Ich möchte zuerstmal etwas allgmeines loswerden:
Defakto hat sich an der reinen Funktionsweise von IP eigentlich fast nichts gändert. (Fragmentierung und Checksummen sind weggefallen und die Adressen sind Länger geworden. Außerdem sind ein paar soweiso fast nie genutzte Flags durch mögliche Zusatzheader ersetzt worden) Das war es.
Nichts davon solltest du als Anwender wirklich merken und lediglich Router deutlich schneller (bzw. mit deutlich weniger Rechenleistung bei gleicher Geschwindigkeit) arbeiten lassen. (Fragmentierung eigentlich schon, aber das hat sowieso nie jemand bei irgend was bedacht. Gab dann viel Leid, wenn das mal passiert ist. Siehe VoIP und Co.)
Allerdings hat man gemerkt, dass unter IPv4 einige übliche Nutzungsweisen zu vielen Komplikationen geführt hat. Entsprechend wurden in den Standard viele Sachen
wie IP verwendet werden soll. Das fing bei der Klarstellung einiger Namen an. (TTL heißt jetzt Hop Limit und Protocol Next Header.)
Daneben hat man Folgende Sachen eingebaut (in grau von mir abgegebene Erklärungen warm):
- NAT und Layer 4 Filtering macht einfaches und sinnvolles Kommunikationsdesighn schwer und effiziente Weiterenwicklung unmöglich. Außerdem sind NAT (im Vergleich zu Routing) zu enorm viel leistungshungriger. NAT ist eine enorme Verschwendung von Ressoucen.
Während es für Malware eher ein kleines Problem ist, wenn man NAT-Traversal einbaut, der nur zu 99% funktioniert und extrem schwer zu warten und weiterentwickeln ist, ist das für Produktivsoftware ein echtes Problem. Insbesondere gab es massenhaft Sicherheitslücken, die erst durch NAT(-traversal) Mechanismen aufgeworfen wurden.
Auch Adressmangel besteht nicht mehr
Entsprechend hat man NAT für IPv6 erst gar nicht und dann nur für den äußersten Notfall spezifiziert.
- Netzwerkstrukturen ändern sich und es findet vorher nicht bedachte Kommunikation statt.
Netzwerke die einmal völlig getrennt waren wollen ganz gerne doch irgend wann miteinander Reden. In jedem Unternehmen kann man schon Tage nach dem Einrichten zig VPNs und SSH-portforwardings sehen, die sich durch das Netz spannen und ursprünglich abgetrennte Netze miteinander verbinden.
Lustig wird das spätestens dann wenn es Plötzlich zwei mal das gleiche Netz oder gar IP gibt und die so verbunden werden. (Hatte vor kurzem mal nen WLAN-Router für Tor gebaut. Der hat überall getan. Bei der Vorführung brach alles zusammen. Grund: Das Ding machte DHCP – und der Veranstelter nutzte das gleiche Netz extern wie ich intern 192.168.23/24 . Sehr hässlich.)
Ganz abgesehen davon, dass einem das einen Ziemlichen Knoten in den Kopf macht wenn es 3 mal die 10.0.0.3 gibt und die je einen anderen Rechner meint, je nachdem wo man sitzt. und welche VPNs in welcher Reihenfolge gestartet wurden. (Beispiel wo ich arbeite.)
Deswegn sagt IPv6, dass es jedes Netz nur ein mal geben soll – Und zwar weltweit. das gilt sowohl für das was einem der Provider gibt (Da Managed das die IANA, dass da nicht doppelt vergeben wird.) wie auch für die Privaten ULAs. (Da soll der Zufall dafür sorgen, dass keine zwei Netze gleich sind. Auch wenn das Dopplungen natürlich nicht vollständig ausschließt.)
So kann man falls man das will jederzeit Rechner oder Netze einfach durch einen Weiteren Eintrag in der Routingtabelle (oder ggf. einen Router, falls da noch keine Verbindung da ist.) miteinander verbinden. Ganz ohne VPN oder sonstige Krücken.
- Netze wachsen. Gerne auch mal um Größenordnungen. (In den 90ern bekam plötzlich jeder ein PC statt nur noch 3 Spezialhansel. Und bald hat vielleicht jede Glühbrine einen Anschluss.) Und Adressen sind bei IPv6 genug da.
Geht der Platz in einem Netz aus führt das zu extremen Problemen und extrem hässlichen Frikellösungen. Deswegen macht IPv6 Vorgaben zu
Mindestgrößen.
