Ich kann gar nichts mehr über apt-get installieren

[mischka128]

Hallo,

ich habe vor einiger Zeit mal texlive installiert. Hat super geklappt. Dann habe ich eine Weile mal gar nichts installiert. Jetzt habe ich versucht irgendwas zu installieren, und habe die Meldung bekommen, dass irgendwelche Abhängigkeiten unerfüllt seien und ich deswegen

Code: Alles auswählen

apt-get -f install

ausführen soll.

Das habe ich brav gemacht, und jetzt ist texlive weg, und ich kann weder texlive wieder installieren, noch die andere Software, die ich installieren wollte. Im Endeffekt kann ich gar nichts mehr installieren.

Das passiert, wenn ich texlive installieren will:

40174

Ich soll also wieder apt-get -f install ausführen. Das hat beim letzten Mal ja so gut funktioniert. Dieses Mal kommt folgende Meldung:
40175

Das Hilft also auch nicht wirklich. Kann mir jmd. einen Rat geben, wie ich das Problem lösen kann?

[hikaru]

Du könntest konkretere Angaben machen!

Offenbar liegt hier ein Jessie-System zugrunde, das irgendwie zu einem aktuellen texlive gekommen ist. Diesen Umstand zu klären wäre der erste Schritt zu einer möglichen Lösung.
Bitte mal die sources.list vorlegen!

[mischka128]

Sorry, dass ich sources.list vergessen hatte. Hier ist der Inhalt:

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root@vmd13609:/etc/apt# cat sources.list
# deb http://ftp.de.debian.org/debian jessie main

deb http://ftp.de.debian.org/debian jessie main non-free contrib
deb-src http://ftp.de.debian.org/debian jessie main non-free contrib

deb http://security.debian.org/ jessie/updates main contrib non-free
deb-src http://security.debian.org/ jessie/updates main contrib non-free

# jessie-updates, previously known as 'volatile'
deb http://ftp.de.debian.org/debian jessie-updates main contrib non-free
deb-src http://ftp.de.debian.org/debian jessie-updates main contrib non-free

deb http://ftp2.de.debian.org/debian/ testing main
root@vmd13609:/etc/apt#

[hikaru]

Die letzte Zeile ist der Übeltäter. Jessie (aktuell oldstable) mit Buster (aktuell testing) zu mischen musste dir früher oder später um die Ohren fliegen.
Falls deine sources.list schon länger so aussieht, dann staune ich nur, dass das nicht schon viel früher passiert ist, denn auch vor dem Stretch-Release hätte das eigentlich schon zu Problemen führen müssen.
Das hier ist ein Paradebeispiel für die Gefahr einer Mischung aus Release-Zweigen und Release-Namen in der sources.list.

Mit deinem letzten apt-get -f install hast du praktisch ein halbes dist-upgrade auf Buster durchgeführt, und zwar direkt von Jessie ohne Zwischenschritt über Stretch. Ein richtiges dist-upgrade mit sauberer sources.list zu versuchen könnte sich als "Shot to Nothing" lohnen, aber ich fürchte das System ist nicht mehr (mit vertretbarem Aufwand) zu retten und du wirst neu installieren müssen.

[mischka128]

Hmm, ich habe den Server gemietet und nie an der Sources.list was geändert. Da da schon ettliche Sachen drauf laufen, wäre es mir mehr als unangenehm, den runter zu nehmen, mal ganz davon abgesehen, dass da meine Webseite drauf läuft. Den neu zu installieren ist daher eigentlich nicht vertretbarer Aufwand. Gibt es einen Plan B?

[geier22]

Hmm, ich habe den Server gemietet und nie an der Sources.list was geändert

Das Testing - Repo kommt doch aber nicht von allein da hinein ??
Dein System wieder in Ordnung zu bringen dürfte -wenn es überhaupt gelingt - der größere Aufwand sein
Ich schließe mich da hikaru an.
Plan A / B / C:
1. Neue CD runter laden und gebrauchsfertig machen.

eine Quelle wäre hierfür die Stable Version:
http://debian.inf.tu-dresden.de/debian- ... so-hybrid/

2)Dann die sources.list umstellen auf testing:

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###### Debian Main Repos
deb http://deb.debian.org/debian/ testing main contrib non-free
deb-src http://deb.debian.org/debian/ testing main contrib non-free

deb http://deb.debian.org/debian/ testing-updates main contrib non-free
deb-src http://deb.debian.org/debian/ testing-updates main contrib non-free

3)

Code: Alles auswählen

 apt update && apt full-upgrade

gab es bei Jessie schon apt (?)

4)Beten und auf Enter drücken

Wenn es Läuft -- gut
wenn nicht : Punkt 1)

Edit:

Hab ich nicht erwähnt, weil selbstverständlich; Alles, was man noch braucht, vorher sichern (z.B. das /hone/)

[breakthewall]

Zuallererst vermischt man niemals die Repositories. Entweder Stable oder Testing.

