[gelöst] Blinker Cursor nach der Installation

[Richard]

Hi,

ich habe auf einem Rechner der bisher nur ein Ubuntu und ein Windows kannte versucht Debian 10.06 mit Xfce zu installieren. Das ISO wurde sauber geladen, die Prüfsumme stimmt. Es wurde auf einen Stick kopiert mit dd udn davon gebootet. Die Installation lief problemlos, es wurde einmal nach einem propritären Treiber für meinen WLAN-Stick gefragt, diese Frage habe ich verneint. Nach der Installation startet Debian, ich kann Debian im Grub auswählen. Es kommt kann eine Meldung die zu schnell wieder weg ist um sie zu lesen, ich lese da etwas von "Kernel". Dann kommt der blinkende Cursor, kein Prompt. Das gleiche hatte ich übrigens auch als ich versucht habe Debian in einer VM (VirtualBox 6.1) zu installieren. Das sollte kein Treiberproblem sein, bisher lief jedes OS in VBox.

Was stimmt hier nicht? Jemand eine Idee?

[kalle123]

Es kommt kann eine Meldung die zu schnell wieder weg ist um sie zu lesen, ich lese da etwas von "Kernel". Dann kommt der blinkende Cursor, kein Prompt.

Am Rande. In einer solchen 'blöden' Situation nehm ich mein Smartphone und mach ein Video davon.

Und das schau ich mir dann in VLC (Abspielgeschwindigkeit reduzieren) an. Hat mir schon mehrfach geholfen.

Gruß KH

[Richard]

Gibts da kein log das man vom ubuntu aus ansehen kann? Wäre die clevere Lösung denke ich.

[kalle123]

Schau mal hier

https://wiki.ubuntuusers.de/systemd/jou ... s-abfragen

cu KH

[Richard]

Das müsste man wohl vorher einstellen, was ja nicht geht, wenn ich das System nicht starten kann.

Hab es jetzt wie vorgeschlagen mit dem Smartphone aufgenommen. Es scheint der Graka-Treiber zu fehlen:

Code: Alles auswählen

[drm:radeon_pci_probe] ERROR radeon kernel modesetting for R600 or later requires firmware installed
[drm:radeon_pci_probe] ERROR amdgpu requires firmware installed

Das überrascht mich nicht nur mittel, da meine Graka mittlerweile 6 Jahre alt ist. Release des R7 250e war laut Wikipedia Mai 2014.

Während der Installation kam eine Meldung von wegen Laden der Firmware im Format *.fw. So etwas musste ich bisher nie machen und hab es deswegen ignoriert. Hier https://www.amd.com/de/support/previous ... eon-r7-250 werden keine dezidierten Debian-Treiber angeboten, nur Ubuntu und andere Distris.

Auch merkwürdig ist, wieso es auch unter VBox passiert und wieso die Live-CD in VBox geht. Auch da braucht er doch die Treiber.

[debianoli]

Anstatt rumzuraten würde ich das Problem durch Installation der fehlenden Pakete lösen. Ein bisschen Recherche zur Grundlagen wie Wechsel ins Terminal per Tastenkombination strg + alt + F3 schadet auch nicht (oder einen andere F-Taste von 1 bis 7).

Dann loggt man sich als als Root ein. Jetzt kann man mit lspci die verbaute Hardware abfragen. Nach der sucht man dann zB per

Code: Alles auswählen

apt-cache search r600

oder man sucht danach auf debian.org
Dann kann man per

Code: Alles auswählen

apt install  firmware-amd-graphics 

die Firmware installieren. Funktioniert aber nur, wenn man auch non-free in den Sourcen hat

[tijuca]

Während der Installation kam eine Meldung von wegen Laden der Firmware im Format *.fw. So etwas musste ich bisher nie machen und hab es deswegen ignoriert. Hier https://www.amd.com/de/support/previous ... eon-r7-250 werden keine dezidierten Debian-Treiber angeboten, nur Ubuntu und andere Distris.

Debian per eigener Definition an sich kann nur aus freier Software bestehen. Dadurch ist in einem offiziellen Debian Installationsimage nichts dabei was gegen diese Definition verstößt, faktisch alle Firmware fällt in diese Kategorie da es eben keinen Quellcode dazu gibt. Das ist die Stelle wo eben Debian nicht Ubuntu ist und vice versa. Debian ist der Umstand bekannt, dass dieser Unterschied auf der Anwenderseite eine Installation schwieriger und damit etwas anwendungsfreundlicher macht. Deswegen gibt es auch Installationsmedien die non-free Teile (wie die oben benötigte Firmware) schon enthalten, die werden aber als nicht offiziell Debian betrachtet.

