Festplatte vor Neuinstallation überschreiben?

[ottonormal]

Hallo,

ich muss/will heute auf einem ca. 7 oder 8 Jahre alten Rechner mit installiertem Windows-Vista ein Linux installieren. Alles was ich von dem Rechner weiß, ist, dass er nicht mehr hochfährt und, wie ich meinen Bekannten einschätze, der Rechner komplett zugemüllt ist.
Daten brauchen nicht gesichert zu werden, also kann ich die Festplatte komplett löschen und neu partitionieren.
Vor der Neuinstallation möchte ich aber die Festplatte einmal komplett überschreiben, entweder einfach nur mit Nullen oder mit Zufallszahlen. Ich weiß auch noch nicht, wie groß die Festplatte ist, schätze aber irgend etwas zwischen 250 und max. 500 GB. Mit dd dauert das sicher eine Ewigkeit. Ich muss aber ca. 100 km fahren und möchte das heute noch fertig haben.
Wie und womit kann ich das Überschreiben am schnellsten bewerkstelligen?
Oder kann man auch guten Gewissens darauf verzichten?
(Es handelt sich bei dem Bekannten um den absoluten Super-Dau )

[guennid]

Ich sehe nicht, was das Überschreiben in diesem Fall bringen soll? Wenn die Platte nicht hin ist, würde ich, wenn schon nicht lediglich eine Neupartitionierung via Live-System und gparted, dann höchstens noch ein Löschen aller Daten via Live-System durchziehen, bevor ich den Debian-Installer die Neupartitionierung vornehmen ließe.

[hikaru]

Als erstes stellt sich die Frage, warum du die HDD überschreiben willst.

Falls es keine Sicherheitsbedenken gibt, dann halte ich das für überflüssig. Debian wird die vorhandene NTFS-Partition ohnehin formatieren und so weit wie nötig überschreiben. Möglicher Müll (auch Viren und Trojaner) auf dem Dateisystem überleben das nicht. Vor 20 Jahren gab es noch Bootsektorviren, keine Ahnung ob es die immer noch gibt. So einer könnte die Formatierung der Partition überleben. Ein Überschreiben des MBR mit dd überlebt er nicht:

Code: Alles auswählen

dd if=/dev/zero of=/dev/sdX count=1

Das dauert größenordnungsmäßig eine Sekunde. Die Grub-Installation im MBR der HDD hat den selben Effekt.

Falls es Sicherheitsgründe gibt um die HDD vollständig zu überschreiben, dann sind nach menschlichem Ermessen Nullen genauso gut wie Zufallszahlen. Es gab Untersuchungen ob die beim Nullen zurückbleibenden Restladungen Rückschlüsse auf die Daten erlauben. Das Ergebnis war "im Prinzip ja, aber ...". Mit Hausmitteln ist da nichts zu machen, es müssten Spezialisten ran, die die HDD in einem Reinraum zerlegen und die Platter einzeln auslesen.
Wird die HDD komplett überschrieben, dann hängt die Dauer von der Schreibgeschwindigkeit multipliziert mit der Speicherkapazität ab. Die Schreibgeschwindigkeit wird entweder von der HDD selbst oder vom Interface limitiert. Ein paar Hausnummern für Limits:
3,5"-HDD: 100MB/s
2,5"-HDD: 60MB/s
Firewire 400: 40MB/s
USB 2.0: 20MB/s

[Lord_Carlos]

Oder kann man auch guten Gewissens darauf verzichten?

Warum willst du die Festplatte denn Ueberschreiben?

Bekommt jemand anderes die und du willst sichergehen das man keine Privatendaten wiederherstellen kann?
Oder bekommst du die und du willst sicherstellen das keine .. ehm .. strafbare Inhalte plötzlich auf "deiner" Festplatte gefunden wird?

Wenn keines der beiden Fällen zutrifft, würde ich ggf nur SMART Werte auslesen und einfach formatieren.

