene Programm (hier `rm') das Argument als Option ansieht. Das verhindert man indem man dafuer sorgt, dass das Minuszeichen nicht das erste Zeichen im Argument ist ... indem man eine andere Pfadangabe zur gleichen Datei nutzt.


Ich hoffe, mit dieser Erklaerung ist etwas mehr Verstaendnis und Klarheit in diesen Bereich gekommen. Wenn gewuenscht, kann ich gerne einzelne Aspekte nochmal genauer erklaeren.
Use ed once in a while!

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