willy4711 hat geschrieben: 06.04.2020 19:11:45
Dagegen spricht, dass die Installation auf manchen Rechnern sonst gar nicht möglich wäre.Gibt ja hier im Forum dafür genug Beispiele.
Ich kenne nicht eine Einziges, Link bitte!
Die Installation ohne proprietäre Firmware mag umständlicher sein, aber zaubern kann die proprietäre Firmware auch nicht. Spätestens über debootstrap kriege ich auch ohne inoffiziellen Installer überall ein Debian drauf, wo es mit ihm auch ginge.
willy4711 hat geschrieben: 06.04.2020 19:11:45
Ich finde es ziemlich "von oben herab", wie andere hier auch schon in ähnlichen Tonfall argumentiert haben.
Das liegt daran, dass wir hier im (inoffiziellen) deutschen Debianforum sind - einem Forum das ursprünglich mal dazu gedacht war, das sich Debiannutzer über Debian austauschen. Debian hat gewisse Eigenheiten. Dazu gehört der DSC mit allen seinen Auswirkungen.
Daran rumzumäkeln ist etwas so, als würdest du dich als Käufer roter Rosen darüber beschweren, dass sie nicht gelb sind. Ja mein Gott, dann kauf doch Gelbe!
willy4711 hat geschrieben: 06.04.2020 19:11:45
Wenn du das erst meinst, kannst du die Hälfte der User hier aus dem Forum schmeißen, die Probleme mit irgendwelchen Chips hier thematisiert haben.
Ich habe nichts gegen User, die Hilfe suchen um Probleme zu lösen. Ich mag es nur nicht, wenn ihre Lösungsstrategie darin besteht, an den Prinzipien von Debian rumzumäkeln, weil sie nicht einsehen wollen, warum dies Prinzipien so sind wie sie sind.
Man muss diese Prinzipien nicht mögen, aber man kann sich mit ihnen arrangieren. Oder man geht halt woanders hin, wo einem die Prinzipien mehr zusagen.
Bitte sieh das nicht als Versuch dich zu verscheuchen, aber dein generelles Auftreten erzeugt bei mir den Eindruck, dass dir Freie Software eigentlich am Allerwertesten vorbei geht. Warum nutzt du überhaupt Debian und nicht Ubuntu?
Der DSC ist zumindest für mich das ausschlaggebende Element warum ich hier bin und nicht nebenan. Abgesehen davon überzeugt mich Ubuntu LTS durchaus.
willy4711 hat geschrieben: 06.04.2020 19:11:45
Und wenn du es auch nicht glaubst, das kann ich sogar. Doch das rettet mich aber nicht von Abhängigkeiten, darum hab ich ja die
Depends extra hin gekritzelt.
Der Grundzustand entsteht aber, weil du aus reiner Bequemlichkeit zum inoffiziellen Installer gegriffen hast. Du hast deinen Kuchen mit Schlagsahne bestellt, weil du dir nicht die Mühe machen wolltest, sie selbst draufzusprühen. Ok! Nun ist dir aber etwas zu viel Sahne drauf und das ist dir auch nicht recht.
Was soll mir der Link sagen?
sjuk hat geschrieben: 06.04.2020 19:29:51
Ja, dafür gibt es den Debian Social Contract mit den darin enthaltenen Debian Free Software Guidelines. [1]
Kenne ich. Aber wer kennt denn jetzt seine Hardware-Spezifikation auswendig und könnte beurteilen wie sich der Gesellschaftsvertrag auf die Funktionsfähigkeit auswirken könnte?
Ich kann es mittlerweile. Ja, das war gerade zu Anfang nicht leicht, aber es geht.
Vielleicht half mir meine Herangehensweise dabei. Ich war früher Windowsnutzer und habe, bevor ich auf Debian gewechselt bin, ein halbes Jahr mit OpenSuse rumgewerkelt. Das war einfach, weil oberflächlich vieles wie bei Windows war. Genau in dieser Ähnlichkeit habe ich mich aber irgendwann total verzettelt. Ich habe unter Windows Yast gesucht und unter Suse den Gerätemanager.
Bei Windows wollte ich nicht bleiben aber Suse war wegen der trügerischen Ählichkeit keine Perspektive. Debian hat mich in's kalte Wasser geschmissen und es war ziemlich schnell klar, dass das nur funktioniert, wenn ich akzeptiere, dass ich wieder von Null anfange.
sjuk hat geschrieben: 06.04.2020 19:29:51
Na vielleicht bin ich dann wohl doch ein naiver Träumer wenn ich auch an alle Menschen denke. Dann ist der Gesellschaftsvertrag dann wohl nur für Mitglieder und nicht für den Rest der Menschheit gedacht. Das würde ich sehr sehr schade finden. Ich hoffe ich irre mich und habe das nur falsch verstanden.
Du kannst nicht alle Menschen mitnehmen, nur die, die sich mit dir auf den Weg machen wollen.
Wenn hier Neulinge aufschlagen, dann nehme ich die gern an die Hand, aber laufen müssen sie allein.
sjuk hat geschrieben: 06.04.2020 19:29:51
Und wie schaffst du es ohne proprietäre Treiber/Firmware damit zu arbeiten? Hattest du einfach Glück bei der Wahl der Hardware oder hast du sie bewusst vorher auf Open Source Treiber/Firmware Tauglichkeit geprüft? Und wenn ja wie?
Ich schaffe es nicht, ohne proprietäre Firmwares zu arbeiten. Aber darum geht es mir nicht. Mir geht es darum, dass ich dadurch, dass ich mir Freier und unfreier Inhalte weitgehend bewusst bin, es schaffe, das auf ein Minimum zu reduzieren.