[ottonormal]

Danke für Eure Antworten, sicher habt Ihr recht. Wenn es mein Rechner wäre würde ich ganz sicher auch darauf verzichten können. Bei dem Bekannten habe ich aber ein etwas ungutes Gefühl. Rein gefühlsmäßig würde ich eben gerne alles "sicher" löschen, dass heißt also "überschreiben".
Wie gesagt, "Gefühl".

[Lord_Carlos]

Aber warum?
Was erhoffst du dir dabei?

[MSfree]

Rein gefühlsmäßig würde ich eben gerne alles "sicher" löschen, dass heißt also "überschreiben".
Wie gesagt, "Gefühl".

Naja, eigentlich ist das nur eine Zeitfrage, es dauert halt, die Platte zu überschreiben:

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dd if=/dev/zero of=/dev/sdX

würde die Platte mit Nullen überschreiben. Und selbst Datenwiederherstellungsunternehmen sagen, daß man so einer Platte keine sinnvollen Daten mehr entlocken kann.

Für Aluhutträger gäbe es noch die Möglichkeit, mit

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dd if=/dev/urandom of=/dev/sdX

die Platte mit Pseudozufallszahlen zu füllen. Das dauert allerdings deutlich länger als Füllen mit Nullen, weil die CPU die Zufallszahlen berechnen muß, Nullen stehen auch ohne rechnen zur Verfügung.

Bei einer 250GB-Platte kannst du mit etwa 2.5h für das Nullen rechnen.

[ottonormal]

Aber warum?
Was erhoffst du dir dabei?

Einfach nur das gute Gefühl eines "sauberen" Rechners
Der Rechner bleibt im Besitz des Bekannten. Von daher bestehen keine Bedenken.
Werde ich also darauf verzichten. Von der Zeiteinsparung ist das wohl sowieso das Beste.

[cosmac]

Wenn es um Datenschutz geht, kannst du die Platte auch nach der Installation (per Fernwartung) löschen. cat /dev/zero > dateiname überschreibt alle freien Blöcken, danach ist die ganze Platte entweder während der Installation oder eben vom cat neu beschrieben worden.

Die ganze Platte? Nein, ein kleiner Bereich kurz hinter dem MBR wird heutzutage nicht benutzt, Hier könnten sich unbeugsame Viren oder Lizenzschlüssel eingenistet haben. Aber um Widerstand zu leisten, müsste jemand den Block lesen und ausführen. Das passiert aber per Definition nicht, "unbenutzt" heißt genau das.

Wenn jemand unbedingt in Panik kommen möchte: Viren könnten sich in der Firmware der Festplatte oder im BIOS-Flash verstecken (was dank UEFI immer praktikabler wird; mit Lizenzschlüsseln wird es wohl schon gemacht). Aber gegen beides hilft Platte überschreiben eben nicht und UEFI kennt der Rechner hoffentlich noch nicht.

[MSfree]

Wenn es um Datenschutz geht, kannst du die Platte auch nach der Installation (per Fernwartung) löschen. cat /dev/zero > dateiname überschreibt alle freien Blöcken, danach ist die ganze Platte entweder während der Installation oder eben vom cat neu beschrieben worden.

Nein, nicht die freien Blöcke der ganzen Platte werden dabei überschrieben sondern nur die freien Blöcke der Partition, auf der du die Datei anlegst, die mit Nullen aufgefüllt wird.

Wenn z.B. /home eine eigene Partition ist und die cat /dev/zero > dateiname im Homeverzeichnis ausführst, wird nur die /home-Partition genullt. Ausserdem sind üblicherweise ein paar Prozent eines Dateisystems für root reserviert, die würden ebenfalls nicht überschrieben, wenn man das nicht als root macht.

Insgesamt ist dein Ratschlag also mit Vorsicht zu geniessen.

[hikaru]

Code: Alles auswählen

dd if=/dev/zero of=/dev/sdX

würde die Platte mit Nullen überschreiben.

Da die meisten heutigen HDDs 4kB-Sektoren haben, dd aber standardmäßig mit einer Blocksize von 512B arbeitet würde ich noch bs=4K bzw. ein ganzzahliges Vielfaches davon an das Kommando anhängen um die Geschwindgkeit zu erhöhen.