- Jedes Subnetz muss /64 sein. => 2⁶⁴ IPs fassen. Ausreichend für jedermann
![Wink ;-)](./images/smilies/icon_wink.gif)
- Jeder Provider muss jedem Endkunden mindestens ein /56 (256 Subnetze) geben. Sollte sogar ein /48 weitergeben. So soll verhindert werden, dass einzelne Firmen dann zg Unterschiedliche Subnetze kaufen müssen und da dann völlig wild alles möglcihe zueinander Reinstecken, damit man das auch ja möglichst gut ausnutzt. Admins sollen die Möglichkeit haben Sinnvoll verschiedene Teile in verschiedene Subnetze packen zu können und dabei eben nur ein einzigen Präfix brauchen.
- Provider selbst sollten mindestens /32 bekommen.
Das alles steht im Standard. Allerdings bauen die neuen Netze wieder die gleichen Leute auf, die schon IPv4 anders benutzt haben. Und gehen tut alles natürlich weiterhin. Man kann natürlich alles genau machen wie früher und Netzwerker hassen Veränderung. Praktisch alle Plastikrouter verhalten sich genau wie früher.
Und machen damit allen Möglichen Nutzen den man aus IPv6 ziehen könnte direkt wieder zu Nichte. In den meisten Firmennetzwerken sieht es ähnlich aus.
Mann kann also auch alles wie Früher machen.
TomL hat geschrieben:Letztendlich schließe ich daraus, dass jedes NIC eine weltweite einmalige IPv6 besitzt.
Das war die Idee hinter dem Internet Protocol, als es 1982 entwickelt wurde. Das galt auch schon für IPv4. Erst über 10 Jahre später kam die Möglichkeit dazu, Private Adressen zu nutzen.
Allerdings eigentlich nur für wirklich abgetrennte Netze. Übertragungen zwischen Privaten und öffentlichen Adressen waren nicht vorgesehen.
(17 Jahre nach IPv4 gabs die erste RFC zu NAT.)
TomL hat geschrieben: Aber heisst das nicht auch, nix mehr mit DHCP
Es gibt SLAAC als einfachere Alternative zu DHCP und DHCPv6 als wesentlich mächtigeres Werkzeug als DHCP.
DHCPv6 hat den sehr mächtigen Mechnanismus der Präfixdelegation. Sehr tolles Werkzeug für große Netzwerke. Für Zuhause eher unnötig.
DHCP selbst ist nur für IPv4 geschrieben. Da SLAAC DHCP in fast jeder Hinscht überlegen ist, gab es da keine Erweiterung auf IPv6.
TomL hat geschrieben:von mir selber festgelegten IPs
Die sind ausdrücklich rausgeflogen. Es gibt ULAs Die sollen aber ausdrücklich zufällig erzeugt werden, damit keine Kollisionen mit gleihnamigen Netzen passieren.
TomL hat geschrieben:leicht merkbaren von mir selber festgelegten IP's
Zum merken gibt es Hostnamen. Funktioniert 100 mal besser als irgend welche Nummern. Du kannst aber natürlich auch 1:: nutzen. Solang bis du mit jemand zusammen triffst, der die gleiche tolle Idee hatte.
TomL hat geschrieben:Kann ich möglicherweise heute bei Nutzung eines IPv6-Anschlusses nicht mehr in meiner Fritte eine eigene Netz-IP einrichten und anschließend den Clients dazu passend (unabhängig der ISP-IPv6-IP) eine mir passende IP
Konntest du noch nie. IPs sind schon immer von der IANA vergeben worden.
TomL hat geschrieben:Bedeutet das, dass die im Router vorhandene ISP-WAN-IPv6 auch nur eine Geräte-IP im ISP-Präfix-Subnet ist
Prinzipiell kann der Router das halten wie er will. Aber bei SLAAC gibt der den Ton an, der die kleinste IP hat. Entpsrechend sollte er den ::-Suffix wählen.
TomL hat geschrieben:der seine IP ebenso wie allen anderen LAN-Clients mit der MAC selber generiert?
Die Generierung aus der MAC-Adresse ist eher was für Server.
Für Privatleute gibt es alternativ (oder zusätzlich) /proc/sys/net/ipv6/conf/all/use_tempaddr damit wächselt man jeweils die IP in eine Zufällige in regelmäßigen Abständen um Tracking zu erschweren.
TomL hat geschrieben:außerdem den IPv4-Range des LANs, der bezogen auf den Netzteil der beiden IP's (LAN vs. WAN) ja ein völlig anderes Netz darstellt.
Du bekommst von deinem Provider (wenn der sich standartkonform verhält) mindestens ein /56 Das kannst du weiter in bis zu 256 unabhänige Subnetze unterteilen.