paedubucher hat geschrieben: 
06.10.2020 19:08:13
Ich betreibe einen E-Mail-Server für meinen Arbeitgeber (Postfix). Damit handhaben wir die E-Mails von unserer Domain, nennen wir sie mal
arbeitgeber.com. Nun hat ein Kunde eine Anwendung bei uns gehostet, die unter
anwendung.kunde.com bei uns gehostet ist. Die Domain unseres Kunden,
kunde.com, ist jedoch nicht bei uns gehostet. Der DNS-Server des Kunden ist aber so konfiguriert, dass
anwendung.kunde.com auf unseren Server zeigt. Soweit so gut.
Nun soll diese Anwendung auch E-Mails an die Benutzer verschicken. Meine naheliegende Idee wäre es, dass der Kunde einen entsprechenden MX-Record für
anwendung.kunde.com einrichtet, der dann auf unseren E-Mail-Server zeigt. Ein entsprechender SPF-Record wäre ebenfalls sinnvoll. So könnten wir auf unserem Postfix einen Benutzer
info@anwendung.kunde.com einrichten, und von dem aus die E-Mails versenden. Und das wäre auch meine erste Frage: Wäre dieses Vorgehen grundsätzlich sinnvoll?
IMO ja.
Der Kunde hat jedoch einen nicht technischen Grund genannt, warum die Mails nicht von anwendung.kunde.com sondern direkt von kunde.com versendet werden sollten. Ich paraphrasiere den Grund mal als "das haben wir sonst auch immer so gemacht". Ich sehe hier zwei Möglichkeiten:
Das effektivste Argument in diesen Faellen ist (leider!) zumeist: Das geht (technisch) nicht anders!
- Ich konfiguriere die Domäne kunde.com auf unserem Postfix-Server. So kann ich mit einem entsprechenden Benutzer info@kunde.com E-Mails versenden. Das Problem ist jedoch, dass ausgehende E-Mail-Kommunikation, die nicht über die Kundenanwendung geht, auf dem Mailserver Probleme macht. Der Server glaubt dann, er müsse Adressen wie otto.normalverbraucher@kunde.com auf unserem eigenen Server auflösen. Vielleicht gibt es hier eine Möglichkeit, Postfix so zu konfigurieren, dass er andere Adressen als info@anwendung.com nicht aufzulösen versucht. (Ich bin mit Postfix leider nicht so versiert. Die Frage ist auch eher, ob der Ansatz grundsätzlich sinnvoll wäre.)
Den Mailserver den du im MX-Record angibst muss die Mails fuer die Domain verwalten koennen. AFAIK geht es nicht, dass du zwei Mailserver hast, die jeweils nur eine Teilmenge der Adressen verwalten kann, naemlich info@ bei dir und alles andere beim Kunde.
- Ich konfiguriere keine weitere Domäne auf unserem Postfix-Server, sondern bloss die Adresse kunde@arbeitgeber.com, von der aus dann die Applikation E-Mails verschickt. Als eigentlicher Benutzer wird dann die besagte Adresse verwendet, der Sender-Header wird aber als info@kunde.com angegeben. Das geht ja mit SMTP technisch problemlos. Die Frage ist aber hier, ob ich dadurch vielleicht die Reputation unseres E-Mail-Servers schädigen könnte, was ich natürlich nicht will. Genügt hier ein entsprechender SPF-Record aufseiten des Kunden, um dies zu verhindern?
Laut RFC ist Sender der technische Absender, in dem Fall also <
info@anwendung.kunde.com>. From ist der inhaltliche Absender, also <
info@kunde.com>. (Dann kann man noch Reply-To setzen.)
Das Problem ist, dass AFAIK DMARC Sender-Header schlichtweg ignoriert, weshalb die ganzen Mailinglisten kaputt gehen. Sobald die From-Adresse nicht von dem Server ist, auf den der MX-Record zeigt, hast du ein Problem als Spam klassifiziert zu werden. (Dieser Umgang mit From und Sender widerspricht den RFCs, nach denen From z.B. auch mehrere Personen/Adressen sein koennen, dann muss es aber einen Sender geben, der immer nur genau eine Adresse enthaelt. Das aber nur nebenbei.)
Meine Empfehlung waere, dem Kunden klarzumachen, dass nur dein obiger Vorschlag moeglich ist, weil das andere entweder technisch nicht geht oder die Mails als Spam klassifiziert werden. (Falls es ihm dennoch so wichtig waere, sollte er gehoerig Kohle rueberwachsen lassen, dann kann man sich die Umwege mit all ihren Nachteilen nochmal ueberlegen. Empfehlen wuerde ich sie nicht; die werden nur Probleme erzeugen, Fehlerquellen generieren, instabil sein.)
Weitere (auch gegensaetzliche) Meinungen willkommen!