Des weiteren hast nun zwei Optionen:

1) Entweder Du stellst alles auf Testing um um machst ein Upgrade.

Code: Alles auswählen

sed -i 's/stable/testing/g' /etc/apt/sources.list
apt update
apt -y full-upgrade

Das wäre auch nicht mal das schlechteste, wenn ohnehin aktuelle Software willst.

2) Du führst ein komplettes Downgrade zu Stable durch.

Code: Alles auswählen

printf "Package: *\nPin: release a=stable\nPin-Priority: 1001" > /etc/apt/preferences
apt update
apt -y full-upgrade
rm /etc/apt/preferences

Hierbei ist nicht garantiert das es auf Anhieb reibungslos durchläuft. Daher können Fehler oder gar Abbrüche möglich sein. Wahlweise korrigierbar mittels "apt -f install" oder auch "dpkg-configure -a".

[hikaru]

Gibt es einen Plan B?

Es gibt einen Plan B, wobei das "B" hier allerdings für "bescheiden" steht um es höflich auszudrücken.
Das Zauberwort nennt sich hier "dist-downgrade" und ist die Bezeichnung für eine Frickelei die zum Ziel hat, von einem neueren Release zu einem älteren zu kommen. Das Verfahren wird hier in der Top-Antwort beschrieben: [1] (Edit: breakthewall beschreibt das Gleiche.)
Bescheiden ist dabei sowohl die Idee als produktive Lösung an sich, als auch die Erfolgsaussicht und der qualitative Zustand des Systems am Ende der Prozedur.

1. Neue CD runter laden und gebrauchsfertig machen.

Dürfte bei einem Mietserver wohl schwierig werden.

2)Dann die sources.list umstellen auf testing:

Halte ich bei einem offenbar produktiven Server in einem öffentlichen Netz für keine gute Idee, insbesondere in den Händen eines offensichtlichen Anfängers (mal völlig abgesehen von der Frage ob man dann überhaupt eine Server betreuen sollte).
Stable ist hier die bessere Wahl.


[1] https://unix.stackexchange.com/question ... -downgrade

[geier22]

Halte ich bei einem offenbar produktiven Server in einem öffentlichen Netz für keine gute Idee, insbesondere in den Händen eines offensichtlichen Anfängers (mal völlig abgesehen von der Frage ob man dann überhaupt eine Server betreuen sollte).
Stable ist hier die bessere Wahl.

Da hast du Recht aber auf die verwegene Idee aus einem MIx von Jessie und Buster zu versuchen Stretch daraus zu machen, würde ich noch nicht einem im Traum kommen.

Dürfte bei einem Mietserver wohl schwierig werden.

Jepp, war wohl falsch ausgedrückt, eine ISO braucht er doch wohl trotzdem

[mischka128]

Da es einer mittleren Katastrophe gleich käme, in dieser Woche den Server neu aufsetzen zu müssen, habe ich mich dazu entschieden, zu testing zu gehen. Zumindest als Zwischenlösung sollte das klappen. Auf dem Server läuft eine Software, die von ca 60 Leuten genutzt wird um gemeinnützige Arbeit zu koordinieren (ich mach das auch kostenlos). Der Server sollte daher nur mit vorheriger Ankündigung runter gehen, und dann am besten nachts, oder Sonntags, o.ä.

Dabei habe ich noch eine andere Frage: Wenn ich jetzt auf Testing gehe, werden die Pakete ja irgendwann in stable aufgenommen und dort weiter gepflegt. Daher die Frage: Ist es möglich, nach dem Übergang zu testing die stable-Quellen einzurichten und es quasi auszusitzen, sodass der Server irgendwann auch da wieder upgedatet wird? (Immer vorrausgesetzt, ich installiere in der Zwischenzeit nichts, aber das sollte ich hin bekommen).

[NAB]

Moment. Eigentlich müsste die Maschine doch eh auf Buster laufen, zumindest was "main" angeht. Tut sie aber nicht. Ist da vielleicht noch irgendwie ein Pinning versteckt?

[hikaru]

Wenn ich jetzt auf Testing gehe, werden die Pakete ja irgendwann in stable aufgenommen und dort weiter gepflegt. Daher die Frage: Ist es möglich, nach dem Übergang zu testing die stable-Quellen einzurichten und es quasi auszusitzen, sodass der Server irgendwann auch da wieder upgedatet wird? (Immer vorrausgesetzt, ich installiere in der Zwischenzeit nichts, aber das sollte ich hin bekommen).