Für Aluhutträger gäbe es noch die Möglichkeit, mit

Code: Alles auswählen

dd if=/dev/urandom of=/dev/sdX

die Platte mit Pseudozufallszahlen zu füllen. Das dauert allerdings deutlich länger als Füllen mit Nullen, weil die CPU die Zufallszahlen berechnen muß, Nullen stehen auch ohne rechnen zur Verfügung.

Ob das länger dauert als ein Nullen hängt davon ab, ob die CPU die Zufallszahlen schnell genug liefern kann um die HDD bzw. deren Interface auszulasten.

Bei einer 250GB-Platte kannst du mit etwa 2.5h für das Nullen rechnen.

Das ergibt knapp 30MB/s, was für ein schnelles USB-2.0-Interface oder langsames Firewire 400 sprechen würde. Bei einer intern im Rechner via SATA angeschlossenen HDD wäre die 2-3-fache Übertragungsrate zu erwarten.

Wenn es um Datenschutz geht, kannst du die Platte auch nach der Installation (per Fernwartung) löschen. cat /dev/zero > dateiname überschreibt alle freien Blöcken, danach ist die ganze Platte entweder während der Installation oder eben vom cat neu beschrieben worden.

Das hat leider den unschönen Nebeneffekt, dass man zwischendurch eine zu 100% gefüllte HDD hat, was "lustiges Systemverhalten" nach sich ziehen kann. Falls man auf einem ext-Dateisystem unterwegs ist, dann geht das mit zerofree eleganter.

[ottonormal]

Falls man auf einem ext-Dateisystem unterwegs ist, dann geht das mit zerofree eleganter.

An zerofree hatte ich auch schon gedacht, das nutze ich ja immer um meine VMs ab und an zu verkleinern.
Wäre also zerofree auch nach der Installation per Fernwartung empfehlenswert?

[hikaru]

Wäre also zerofree auch nach der Installation per Fernwartung empfehlenswert?

Das kommt vermutlich auf das Szenario an.
Auf Anhieb sehe ich keinen Zusammenhang zwischen Fernwartung und zerofree. Du willst offenbar per Fernwartung die HDD putzen. Kann man machen (auch mit zerofree), ich sehe den Sinn allerdings nicht.

Mal ganz direkt gefragt:
Warum möchtest du den Inhalt ungenutzter Sektoren auf einer HDD die dir weder gehört, noch sensible Daten über dich enthält, unleserlich machen?
Mit fallen ein paar sinnvolle Antworten ein, aber an die meisten davon schließt sich sofort die Frage an, ob ich mit der Wartung dieses Rechners überhaupt etwas zu tun haben will.

[guennid]

Ich muss aber ca. 100 km fahren und möchte das heute noch fertig haben.

Heißt für mich, er will das gerade nicht per Fernwartung machen, aber abends wieder daheim sein.

Keine Ahnung, ob er jetzt unterwegs ist, aber wenn nicht, dann wird das heute wohl nix mehr.

[ottonormal]

Mal ganz direkt gefragt:
Warum möchtest du den Inhalt ungenutzter Sektoren auf einer HDD die dir weder gehört, noch sensible Daten über dich enthält, unleserlich machen?
Mit fallen ein paar sinnvolle Antworten ein, aber an die meisten davon schließt sich sofort die Frage an, ob ich mit der Wartung dieses Rechners überhaupt etwas zu tun haben will.

Die Frage ist natürlich berechtigt. Ich habe einfach die Einstellung, dass ich, wenn ich so etwas für einen Bekannten, Verwandten oder Freund mache, das genau so machen möchte wie ich das für mich selbst machen würde.

So nun muss ich los, sonst wird es mir zu spät. Ich werde also erst einmal davon absehen die Platte zu überschreiben. Schon aus Zeitgründen. Ich bin zwar nicht ungerne bei diesem Bekannten, seine Frau ist aber ziemlich garstig . Schon deshalb möchte ich das für diesen Bekannten besonders gut und gewissenhaft machen. Eben als ob's für mich selbst wäre .

Danke noch mal für alle Antworten.

[ottonormal]

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