Auch merkwürdig ist, wieso es auch unter VBox passiert und wieso die Live-CD in VBox geht. Auch da braucht er doch die Treiber.

Merkwürdig ist das nicht, der Buchstabe V in VBox steht für Virtual, also virtuell. Dir ist der Unterschied zwischen virtueller und echter physikalischer Hardware schon bekannt? Die bereit gestellte virtuelle Grafikkarte in der VBox ist eben nicht die gleiche wie die echte Karte die Du benutzt.

[willy4711]

Falls du noch nicht weitergekommen bist:
In Grub den Rettungsmodus auswählen (Erweiterte Optionen)
mit nano deine /etc/apt/sources.list editieren und um contrib non-free erweitern.

Code: Alles auswählen

nano /etc/apt/sources.list

Dann

Code: Alles auswählen

apt update

Falls da eine Fehlermeldung kommt, und kein Netzwerk erreichbar ist (manchmal ist das so)
Verbindung herstellen (LAN) mit

Code: Alles auswählen

dhclient

dann

Code: Alles auswählen

apt install firmware-linux-nonfree

Das sollte reichen.

[Richard]

Mir ist durchaus bekannt, dass Debian ausschließlich auf freie Software setzt. Ich bin davon ausgegangen, dass man damit zumindest rudimentäre Funktionen hin bekommt. Für die Live-CD und für Grub scheint es ja zu reichen. Also scheint es grds. möglich zu sein mit freier Software das System zu starten. Wieso das dann plötzlich beim eigentlichen OS nicht mehr geht erschließt sich mir nicht.

Auch ist mir bekannt, was eine virtuelle Maschine ist. Aber auch hier lief bis Grub alles (siehe oben) und ältere Debian-Installationsmedien haben in VirtualBox immer funktioniert.

Ich habe jetzt 'contrib non-free' in die sources.list angehängt, die Paketquellen aktualisiert und die Internetverbindung getestet. Bei Suchlauf nach 'r600' kam nur ein xorg-Treiber der schon installiert ist. Weder die Suche nach 'firmware-linux-nonfree' noch 'firmware-amd-graphics' erbrachten Ergebnisse. Es ist kein Installationskandidat verfügbar.

Die Suche nach dem Grafikchip i.V.m. Debian brachte aber auch nur diese beiden Pakete.

[fischig]

firmware-amd-graphics ist sowohl in buster (Debian 10) als auch in buster-backports vorhanden.

Ich bin davon ausgegangen, dass man damit zumindest rudimentäre Funktionen hin bekommt

Kriegt man auch. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass man damit ein komplettes Debian-OS bekommt, aber das hängt ab davon, was man unter einem „eigentlichen“ sprich: kompletten OS verstehen will. Für meinen Geschmack zählt die GUI nicht dazu (schon aus dem Grund nicht, dass es halt diverse gibt).

Aber wenn man einen grafischen(!) Login-Manager installiert (ist wohl Standard, wie so manches Standard ist, was meiner Meinung nach nicht Standard sein sollte), dann braucht der auch eine GUI, und die benötigt in deinem Fall eben das o.a. Paket. Ob das System dann „standardmäßig“ auf den Textprompt“ zurückfällt, wenn der Treiber fehlt, (was es meiner Meinung nach tun sollte) oder nicht, weiß ich nicht, weil ich keinen grafischen Loginmanager benutze.
Jedenfalls existiert das Paket firmware-amd-graphics für buster und seine Installation sollte dein Problem lösen.

[willy4711]

Es hat schon seinen Grund, warum ich firmware-linux-nonfree empfohlen habe.
Wenn das nicht gefunden wird, zeige doch bitte mal deine sources.list.
Da wird wohl ein Fehler drin sein.
Oder einfacher, so sollte sie aussehen (deb-src wird nicht zwingend benötigt, kann also auskommentiert werden):

Code: Alles auswählen

#------------------------------------------------------------------------------#
#                   OFFICIAL DEBIAN REPOS                    
#------------------------------------------------------------------------------#

###### Debian Main Repos
deb http://deb.debian.org/debian/ stable main contrib non-free
deb-src http://deb.debian.org/debian/ stable main contrib non-free

deb http://deb.debian.org/debian/ stable-updates main contrib non-free
deb-src http://deb.debian.org/debian/ stable-updates main contrib non-free

deb http://deb.debian.org/debian-security stable/updates main
deb-src http://deb.debian.org/debian-security stable/updates main

[fischig]

Ergänzung:
Statt „stable“ darf auch „buster“ in der sources.list stehen, wenn Debian 10 verwendet werden soll. Ich zöge es vor, aber das ist ein anderes Thema.