Alle meine Rechner haben die entsprechenden CPU-Microcodes, weil mir pragmatisch betrachtet die Sicherheit vor Spectre & Co. wichtiger ist als das letzte Bisschen Freiheit. Genauso sieht es mit WLAN-Firmwares auf meinen Notebooks aus. Der springende Punkt ist, dass ich recht genau weiß, wo und warum ich meine FLOSS-Überzeugung anderen Dingern opfere.
Und ja, mit meinem 13-jährigen Notebook hatte ich Glück. Es läuft abgesehen von der WLAN-Firmware ohne proprietäre Pakete. Mit diesem Gerät habe ich meinen Umstieg zu Debian gemacht. Das 11-jährige Notebook (ein Asus EEE 901) habe ich dann zwar noch mit vorinstalliertem Windows, aber schon im klaren Bewustsein um Debian gekauft.
sjuk hat geschrieben: 06.04.2020 19:29:51
Das sehe ich ähnlich wie du, aber nicht ganz. Meiner Meinung nach liegt das in der Verantwortung von beiden Beteiligten. Die Hardware-Hersteller und die Linux-Gemeinschaft. Wenn beide Parteien sich darauf einigen könnten eine gemeinsame Datenbank aufzubauen und gemeinsam zu pflegen wäre das für die Endanwender das beste Ergebnis. Aktuell zeigen die einen nur auf die anderen. Linux-Gemeinschaft sagt: "Die Hardware-Hersteller müssen ihre Kunden informieren." Hardware-Hersteller sagen: "Die Linux-Gemeinschaft muss doch wissen welche Hardware sie unterstützt. Warum informiert sie nicht die Endanwender?".
Ich meinte das gar nicht so sehr auf eine konkrete Datenbank bezogen, sondern eher allgemeiner:
Wenn ich weiß, dass ein Hersteller Freie Treiber zur Verfügung stellt, dann brauche ich gar keine DB mehr, denn über kurz oder lang wird dieser Treiber im Linux-Kernel landen. Das letzte anschauliche Beispiel dafür war der amdgpu-Treiber den AMD für seine aktuelen GPUs entwickelt hat. Wenn du dir dazu mal auf Phoronix die Artikel der letzten Jahre anschaust wirst du feststellen, dass da am Anfang Vieles im Argen lag, dass aber der klare Wille auf beiden Seiten (AMD wollte einen offenen Treiber, Linux wollte natürlich Unterstützung für den zweitgrößten Grafikkarten-Hersteller) letztendlich zu einer Lösung geführt hat, die sicher noch in 10 oder 15 Jahren funktioniert.
sjuk hat geschrieben: 06.04.2020 19:29:51
Ich schätze bevor hier nicht einer den ersten Schritt macht können wir von der Hardware-Kompatibilitäts-Datenbank nur träumen. Wobei ich glaube Ubuntu hat hier schon so etwas in der Art. Ist aber noch nicht sonderlich viel drin.
https://certification.ubuntu.com/.
Gerade auf Ubuntus Zertifizierungsprogramm würde ich nicht viel geben. Da gab es vor ein paar Jahren mal ein Dell-Notebook das Ubuntu-zertifiziert war. Die Zertifizierung galt dann für genau eine non-LTS-Version und schon die nächste Ubuntu-Version lief auf Jahre hinaus nicht sauber, weil das Notebook kaputte ACPI-Tabellen hatte, die nur mit einem proprietären Dell-Modul liefen, welches aber an genau die Kernel-Version dieser einen Ubuntu-Version gekoppelt war. Das Notebook war im Prinzip noch vor Ablauf von Dells Garantie unbenutzbar, weil vorher der Support für die Ubuntu-Version ausgelaufen war.
Da wurden natürlich gerade bei einem zertifizierten Gerät schnell Rufe laut, dass das alles nicht passiert wäre, wenn Dell statt eines proprietären ACPI-Moduls ordentliche ACPI-Tabellen ausgeliefert hätte.
sjuk hat geschrieben: 06.04.2020 19:29:51
Ja, einfach ist es auch jetzt schon nicht. Aber mit einer grösseren Konsumenten-Gemeinschaft könnte man damit drohen auf andere Hardware umzusteigen.
Dann brauchst du aber wesentlich mehr Marktanteil als Linux hat. Wie viel ist das? 1%? 3%? Egal!
Das lässt sich an einem ähnlichen Beispiel gerade gut an AMD vergleichen. Seit Zen stellt AMD für viele Anwendungen die bessere Plattform bereit. Mir schwirrt ein Marktanteil von AMD von 10-15% im Kopf herum. Aber es bewegt sich auf dem Markt trotzdem wenig, weil der Markt extrem träge ist.
sjuk hat geschrieben: 06.04.2020 19:29:51
Das die Veröffentlichung von Code etwas kaputt machen könnte höre ich zum ersten mal.
Nicht die Veröffentlichung, sondern die nachträgliche Einschränkung von Kompatibilität ist das Problem.
Wenn Debian heute im Sine der Reichweite z.B. standardmäßig den proprietären Nvidia-Treiber ausliefern würde und in der Folge 10x so viele Nutzer bekäme, dann für Bullseye ankündigt, dass nur noch Nouveau unterstützt wird und Nvidia gefälligst alle seine Chips Nouveau-tauglich machen soll, dann werden die Leute nicht Nvidia wegen fehlender Nouveau-Unterstützung auf's Dach steigen, sondern Debian, weil es die bisher existierende Unterstützung für den proprietären Treiber einstellt.