Hardwaretreiber: Open-Source oder Third-Party?

Warum Debian und/oder eine seiner Spielarten? Was muss ich vorher wissen? Wo geht es nach der Installation weiter?
gnu
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Re: Hardwaretreiber: Open-Source oder Third-Party?

Beitrag von gnu » 10.01.2016 16:48:39

owl102 hat geschrieben:gnu, hast du da schon weiter gelesen als ich?
Nein, ich stoße da (allmählich) an meine Grenzen, was das Verständnis angeht, da ich eben nur Endanwender bin.
owl102 hat geschrieben:praxisorientiertere Auswertungsmethoden von Linux-Treibern verwiesen, ich schaue mal, was man davon im Netz finden kann
Danach werde ich auch mal sehen, wenn es eine Möglichkeit gäbe Treiber auszuwerten ohne umfangreiches Fachwissen zu benötigen (was ich nicht glaube), wäre das gut für die Erstellung einer Datenbank (siehe oben) geeignet.

Hier eine Zusammenfassung der Probleme, die wir in diesem Thread bisher gesammelt haben:

Große Hardwarehersteller (GPUs, CPUs):
  • fokussiert auf eigene, proprietäre Treiber
  • geringe Unterstützung für die Entwicklung von Open-Source-Treibern
  • bisher war Linux kein lukrativer Markt für High-End-Komponenten im Endanwenderbereich (z.B. für PC-Spieler)
Hersteller von Zubehör-Hardware (z.B. WLan-Sticks):
  • Keine Zeit / kein Budget
  • evtl. geringer Gewinn pro verkaufter Hardware
  • fehlende Kenntnisse des Betriebssystems der Treiberentwickler
  • anscheinend hohe Einarbeitungszeit für jedes Betreibssystem erforderlich ("These developers are more likely to make mistakes using OS interfaces they do not fully understand.")
  • es wird zu wenig getestet (vermutlich Folge aus den oberen Punkten)
  • Treiberverhalten wird durch viele Faktoren beeinflusst, alle Situationen zu testen ist kaum möglich¹
  • es werden bei der Entwicklung nicht immer einheitliche Techniken / Standards, wie 802.11 Headers genutzt
¹ Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Device_dr ... rification, Textstelle:
There are two challenges that limit testing the device drivers.
  • It is very hard to determine the exact operation or time, when there is a fault in the interaction between driver and the kernel. The system could go into some inconsistent state and the crash is reported after a long time, blurring the real cause of the crash.
  • The drivers which work properly in normal circumstances can go wrong in rare and exceptional cases and the traditional testing techniques may not help in detecting the corner case behavior of the drivers.
Kunden (Endanwender):
  • akzeptieren PC-Probleme, da sie sie gewöhnt sind¹
  • geringe Priorität bei der Mehrheit der Endanwender²
¹z.B. die Autoindustrie könnte sich ähnliche Softwareprobleme wahrscheinlich eher nicht leisten

²Nvidia u. AMD veröffentlichen für Windows etwa jeden Monat eine neue, verbesserte Version ihrer Treiber für ihre Mid- und High-End-GPUs. Meist sind diese sogar speziell für in Kürze erscheinende (AAA)-Spiele angepasst.

Warum? Weil viele Kunden, die ihre teureren GPU-Modelle (z.B. GTX-Serie bei Nvidia) kaufen, eine höher Computer-affinität aufweisen, bzw. hohe Ansprüche an die Qualität der Hardware u. Treiber stellen u. sich bei Problemen beschweren, bzw. wissen, wie sie die Aufmerksamkeit der Firmen erreichen können.

Wäre eine hohe Treiberqualität und -portabilität (z.B. problemloser Einsatz auf sämtlichen Plattformen, Linux, Android, BSD, Mac, Windows, Minix) bei einer großen Mehrheit der Kunden für die Kaufentscheidung relevant, würden die Hersteller entsprechend handeln.
Zumindest die universelle Einsetzbarkeit ist bei manchen Produkten schon entscheidend (siehe z.B. Wlan-Sticks für Linux bei Amazon).

Was kann man tun?
  • Bewusstsein bei Kunden schaffen (z.B. durch Kundenrezensionen)
  • Bewusstsein bei Herstllern schaffen (z.B. durch Produktbewertungen)
  • Bewusstsein bei Produkttestern schaffen (z.B. durch Anmerkungen in Kommentaren)
  • Informationen zur Treiberqualität leicht zugänglich machen, z.B. in einer einfach zu bedienenden, ohne Fachwissen verständlichen Treiberdatenbank (Website, Artikel auf https://wiki.debianforum.de)
  • leicht verständliche Entwicklungsumgebung für das Portieren von Windows-Treibern zu Linux schaffen
  • Entwicklung von Open-Source-Treibern gezielt fördern
  • Verbreitung alternativer Betriebssysteme fördern
Zuletzt geändert von gnu am 10.01.2016 21:52:54, insgesamt 4-mal geändert.

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Re: Hardwaretreiber: Open-Source oder Third-Party?

Beitrag von ralli » 10.01.2016 19:45:40

Für meine Nvidia GraKa 9500 GT gibt es den Original Treiber, der ja auch problemlos installiert werden kann, wenn contrib und non-free in der sources.list eingetragen ist. Mittlerweile benutze ich nur noch den Open-Source Treiber Nouveau. Warum? Die Leistung im normalen Modus ist sehr gut und steht dem propertiären Treiber in nichts nach und er wird bei einer Standardinstallation automatisch installiert..
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Re: Hardwaretreiber: Open-Source oder Third-Party?

Beitrag von Lord_Carlos » 10.01.2016 20:13:28

gnu hat geschrieben: Hersteller von Zubehör-Hardware (z.B. WLan-Sticks):
Dazu gibt es einen netten Talk der etwas einblick in die Entwicklung von proprietären und opensource treibern fuer Wlan Geraete gibt.
https://www.youtube.com/watch?v=niu14NoLeQc

Z.B. hat atheros den ath9k Treiber nur rausgebracht weil einer Ihrer Grosskunden das Wollte. Jetzt wird nicht mehr mit der Opensource Gemeinschaft zusammen gearbeitet.

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Re: Hardwaretreiber: Open-Source oder Third-Party?

Beitrag von gnu » 10.01.2016 21:40:07

Felix Fietkau bestätigt, was owl102 und du sagen: was Hersteller wirklich in Bewegung setzt, sind Kundenwünsche.

"When customers demand a feature they usually jump immediately, because they want to make sales."

Interne Versuche die Entscheider für die Entwicklung von Open-Source-Treibern zu gewinnen, gestaltet sich dagegen deutlich schwieriger.

schwedenmann
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Re: Hardwaretreiber: Open-Source oder Third-Party?

Beitrag von schwedenmann » 11.01.2016 18:29:17

Hallo

@gnu
Interne Versuche die Entscheider für die Entwicklung von Open-Source-Treibern zu gewinnen, gestaltet sich dagegen deutlich schwieriger.
Ist doch klar, 99 zahlende Kunden, gegen eine Open-Source-für-lau-Kunden, wenn man mit Treibern und Hardware Geld verdienen muß, ist die Entscheidung einfach und nachvollziehbar, vom "Geschäftgeheimnis" mal ganz abgesehen.

mfg
schwedenmann

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