(das „.6“, das der TE im ersten Post erwähnst, ist hier irrelevant)

[Richard]

Ich hab jetzt die Zeilen so ergänzt, danach konnte ich alles installieren und kann auch X starten.

[baeuchlein]

Ich habe hier eine AMD Radeon R7 240 (eine leicht abgespeckte Version der R7 250, siehe hier mal einen tabellarischen Vergleich), die ich schon ohne passende Firmware gut ans Laufen kriegte unter Debian 8.11 und 9.13. Selbst X.Org lief mit VESA-Treiber. Soviel also zum Thema "komplettes OS ohne proprietäre Firmware, geht das?"

Daher vermute ich, dass auch die R7 250 mit einem Debian 10 laufen sollte, wenn nicht irgendwo noch gewaltige Unterschiede "versteckt" sind, die ich nicht sehe. Ich selber benutze aber keinen grafischen Login-Manager, und X starte ich "von Hand" über das startx-Skript. X.Org musste ich auch ausführlich in /etc/X11/xorg.conf konfigurieren - zwar nicht wegen der Grafikkarte, aber da habe ich halt auch erst mal VESA eingestellt, weil das mit so ziemlich jeder Grafikkarte der vergangenen 20-25 Jahre 'n Bild ergeben sollte, auch ohne irgendwelche Firmware. Mit den amdgpu- und/oder radeon-Treibern geht es inzwischen auch, aber das war ein steiniger Weg.

Ich würde daher erst mal nachsehen, wie der grafische Login-Manager eigentlich das Bild erzeugt. Benutzt der irgendwelche Teile von X.Org? Dann könnte man mal nach dessen Log-Dateien suchen. Die sind bei mir normalerweise als /var/log/Xorg.0.log zu finden. Wird allerdings der AMDGPU- oder der radeon-Support des Kernels für die R7 240 aktiv (für radeon-Support nur mit Kernel-Parametern), dann wandert Xorg.0.log plötzlich nach /home/$USER/.local/share/xorg/ - selbst dann, wenn gar nicht der amdgpu- oder radeon-Treiber von X.Org benutzt wird! (Kernel-Support und X-Treiber haben hier gleiche Namen, sind aber zwei ganz verschiedene Dinge, die jedoch auch wieder miteinander wechselwirken... )

Die Kernel-Meldungen sollten übrigens in /var/log/kern.log und /var/log/messages landen, wo man sie mit einem anderen Linux (Ubuntu oder was auch immer) nachträglich relativ einfach erreichen kann. Dann kann man sich den Kram mit dem Abfilmen des Startvorgangs per Smartphone sparen.

Da ich eine andere Debian-Version benutze, keinen grafischen Login benutze, eine eigens erstellte X-Konfiguration habe und außerdem noch selbstkompilierte Nicht-Debian-Kernels benutze, kann es gut sein, dass die eine oder andere Sache nicht auf Richards Problem passt, aber vielleicht kommen wir durch Vergleiche unserer Systeme und ihrer Meldungen o.ä. doch noch der Ursache auf die Spur.

P.S.: Ich sehe gerade, dass das Problem just während des Schreibens dieses Postings anscheinend schon gelöst wurde. Ich lass' den ganzen Sermon trotzdem mal hier stehen, vielleicht hilft's ja doch noch mal jemandem.

[fischig]

Ich hab jetzt die Zeilen so ergänzt

Da wittre ich Gefahr im Verzug, sprich Fremdrepos!
Fremdpakete sollte man nur gezielt und nur, wenn man weiß, was man tut, installieren. Ich bevorzuge es, in der sources.list und nötigenfalls auch im Verzeichnis /etc/apt/sources.list.d nichts drin stehen zu haben außer stable/buster, zumindest nichts, was nicht auskommentiert ist. Dazu reicht das, was willy zitiert hat, zu „ergänzen“ ist da nichts.

[Richard]

Was denn für fremd-repos? Ich hab da eingetragen was willy4711 oben gepostet hat.

[fischig]

Ich habe nicht behauptet, dass Fremdrepos drinstehen, aber wenn du etwas „ergänzt“ hast, steht noch was anderes drin, es sei denn du hast dich im Ausdruck vergriffen. Kann jedem passieren. Was zutrifft, weißt bisher nur du. Und wenn nur das drinsteht, was willy vorschlug, dann sollten wir's dabei belassen. Dein aktuelles Problem ist ja offenbar durch Nachinstallation des einen oder beider Pakete gelöst.