RT Kernel installieren für Jack?

[HenryEichelberger]

Hallo,
in "Fortgeschrittene Themen" habe ich sicherlich nichts zu suchen, aber ich bräuchte einen Tip zur Installation des Lowlatency Kernels. Es geht mir um niedrige Latenzen für Ardour und Jack.

Erstmal etwas grundsätzliches: Brauche ich zwingend einen LowLatency Kernel für Musikproduktion oder ist das ein Überbleibsel aus der Zeit wo Rechner noch deutlich langsamer waren? (Ich benutze ein Laptop mit Intel(R) Core(TM) i5-7200U CPU @ 2.50GHz und 8G Ram?

Zum anderen: Ich habe das Paket "linux-image-5.10.0-8-rt-amd64" installiert, reboot, doch wenn ich die Kernelversion abfrage kommt "5.10.0-9-amd64 #1 SMP Debian 5.10.70-1 (2021-09-30) x86_64 GNU/Linux", was ja nach meinem Verständnis der "normale" (sagt man da generisch?) Kernel ist. Muss ich da noch etwas machen?

MfG, Henry

[debilian]

uff,
früher war das bei uns Thema: http://www.audio4linux.de
kann dir jetzt nicht wirklich helfen - kannst ja mal nachlesen, was unsere userinnen dazu geschrieben haben...

ich dachte, dass der kernel mittlerweile im Standard "low-latency" hat...

gruss

ps. heise schreibt: https://www.heise.de/news/Linux-Zentral ... 98893.html

[HenryEichelberger]

Ah! Vielen Dank für den Hinweis auf das Forum und den Artikel.
Gruß, Henry

[HenryEichelberger]

uff,
früher war das bei uns Thema: http://www.audio4linux.de

Hallo Debilian,
leider kann ich Dich (bzw keinen weil newuser) nicht persönlich anschreiben, daher meine Frage hier: Wie kann ich mich in dem Forum registrieren? Brauche ich ne Einladung?
Gruß, Henry

[HenryEichelberger]

LOL, ich sehe schon, das Forum ist wohl etwas in die Jahre gekommen.

Ok, Kernelauswahl mit Grub, war ja eigentlich klar, ich Dunno. Damit ist das schon mal gelöst

[novalix]

Hallo,

low latency und real time hängen zwar zusammen, sind aber nicht gleichbedeutend.

Die Gleichung "viel CPU-Power = niedrige Latenz" ist nicht vollkommen falsch aber unvollständig.
Welche praktischen Erfordernisse hast Du, die mit dem Standard-Setup nicht zu erreichen sind? D.h. mit welchen Puffergrößen kannst Du arbeiten, ohne nennenswerte xruns zu erzeugen, und was ist Dein angestrebtes Ziel?

In manchen Fällen bringt der Kernel mit den RT-Patches, keine wesentliche Besserung. Häufig muss man zusätzlich noch die IRQs der Hardware neu priorisieren. Mitunter kann schon das abschalten bestimmter Hardware (z.B. Wifi) den wesentlichen Grund für xruns (und somit letztlich Latenzen) eliminieren.

Iirc, sollte der RT-Kernel nach der Installation als erstes in der menu list des grub auftauchen und somit als default booten. Wenn dem nicht so ist, kannst Du den Kernel händisch im grub menu unter "Erweiterte Optionen" auswählen. Wenn Du die Bootreihenfolge verändern willst, lässt sich das auch bewerkstelligen. (Ungefähr: Editieren von "/etc/default/grub" + "update-grub". Habe ich jetzt nicht exakt im Kopf.)

[HenryEichelberger]

Hallo Novalix,
Ich dachte das das mit dem RT Kernel evtl. notwendig wäre. Jetzt habe ich den richtigen Ansatz gefunden und bin da mit meiner Suche etwas weiter gekommen. Ich kann den RT Kernel mit Grub beim starten auswählen und "merke" erst mal keinen spürbaren Unterschied, und ich habe auch bei Jack etwas dazu gefunden:
"Most users do not need an RT kernel in order to use JACK, and most will be happy using settings that are effective without an RT kernel."
(https://jackaudio.org/faq/realtime_vs_r ... ernel.html)
Das mit den xruns behalte ich entsprechend im Auge bei der weiteren Arbeit unter der realen Last, immerhin weiß ich jetzt ja wie das mit dem Kernel zu machen ist und wonach ich suchen muss wenn es klemmt.

Vielen Dank nochmal für eure Hilfe,
Henry

[debilian]

ja, das Forum ist in die Jahre gekommen,
liegt aber meiner Meinung nach daran, dass das Thema vor 15 Jahren noch viel schwieriger zu nutzen war als heute.
Leider ist die Wiki beim Update bzw. Umzug erstmal verstorben, die muss ich wieder an den Start bekommen,
da liegen viele wichtige Informationen.

Klar kannst du einen Account haben - Email an: corresponder ät audio4linux.de

gruss

[HenryEichelberger]

Ok, werde ich machen

[debilian]

die wiki hab ich mal wieder an geschalten, allerdings SSL Fehler:

http://wiki.datentraeger.org/

da steht einiges drin...

[CH777]

Erstmal etwas grundsätzliches: Brauche ich zwingend einen LowLatency Kernel für Musikproduktion

Nein, brauchst du definitiv nicht.
Und jack brauchst du auch nicht unbedingt. Wenn du nur Ardour verwenden möchtest, ist das absolut nicht nötig, das einfache alsa-backend funktioniert hervorragend.

[DeletedUserReAsG]

Ardour funktioniert mittlerweile wohl sogar auch ganz gut mit Pulse.

Aber: wenn man die Möglichkeiten des Routings und Mischens und so haben möchte, die man beim Musikmachen nunmal oft haben möchte, ist Jack der Weg, der zu gehen ist. Und so schwer ist’s nun auch wieder nicht – da gibt es mittlerweile nette Frontends. Einen RT-/LowLatency-Kernel braucht’s hingegen heutzutage schon seit vielen Jahren nicht mehr.

[debilian]

qjackctl als Frontend für die Verwaltung der Routen und Devices fand ich immer gut...

[HenryEichelberger]

Gut zu wissen, Danke!

[debilian]

das mit Realtime merkst du ja, wenn du z.B. midi-Geräte anschliesst und eine Verzögerung beim Anschlag, einer Taste, stattfindet...

[tonerzeuger]

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, den CPU-Governor auf "performance" umzuschalten, wenn ich JACK starte:

https://debianforum.de/forum/viewtopic.php?t=182990

Dann wird der Prozessor bei geringer Last weniger stark gedrosselt, was z.B. für Pianoteq empfohlen wird.
Dazu habe ich noch die "Threaded IRQs" Option aktiviert, dazu gibts auch einen Link im obigen Artikel.

Nicht zuletzt wird empfohlen, die /etc/security/limits.conf anzupassen, um die Realtime-Performance auch mit dem Standardkernel zu verbessern.

Bei mir steht da am Schluss:
audio - rtprio 90
@audio - nice -10
@audio - memlock 500000

Vorausgesetzt, Du bist als User teil der audio-usergruppe.

Bei mir hat das zusammen echt was gebracht - ich habe auf einem älteren Laptop ohne dezidiertes Audio-Interface eine Latency von 4ms in Jack, damit spielt sich Pianoteq recht flott