Ja das geht, ich meine aber herauszulesen, dass du das Debian-Release-Modell nicht ganz verstanden hast.
Testing-Pakete werden nicht "irgendwann in stable aufgenommen", sondern es wird in unregelmäßigen Abständen (etwa alle 3 Jahre) der jeweils aktuelle Testing-Stand eingefroren, dann werden auf diesem "Freeze" eine Weile Bugs gefixt (ca. 1/2 Jahr) und wenn dieses Bugfixing beendet ist wird dieser Stand zum neuen Stable-Release erklärt. Das letzte mal passierte das im letzten Juni mit dem "Stretch"-Release.
Mit dem nächsten Release ("Buster") ist also etwa 2020 zu rechnen. Bis dahin werden deine Testing-Pakete nicht in Stable auftauchen. Bis zum Freeze werden Pakete in Testing ständig aktualisiert, was teilweise mit Kompatibilitätsbrüchen einhergeht. Bei Testing muss man deshalb ständig hinterher sein. Ich würde das nicht voraussichtlich weitere zwei Jahre auf einem Server machen wollen.

Moment. Eigentlich müsste die Maschine doch eh auf Buster laufen, zumindest was "main" angeht. Tut sie aber nicht. Ist da vielleicht noch irgendwie ein Pinning versteckt?

Ich vermute, da wurde seit dem Ändern der sources.list nie ein dist-upgrade gemacht, sonst wäre das Problem viel früher aufgefallen. Das System stand also wahrscheinlich lange Zeit jedem Angreifer offen.
Das wäre ein weiterer Grund für mich, das System neu aufzusetzen, denn so ein System betrachte ich als kompromittiert. Und als Nutzer der Dienste auf dem Server wäre ich stinkig auf den Betreiber, weil ich davon ausgehen würde, dass sämliche Daten die ich dort hinterlassen habe abgefischt wurden.

[NAB]

Ich vermute, da wurde seit dem Ändern der sources.list nie ein dist-upgrade gemacht, sonst wäre das Problem viel früher aufgefallen. Das System stand also wahrscheinlich lange Zeit jedem Angreifer offen.
Das wäre ein weiterer Grund für mich, das System neu aufzusetzen, denn so ein System betrachte ich als kompromittiert. Und als Nutzer der Dienste auf dem Server wäre ich stinkig auf den Betreiber, weil ich davon ausgehen würde, dass sämliche Daten die ich dort hinterlassen habe abgefischt wurden.

Du hast voll und ganz Recht. Allerdings wissen wir gar nicht, ob der Rechner frei im Internet steht oder hinter einer Firewall in einem Büro. Den Ratschlag, für einen offenen Server Testing zu benutzen, halte ich aber auch für fragwürdig (du anscheienend auch).

Und Neuaufsetzen kommt _jetzt_ wohl nicht in Frage. Ich würd erst mal gucken, was da noch zu retten ist.

Ich finde keine Hinweise, dass überhaupt Pakete von Testing installiert worden sind. Er versucht es und scheitert an Abhängigkeiten. Eventuell wurde nicht mal ein Upgrade ausgeführt.

mischka128, die testing-Zeile muss dringend aus der sources.list raus. Was sagt dann ein "apt-get update"?

[hikaru]

Ich finde keine Hinweise, dass überhaupt Pakete von Testing installiert worden sind.

Der Satz ist wichtig!
Nach den hier vorliegenden Infos sieht es tatsächlich so aus, dass das System sich bisher den Versuchen es gegen die Wand zu fahren widersetzt hat.

Falls das stimmt, dann ist dieser Satz genauso wichtig:

mischka128, die testing-Zeile muss dringend aus der sources.list raus.

Danach kann man sehen was zu retten ist. Die Ausgabe von apt-show-versions könnte dabei helfen.

Im besten Fall ist rein technisch bisher gar nichts Schlimmes passiert. Das ändert allerdings nichts daran, dass ich einem System ohne Sicherheitsupdates nicht weiter vertrauen würde als ich den Server werfen kann.

[NAB]

Ich finde keine Hinweise, dass überhaupt Pakete von Testing installiert worden sind.

Der Satz ist wichtig!

Der Satz ist aber nur halb-richtig. Er schreibt ja, dass er "irgendwas" installiert hat und dann texlive "verschwunden" ist. Also irgendwas wird schon versaubeutelt sein ... fragt sich nur was und wieviel ... und wann.

Das ändert allerdings nichts daran, dass ich einem System ohne Sicherheitsupdates nicht weiter vertrauen würde als ich den Server werfen kann.

*unterstreich*
Das fängt schon bei der Testing-Zeile an. Wer hat die da reingesetzt? Entweder jemand, der keine Ahnung hatte, oder jemand, der für böswillige Zwecke neuere Software installieren wollte. Beides ist gleich katastrophal.

[geier22]

Nach den hier vorliegenden Infos sieht es tatsächlich so aus, dass das System sich bisher den Versuchen es gegen die Wand zu fahren widersetzt hat.

zu spät ihr wart schneller.Wollte ich auch gerade sagen

Ich würde gefühlt so vorgehen:

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apt purge texlive*

vorsichtig schauen, was

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apt autoremove

noch sagt aber nur ausführen, wenn man die Bedeutung der Paket kennt

Die leidige Testing - Zeile löschen

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apt update

dann sehen was von Buster noch vorhanden ist

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 apt-show-versions | fgrep newer

dann eventuell noch

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apt-get check