ich muss mal was beichten. Entgegen guter Debianusertradition mache ich Releasewechsel für gewöhnlich nicht über ein dist-upgrade sondern über eine Neuinstallation. Rein pragmatisch hatte das den Grund, dass sich das bisher durch starke Änderungen in meinen Nutzungsgewohnheiten zwischen zwei Releases oder in Debian selbst meist gelohnt hat. Ein weiterer Grund, der jetzt mehr in den Vordergrund tritt ist, dass ein per dist-upgrade erzeugtes neues Release deutlich mehr für mich nutzlose Pakete (und damit Speicherplatzanforderungen) hat als eine Neuinstallation.
Dazu habe ich gestern mal einen Test gemacht. Ich habe in Virtualbox zwei virtuelle Maschinen erstellt, jeweils eine Xfce-Standardinstallation mit Netzwerkunterstützung von der amd64-CD1 für Wheezy (7.8) und von Jessie (8.1). Anschließend habe ich ein dist-upgrade der Wheezy-VM auf Jessie gemacht und den Speicherplatz verglichen. Die per dist-upgrade angehobene Maschine brauchte gut 600MB mehr Speicherplatz als die Jessie-Neuinstallation. Ich finde das bei rund 3GB Gesamtvolumen ziemlich krass und es würde mich mal interessieren, wie andere dieser Problematik begegnen, falls sie es überhaupt tun.
Im Detail:
Vergleich der Ausgaben von df für ein frisch installiertes Xfce/amd64:
Wheezy:
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Dateisystem 1K-Blöcke Benutzt Verfügbar Verw% Eingehängt auf
rootfs 9848352 3093776 6254304 34% /
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Dateisystem 1K-Blöcke Benutzt Verfügbar Verw% Eingehängt auf
/dev/sda1 9717280 2817688 6382936 31% /
Die dazugehörigen Paketlisten (dpkg -l):
Wheezy: 38663
Jessie: 38664
Nach einem dist-upgrade der Wheezy-Maschine, anschließendem Purgen des Wheezy-Kernels inklusive seiner Headers, einem apt-get --purge autoremove und Leeren des apt-Caches sagt df das:
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Dateisystem 1K-Blöcke Benutzt Verfügbar Verw% Eingehängt auf
/dev/sda1 9717280 3460620 5740004 38% /
Hier kommen gegenüber der ursprünglichen Wheezy-Installation also auch nochmal 350MB hinzu, was wegen des Release-Wechsels für sich allein genommen wiederum uninteressant ist. Interessant ist aber, dass sich zwei Systeme die deren Ziel es meinem Verständnis nach sein sollte möglichst gleich zu sein um über 600MB voneinander unterscheiden.
Man möge jetzt deborphan als weiteren Reinigungsschritt einwerfen. Dessen Auswirkung ist aber mit unter 2MB in der Standardeinstellung bzw. 23MB beim (nicht gewollten) Löschen aller Endpakete vernachlässigbar:
38666
Natürlich ließe sich das dist-upgrade-Jessie per Hand auf den Zustand des neu installierten Systems zusammenstutzen, aber die Pakete zu vergleichen ist mühsam, da man ja in der Praxis keine Referenzinstallation hat zu der man ein diff machen könnte. Und automatische Tools die das für einen übernehmen sind mir nicht bekannt.
Als Fazit stellt das für mich das dist-upgrade als Mittel zum Release-Wechsel in bestimmten Szenarien in Frage. Als Beispiel: Ich habe ein Netbok mit einer 4GB-SSD. Da tun 600MB durchaus weh.