Problem mit Marvell 88SE9172 SATA-Controller

[vdvogt]

Hallo,
ich habe ein Gigabyte GA-990FXA-UD5 (rev. 3.0) ( http://www.gigabyte.de/products/product ... id=4455#sp ).
Dieses MB hat 8 SATA-Ports intern und 2 eSATA-Ports extern.
6 davon haengen an der Southbridge SB950, zusaetzlich hat das MB noch zwei Marvell 88SE9172 SATA-Controller.
Einer ist fuer zwei zusaetzliche SATA-Ports auf dem MB zustaendig, der andere versorgt die beiden eSATA-Ports extern.
Aktuell ist auf dem MB die BIOS-Version FB, es gibt eine neuere Version FC, die ich aber noch nicht installiert habe.

Ich habe nun folgendes Problem:
An den 6 SATA-Ports, die von der SB950 kontrolliert werden, sind 6 HDDs mit RAID5 angeschlossen,
an den anderen zwei SATA-Ports intern sind zwei HDDs angeschlossen, die ich als RAID1 (gespiegelte HDDs) einrichten will.
An einem der externen eSATA-Ports habe ich ein DVD-LW angeschlossen.

Wenn ich nun Debian installieren will (aktuelle Version 8.2), so werden die 6 HDDs, die aus einem Vorgaenger-PC stammen, einwandfrei erkannt und auch das RAID5-Array wird als solches erkannt, die kann ich auch problemlos einbinden (/home).
Aber die anderen zwei HDDs, die an dem einen Marvell-Controller haengen, machen Probleme.
Sie werden zwar im BIOS richtig erkannt, aber bei der Installation erhalte ich immer folgende Fehlermeldung:

syncing/closing error: /dev/sdX input/output error

Ich habe dann die Wahl zwischen Retry und Ignore.
Retry bringt nichts und ein Ignore fuehrt dazu, dass die Einrichtung des RAID1 abgebrochen wird und ich die Installation nicht fortsetzen kann.
Ich habe die HDDs ausgebaut und an einem anderen PC getestet. Die HDDs sind einwandfrei, die Fehler koennen also nicht von den Festplatten kommen, sondern vom Marvell-Controller, der offensichtlich von Linux nicht richtig unterstuetzt wird.

Nach einer Recherche im Internet habe ich herausgefunden, dass das Problem mit den Marvell-Controllern bekannt ist und angeblich seit Kernel-Version 3.18 behoben sei.
Aus diesem Grund habe ich mir ein Debian-Testing besorgt, in der Hoffnung, dass mit dem neueren Kernel (Version 4.3) die Installation klappt, und die Installation damit versucht.
Aber leider mit dem gleichen schlechten Ergebnis.

Leider weiss ich jetzt nicht mehr, was ich noch ausprobieren koennte.

Hat jemand Erfahrung mit diesem MB, oder den Marvell-Controllern und kann mir weiterhelfen?

Viele Gruesse
Veit

[hikaru]

Es besteht wohl der Verdacht, dass der Marvell 88SE9172 unter verschiedenen PCI-IDs firmiert, wovon nicht alle dem Kernel bekannt sind. [1]
Eine Möglichkeit, dem Installer die Controller schmackhaft zu machen bestünde möglicherweise darin, dem Installer-Kernel die PCI-IDs deiner Controller unterzuschieben, wie im unter [1] verlinkten Blogpost beschrieben.
Für den Kernel eines installierten Systems, das von einem Datenträger an so einem Controller bootet wird das wohl nicht funktionieren. Da müsstest du wohl den Kernel selbst patchen. [2]


[1] https://bugs.launchpad.net/ubuntu/+sour ... comments/3
[2] https://groups.google.com/forum/?_escap ... 4meveplgqo

[vdvogt]

Hallo hikaru,
danke fuer Deinen Hinweis!

Wie koennte ich denn vor, oder waehrend der Installation von einer DVD herausfinden, welche PCI-ID meine Marvell-controller haben.
Und: Woran sehe ich, welcher der beiden Controller zu den internen und welcher zu den externen SATA-Ports gehoert?

Gruesse
Veit

PS: Angeblich soll eine Loesung, die ich im Internet gefunden habe, darin bestehen, dem Grub vor der Installaltion folgende Zeile mitzugeben:

GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT="pci=nomsi"

Allerdings habe ich keine Ahnung, wie ich das machen sollte, denn bei der Installation gibt es ja noch kein GRUB, der wird ja erst am Ende der Installation installiert.

[NAB]

* Der Bugreport, den hikaru da ausgegraben hat, bezieht sich einzig auf den Betrieb bei aktivierter IOMMU. Falls das wirklich das Problem ist, und dein Mainboard eine IOMMU hat, könntest du sie einfach im BIOS ausschalten. (Nennt sich bei AMD "AMD Vi")

* Es gibt ein BIOS-Update? Dann probiere das doch aus!

* Marvell Controller machen nichts als Ärger. Marvell hält sich nicht an die PCI-Spezifikationen, rückt keine Unterlagen raus und der Support wird als "nicht vorhanden" beschrieben. Mit einem Chip von ASMedia, JMicron oder LSI bist du wohl langfristig besser bedient.

[vdvogt]

Hallo NAB,
wenn ich das vor dem Kauf des MB gewusst haette, dann haette ich dieses MB bestimmt nicht gekauft!
Aber hinterher ist man immer schlauer.

Ich habe jetzt mal das BIOS auf UEFI umgestellt UND vor der Installation mit der DVD die Zeile
ahci.marvell_enable=1 mitgegeben, was ich dazu auch noch im Internet gefunden hatte und siehe da:
Die Installation laeuft.
Ich konnte ohne Probleme die beiden HDDs als RAID1 und auch das alte RAID5 einbinden!

Liegt es jetzt daran, dass ich UEFI-Boot eingeschaltet habe, oder liegt es an der zusaetzlichen Zeile?

Wer von den Kernel-Experten kann was dazu sagen, denn das waere ja auch fuer andere wichtig, die auch Probleme mit den Marvell-Controllern haben.

Vielen Dank fuer eure Tips!

Viele Gruesse
Veit

[NAB]

Wenn ich diesen:
http://www.gossamer-threads.com/lists/l ... nel/968813
Grund für die Einführung des "ahci.marvell_enable=1"-Parameters richtig verstehe, dann betrifft der nur Marvell-Controller, die einen zusätzlichen PATA-Anschluss haben. Bei dir sollte er also komplett wirkungslos sein.

UEFI hat übrigens seine eigene Art, Massenspeicher anzusprechen, und nutzt dafür auch eigene Firmware. Es mag sein, dass Marvell für den BIOS-Modus defekte Firmware ausliefert und für den UEFI-Modus funktionierende. Oder dass Gigabyte hier irgendwas versaut hat ...

[vdvogt]

Hallo NAB,
Alles klar.
Die Installation ist groesstenteils ordentlich durchgelaufen.
Ich muss mir jetzt nur die richtige sources.list fuer Strech besorgen, denn die Installation hat gar keine sources.list angelegt.
Oder wird mit SystemD das jetzt anders geregelt?

Viele Gruesse
Veit